September 2014 Archiv

Jazz Festival

So, Dennis ist heil in Deutschland angekommen und der Urlaub ist vorbei. Und was mache ich jetzt? Ach, eigentlich könnte man die Zeit natürlich nutzen, um einer Sendaier Tradition zu folgen und mal wieder ein Festival anschauen. Ja, Sendai hat viele Festivals! Eigentlich kann man wöchentlich in den Stadtpark gehen und findet irgendein Fest. Viel schlimmer eigentlich, man muss noch nicht mal das Haus verlassen. So passierte es am Sonntag:

Sonntag, endlich Ruhe. Selbst die Bauarbeiter, die direkt an meinem Küchenfenster ein Haus bauen und dazu sogar am Samstag arbeiten, haben ein Einsehen und nehmen sich einen Tag frei. So sehr ich mich auch darauf gefreut habe, umso überraschter war ich, als auf einmal Festivalmusik vor der Haustür zu hören war. Der Hachiman-Schrein, unser örtlicher, dem Kriegsgott geweihter Schrein, hatte ein Festival. Eine Gruppe von Anwohnern, unter ihnen auch eine ganze Schulklasse, vollzog das Schreintragen, welches ich schon vor einigen Tagen mit Dennis in der Innenstadt bestaunen konnte. Nur wie es sich für einen der Hauptschreine in Sendai gehört, musste natürlich alles etwas anders ablaufen, als bei den anderen. Dementsprechend fuhren vor den Schreinen Transporter mit Bands, welche die ganze Nachbarschaft mit ihrer Musik beschallten. An normalen Tagen finde ich das toll, um acht Uhr morgens kann ich mir da aber schon etwas Besseres vorstellen, als lautstark Musik zu hören. Aber wenn man schon mal auf ist und sich den Umzug anschaut, dann kann man natürlich auch die Zeit gleich nutzen, um einen Abstecher in die Innenstadt zu machen. Dort wartete schon ein Jazz Festival auf uns und nicht nur irgendein Festival, nein, das größte Festivals für Jazz in Japan. Überall in Sendai wurden zu diesem Zweck Bühnen errichtet, insgesamt über dreißig an der Zahl. Lokale Bands sowie Amateure und Profis aus ganz Japan nutzen dort die Möglichkeit, um in jeweils 20 Minuten ihr Können zu zeigen.

jazz_1_1409Um das Festival richtig zu genießen entschieden wir uns, auch gleich Unterstützung in Form einer Japanerin mitzunehmen. Masami wollte sich mit uns treffen und zu einem Auftritt einer ihrer Freundinnen gehen. Der erste Schock war schon mal Masamis Auftritt. Ihre wirklich beeindruckenden langen Haare mussten seit unserem letzten Aufeinandertreffen vor drei Tagen einem Kurzhaar-Jungenhaarschnitt weichen. Wie sie uns erklärte, wurde ihr die Pflege zu viel. Aber besonders muss wohl auch das Problem gewesen sein, dass einige Japaner die Haare als Einladung verstanden und sie als Puppe ohne Entscheidungsgewalt behandelten. Als Reaktion entschied sie sich für einen komplett entgegengesetzten Haarschnitt, was natürlich traurig ist, wenn man das Verhalten der Japaner reflektiert.

jazz_2_1409Das Festival war auf jeden Fall beeindruckend. Es gab viel zu sehen und die Musik war sehr vielfältig, auch wenn mir nicht alles gefiel. So war ich der Einzige, der bei Regen eine Band unterstützte, deren Freunde sich alle unter ein Dach an der Seite geflüchtet hatten. Ich fand es einfach schade, dass sie ihren großen Auftritt hatten und zwar Zuhörer da waren, jazz_3_1409sie diese aber nicht sehen konnten. Die Anwesenheit von mir überzeugte dann auch einige anderen, sich dazuzugesellen, so dass ihr Auftritt noch ein richtiger Erfolg wurde. Highlight war aber Masamis Freundin. Ihre Band bestand aus acht Leuten und obwohl alle sich bemühten, die kleine zierliche Japanerin in der ersten Reihe war die Einzige, welche das ganze Publikum mitreißen konnte. Bei diesem kleinen Körper hätte man solch eine Stimme nicht erwartet und alle hatten jazz_4_1409ihren Spaß. Alle, nein, ein Japaner sichtlich nicht! Er hatte sich mit seiner Frau auf eine Stufe gesetzt und erwartete, von da aus das ganze Konzert sehen zu können. Als Masami nun rumlief und Fotos von ihrer Freundin machte, wagte er es, sie mit harschen Worten zu verjagen. Während Orsolya noch überlegte, mit ihm zu diskutieren, entschied ich auszuprobieren, jazz_5_1409ob der Herr das auch bei anderen Menschen macht, die sich besser verteidigen können. Kurzentschlossen machte ich auch ein paar Fotos. Ganze drei Minuten ertrug er es, bis er sich entnervt einen neuen Platz suchte, innerlich sichtlich auf Ausländer schimpfend. Trotzdem, es war nicht so, dass er sich nicht auf einen der offiziellen Plätze setzten konnte. Wer sich selber jazz_6_1409einen neuen Platz mit besserer Sicht sucht und dann nur weil er kräftiger ist barsch andere Leute vertreibt, hat es nicht besser verdient! Schließlich gibt es immer jemanden, der größer ist.

Zu schade, dass er sich nicht an mich herangetraut hat, ich hätte zu gerne einmal mit ihm diskutiert!

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Auf Wiedersehen Dennis!

Es ist soweit, Dennis Zeit in Japan neigt sich dem Ende zu. Zum Glück gibt es immer noch genug zu sehen und genug zu tun, so dass ich mir sicher bin, dass Dennis und ich auf jeden Fall in der Zukunft hier noch einmal gemeinsam rumreisen werden. Statistisch gesehen sollte das spätestens 2018 der Fall sein. Da Dennis aber noch etwas Zeit hatte, genossen wir den heutigen Tag so, wie er es verdient hatte. Es gab noch ein letztes Calpis, Sendai_13_1ein Vitaminwasser, zum Abschluss ging es noch ein letztes Mal Tsukemen essen, die ihm so geschmeckt haben, und ein letztes Mal Spielhalle durfte natürlich auch nicht fehlen. In der Spielhalle trennten wir uns auch gerecht mit 1:1, wie es sich für Freunde gehört. Um 16.00 Uhr brachte ich ihn dann zum Zug, wo er sich von mir und der dazu gestoßenen Orsolya verabschiedete und dann nach Tokyo fuhr, wo es am späten Abend losging. Wie ich später von ihm hörte, hat er Narita auch erfolgreich erreicht und ist dort mittlerweile auch in sein Flugzeug gestiegen. Nur die Tatsache, dass es im Flughafen Narita kein Calpis gab, machte ihm sehr zu schaffen. Wie Dennis es in der nächsten Zeit in Deutschland ohne den Nachschub an japanischen Getränken aushalten soll, frage ich mich wirklich, aber im Notfall muss ich wohl ein Carepaket senden. Wenn die Asiamärkte in Magdeburg schlau sind, sollten sie auf jeden Fall Vitaminwasser und Calpis in ihr Sortiment aufnehmen. Dennis nimmt es ihnen dankend ab.

Was bleibt nach Dennis Besuch? Wir hatten eine sehr gute Zeit zusammen und ich glaube, Dennis hat es auch genossen. Obwohl man es nach 4 Japanbesuchen nicht erwarten kann, habe ich es geschafft, Dennis täglich wenigstens eine neue Sache zu zeigen und habe auch etwas Abwechslung in die Urlaubstage gebracht. Besonders die typisch japanischen Sachen, wie Tanzspiele und Karaoke, die Dennis eigentlich auf keinen Fall ausprobieren wollte, haben ihm viel Spaß gemacht. Aber nicht nur für Dennis hat sich die Reise gelohnt. Ich muss offen zugeben, dass ich schon lange in Japan bin. Ich sehe einige Sachen einfach nicht mehr, die Japanreisenden wie Dennis ins Auge fallen. Dadurch, dass ich mit Dennis unterwegs war, habe ich auch wieder etwas von der alten Unschuld zurückgewonnen, die die Reisen ausmachten, als Japan noch wirklich neu für mich war. Das hat das Reisen für mich natürlich auch wieder interessant gemacht.

Auf jeden Fall freue ich mich, dass er hier war und kann nur noch einmal wiederholen, dass ich jeden, der will, gerne hier begrüße! Ihr wisst gar nicht, was ihr verpasst, wenn ihr nicht kommt. Und an Dennis gerichtet verbleibt mir nur noch mit einem Insider von uns beiden zu enden: Danke und bis zum nächsten Mal, wenn Hachinohe wieder ruft!

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Der Tag der Tempel

„Wenn man einen Tempel kennt, dann kennt man wirklich alle und der hier neben mir zwingt mich, sie mir trotzdem alle anzuschauen.“
Dies ist ein Zitat aus dem Jahr 2006 von Dennis G. zu einem amerikanischen Paar im Zug nach Nara.

Sendai_12_0Zum Glück gibt es Dinge im Leben, die sich im Alter und mit der Erfahrung noch ändern. War es 2006 Dennis, der gerne einmal jammerte, wenn man auch nur einen Tempel zu viel besuchte,Sendai_12_3 ist er heute die treibende Kraft beim Besichtigen von Tempeln. Ich bin mittlerweile nach 2 1/2 Jahren so langsam an Tempel gewöhnt. Es ist nicht so, als dass man wirklich alle kennt, wenn man einen gesehen hat, aber man bekommt schon aus der Entfernung ein Auge dafür, ob sich ein Tempel lohnt oder nicht.

Dennis hingegen erscheinen sie alle neu Sendai_12_1und dementsprechend fragte er, ob wir nicht noch ein paar Tempel besichtigen können. Natürlich können wir das und so ging es für uns in den östlichen Teil der Stadt. Direkt hinter dem Bahnhof gibt es eine Straße, in der sich zehn Tempel direkt Sendai_12_4hintereinander befinden. Keine Frage, dass wir jeden einzelnen Tempel besuchten und dazu Fotos machten, wie es in Deutschland immer den Japanern vorgehalten wird. Wir könnten mittlerweile eigentlich ganz Sendai mit den Fotos rekonstruieren, falls das einmal notwendig werden sollte.

Sendai_12_2Nach diesem Spaziergang ging es zurück in die Innenstadt. Zwar gibt es die Möglichkeit, die Strecke mit Hilfe des Zuges zurückzufahren, in Gedenken an unseren bisherigen Urlaub liefen wir die drei Stationen aber lieber, als per Zug nichts von unserer Umwelt zu haben. In der Stadt angekommen, gabSendai_12_8 es noch ein paar Turniere in der örtlichen Spielhalle, die ich allesamt durch Glück für mich entscheiden konnte. Wobei, eventuell lag es auch an Dennis, der am späten Abend sogar gegen Orsolya im Street Fighter verlieren sollte, obwohl sie das Spiel beziehungsweise eigentlich noch gar kein Spiel bisher gespielt hat.

Das eigentliche Highlight kam aber beim Abendessen. Für Dennis letzten Tag hatten wir Masami angerufen und zum Essen eingeladen. Diese brachte Dennis ein japanisches Geschicklichkeitsspielzeug mit, welches er auf dem Weg zum Restaurant auch ausgiebig ausprobierte. Ziel für uns war ein örtliches Yakiniku-Restaurant. Das ist ein Fleischrestaurant mit Grill am Tisch, auf dem man sich das Sendai_12_6Essen selber grillen kann. Das musste ich armer Vegetarier also wieder mal besuchen, aber was macht man nicht alles für die besten Freunde. In diesem Restaurant sind wir aber auch schon ziemlich bekannt, da es mein persönlicher Geheimtipp zum Fleischessen in Sendai ist. Nur leider waren heute meine üblichen Kellner noch nicht da, sondern ein aus meiner Sicht immer sehr reservierter Herr, der uns bestimmt am liebsten überhaupt nicht bedienen wollte. Dennis schaffte es aber dieses Mal, für uns das Eis zu brechen. Dadurch, dass er immer noch versuchte, im Geschicklichkeitsspiel Erfolg zu haben,Sendai_12_7 wurde unser Kellner auf ihn aufmerksam und schnappte sich das Spielzeug, um uns seine Fähigkeiten zu zeigen. Das klappte zwar nur bedingt, wofür er genug Ausreden fand, aber trotzdem taute er auf, als das halbe Restaurant ihm beim Spielen zuschaute. Auf einmal war er zuvorkommend und gab uns gute Ratschläge, was wir essen sollten, auch wenn er genau wie Masami nicht verstand, wie Dennis und Orsolya das selbstgebratene Fleisch so schwarz essen können. So hatten wir einen schönen Abend, den wir noch mit traditionellen japanischen Bildern aus dem Sofortbildautomaten abschlossen, die man aber aufgrund der Bearbeitung durch die Frauen unserer Gruppe leider niemandem zeigen kann und die darum für ewig im Giftschrank verschwinden werden.

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Die deutsche Flagge am japanischen Fluss

Sendai_11_0Nur noch zwei Tage für Dennis und für uns ein guter Grund, noch einmal eine längere Fahrt zu unternehmen. Aus diesem Grund ging es für uns heute zurück nach Hiraizumi. Dabei wollten wir nicht Hiraizumi an sich besuchen, sondern unser Ziel waren die Flüsse um Gembikei und Geibikei. Das Problem war leider, dass wir für die Strecke einige Zeit brauchten. Auf der einen Seite war es gut für uns, etwas Entspannung zu haben, auf der anderen Seite lag unsere Ankunft etwas ungünstig. Direkt nach unserer Ankunft in Ichinoseki suchten wir erst einmal die Touristeninformation auf. Dort erwartete uns eine total überforderte Japanerin. Ausländer!!! In der Nebensaison hatte sie so etwas nicht erwartet und dann kann sie doch kein Englisch. Erst als ich auf Japanisch antwortete, war sie total erleichtert. Überglücklich erklärte sie uns alles, ohne zu vergessen, zehn Mal in drei Minuten meine Japanischkenntnisse zu loben. Wenn man etwas Egoschmeichelei benötigt, dann ist Japan wirklich das beste Land der Welt. Sobald man auch nur drei Sätze in der Landessprache sagen kann, wird man für seine Sprachkenntnisse von allen Seiten gelobt, da die Japaner ihre Sprache selber als zu schwierig bewerten.

Sendai_11_7Aufgrund unserer Ankunftszeit standen wir nun vor einem Problem: Eigentlich wollten wir zuerst Geibikei sehen, aber dafür hätten wir 1,5 Stunden auf dem Bahnhof verbringen müssen. Kurzerhand ging es nach Gembikei, was allgemein als weniger schön angesehen wird, mir aber fast noch besser gefällt, da es sich um eine Kliffstruktur mit Wasserschnellen handelt. Als besonderes Highlight wird in allen Reiseführern der Verzehr von Dangos am Flussufer genannt. Dafür ist eine Seilbahn über den Fluss gespannt, wo man das Geld in einen Korb hineinwirft und dann eine Packung Dangos, japanische Reisbälle mit Soße, in diesem Korb geliefert bekommt.
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Natürlich wären wir nicht wir, wenn dabei nicht etwas passiert wäre. Um uns herum sammelte sich eine Schar japanische Rentner, die beobachten wollten, ob wir das Bestellen auch hinbekommen. Es klappte alles ohne Probleme. Der Koch war aber durch die Menschenmassen auf uns aufmerksam geworden und er erkannte, dass wir Ausländer sind.
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Kurzentschlossen wedelte er mit der amerikanischen Flagge, als Frage ob wir von da stammen. Im Anschluss folgten die deutsche und die britische Flagge, während die Rentner ihm zu erklären versuchten, dass die deutsche Flagge richtig war. Irgendwann reichte es mir und ich nutzte einfach meinen Körperbau und schrie zur anderen Seite und damit zum Koch hinüber, dass wir Deutsche wären. So wurde die deutsche Flagge gehisst und der Korb mit einer japanischen und einer deutschen Flagge versehen zu uns zurückgeschickt. Sendai_11_8Um das Ganze zu untermalen, spielte man für uns sogar noch im Restaurant auf der anderen Seite die deutsche Nationalhymne ab. Als ob das nicht genug war, erhielten wir für unseren Mut noch eine Portion gratis dazu, so dass wir beide nicht teilen mussten, sondern jeder seinen eigenen Snack am Flussufer genießen konnte.

Nachdem wir im Anschluss noch einige Bilder gemacht hatten, ging es dann auch noch rüber zur Schlucht von Geibikei. Leider hatten wir aber von der Touristeninformation veraltete Informationen bekommen und die letzte Bootstour des Tages war kurz vor unserer Ankunft gerade gestartet. So war der Tag nicht ganz perfekt, die Zeit in Gembekei entschädigte aber dafür ohne Probleme und wir hatten trotzdem einen sehr schönen Tag.

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Shiroishi

Dennis Urlaub geht in die letzte Woche und es stellt sich die Frage, ob wir noch mal die Location ändern. Auf der einen Seite wollten wir die Westküste sehen und Akita besuchen, auf der anderen Seite würde der Umzug durch die Fahrerei sehr viel Zeit kosten und da Dennis sich nicht wirklich entscheiden konnte, würde es auch komplizierter mit den Hotels werden. Da wir eh noch nicht alles gesehen haben, entschieden wir kurzerhand, die Ausgangsbasis in Sendai zu behalten. So konnten wir also entspannt in die letzten Tage gehen.

Nachdem gestern Abend endlich diese Situation geklärt war, fiel die Entscheidung für unseren nächsten Tagesaufenthalt auf Shiroishi, eine Stadt südlich von Sendai. So machten wir uns auf dem Weg, wobei wir, wie sich zeigte, einen imposanten Eindruck mit unseren kurzen Hosen machen. Die letzten zwei Wochen haben uns gezeichnet. Dennis Arme und Beine sind von Mückenstichen übersät und dazu kommen zwei weitere kleinere Wunden. Bei mir sind noch einmal genauso viele Mückenstiche zu finden und dazu die Lädierungen des Vortags. In Shiroishi angekommen, wurden wir darauf auch erst einmal von zwei Wildfremden angesprochen, welche von uns die Bestätigung haben wollten, dass Japan eindeutig zu viele Moskitos hat. Schlimmer an dieser Sache ist eigentlich, dass in Japan gerade ein Tropenfieber ausgebrochen ist, welches durch Mücken verteilt wird. Dies betrifft momentan aber nur Mücken in einem bestimmten Bereich von Tokyo. Trotzdem bat man uns aufzupassen und bei Fieber doch bitte gleich den Arzt aufzusuchen. Dass wir so schlimm aussahen, war mir bis zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht bewusst.

Sendai_10_0Shiroishi selber zeichnet sich durch ein altes Schloss aus. Zu Zeiten Date Masamunes Herrschaft über Sendai war die Tohoku-Region die einzige, in der der Herrscher Schlösser in zwei Städten errichten ließ, eines in Sendai und eines eben in Shiroishi. Dieses Schloss wurde zwar schon vor Jahrhunderten zerstört, aber im Jahr 1995 wurde es nach alten Plänen wieder neu errichtet. Aufgrund seiner Rekonstruktion rein nach historischen Vorgaben und unter der Leitung von Historikern, gilt es als das am genauesten rekonstruierte Schloss Japans. Das zeigte sich auch im Schloss selber. Zwar fehlte es an Interieur, aber es war ziemlich beeindruckend. Das Fehlen war aber ein Wermutstropfen. Ein Schloss mit Einrichtung ist einfach besser als ein leeres. Dafür konnte man traditionelle Kleidung anziehen. Wir hatten dabei
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unseren Spaß, wobei Dennis die Sachen besser passten, da sie für japanischen Größen angefertigt wurden, also nicht unbedingt für europäische Standardgrößen geeignet war. Auf dem Dach angekommen, hatte man einen ziemlich guten Überblick über die Stadt und in der Entfernung konnte man den Vulkan Zao sehen. Im Schlosshof sammelte sich zu diesem Zeitpunkt gerade eine Gruppe Rentner, welche untermalt von einer Flöte, Sendai_10_4anfingen zu singen. Als sie danach für sich selber klatschten entschieden wir mitzumachen. Das entdeckte jemand und die Rentner fühlten sich dazu veranlasst, uns über den Hof hinweg zu grüßen. Später erkundigten sie sich sogar beim Museumswärter, wo wir denn herkommen, da sie sich nicht trauten, uns anzusprechen.

Sendai_10_5Im Weiteren Sendai_10_6ging es für uns dann noch durch die Stadt, die noch einiges bot. Wir fanden zum Beispiel ein Samuraihaus, welches einen sehr schönen Garten hat. Im Anschluss suchten wir noch einige Tempel auf, welche leider nicht einmal in den Werbeprospekten der Stadt auftauchten. Das ist eine Schande, da diese wirklich schön waren und die Wanderung sich wirklich lohnte. Nur ein Problem gab es: Auf der Suche nach einem Tempel gab es zwei Wege – eine normale Straße und ein kleiner Pfad den Berg hinauf. Wir stimmten ab und unter Protest folgte ich Dennis auf den kleinen Pfad. Den nahmen wir nur, weil Dennis die Bambuspflanzen mochte. Der Weg führte über einen Berg, auf dem ein Friedhof angelegt war. Allein deshalb lohnte es sich schon, aber leider gab es eine Mückenplage. Wir schafften es gerade noch so raus, hatten aber im Endeffekt pro Person rund 14 Stiche mehr als vorher. Jetzt sehen wir noch schlimmer aus, als vor dem heutigen Ausflug. So verbrachten wir den Tag in Shiroishi und ich muss sagen, wer nach Sendai kommt, sollte den Abstecher machen, weil Sendai_10_7Sendai_10_8die Stadt eine gute Ergänzung zu Sendai dar stellt. Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich muss Mückenstichgel über meinem Körper verteilen!

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Der Tag fällt ins Wasser

Manchmal habe ich einen gewissen Hang zur Selbstzerstörung, heute war mal wieder so ein Tag. Es startete schon beim Frühstück. Während mein Gast und meine Mitbewohnerin noch ruhig Sendai_09_0vor sich hin schnarchten, war es meine Aufgabe, für Frühstück zu sorgen. So stand ich also in der Küche und machte französischen Toast. Dabei spritzte ein wenig Öl hoch und erreichte meinen Arm nahe den Pulsadern. Was ich noch als Kleinigkeit betrachtete, sollte etwas später eine Brandblase werden. Immerhin, als das Essen fertig war standen die Beiden auch langsam auf, nur um mir zu erklären, sie seien ja schon lange wach und wo denn das Problem läge. Tja, das Problem stand am Bahnhof in Form von Masami, welche heute mit uns nach Akiu fahren wollte. Wir dagegen schafften es erst eine Minute vor Abfahrt zum Bahnhof und hätten dadurch sogar fast den Bus verpasst.

Sendai_09_4Akiu ist ein Gebiet, geprägt durch viele heiße Quellen und solche wollten wir besuchen, weil Dennis seinen Spaß an ihnen gefunden hat. Zuerst sollte es aber zu einem Wasserfall gehen. Dieser war ziemlich beeindruckend und den geballten Wassermassen so nah zu sein, hatte etwas und es stellte einen perfekter Fotospot dar. Leider musste man zu diesem Zweck über viele Steine klettern. Am Anfang war dies kein Problem. Sowohl Sendai_09_1den Hauptwasserfall als auch einen zweiten kleineren konnten wir leicht erreichen. Erst der dritte Aussichtpunkt sollte mein Verhängnis werden. Dennis und Masami gingen vor, während Orsolya zurückblieb. Ich entschied mich, den beiden zu folgen und erreichte einen Punkt, wo ich den kleineren Wasserfall überqueren musste. Ein großer Schritt und es wäre geschafft. Schon auf den ersten Blick hatte ich Sendai_09_5das Gefühl, etwas wird schief gehen. Dennis erschien und meinte „geh etwas höher und spring“. Ich folgte seinem Rat, nur um auf eine glitschige Stelle zu treffen, wo ich ausrutschte und mich halb in den Wasserfall schmiss – inklusive meiner Kamera. Schnell die Kamera hochreißend, konnte ich bei dieser schwere Schäden verhindern, nur Sendai_09_2mein Finger und einige Schürfwunden minderten den Eindruck. Ich unterließ es, den dritten Punkt zu erklimmen und begab mich lieber zurück zum Ausgangspunkt, wo ich meine Sachen trocknete und die Wunden versorgte. Zum Glück war nichts Schlimmeres passiert, nervig war es trotzdem. Fotografen leben gefährlich!

Nach dem Wasserfall entschieden wir, nicht eine Stunde auf den Bus zu warten, sondern zu den Onsen zu laufen. Auf der Karte sah das alles so leicht aus. Mehrere Kilometer und über eine Stunde später waren wir nicht mehr so überzeugt. Besonders die Frauen waren nicht begeistert. Nicht einmal Weintrauben, die wir bei einem begeisterten Bauernpaar kauften, Sendai_09_3konnten sie überzeugen, noch weiter zu laufen. Das hat man nun davon, mit Frauen spazieren zu gehen! Nach der halben Strecke blieb uns nichts anderes, als den Bus zu nehmen. Endlich an einer Onsen angekommen, entspannten wir noch etwas im warmen Wasser. 30 Grad draußen und 40 Grad im Wasser ist zu warm, aber es war angenehm. Besonders die Außenabteile hatten etwas, auch weil man aus einer der Onsen einen Wasserfall sehen konnte. Persönlich hatte ich ja für heute aber eigentlich genug von Wasserfällen. Morgen bleiben wir dann hoffentlich auf trockenen Flächen.

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Im Wasserkraftwerk

Dennis, heute machen wir mal was ganz Sendai_08_0Neues! Was denn? Heute entscheidest du mal, wo wir hingehen und ich folge dir einfach, beziehungsweise zeige dir den Weg. Wozu habe ich dir schließlich die verschiedenen Führer für Miyagi hingelegt? Ja, aber woher soll ich denn wissen, wo wir hingehen? Während Dennis noch dastand und versuchte, sich zu Sendai_08_1rechtfertigen, übernahm ich im Endeffekt doch wieder die Führerrolle und zuerst ging es zum Hachimanschrein. Der örtliche Schrein muss schließlich besucht werden. Danach standen wir vor dem Problem, was wir nun tun wollen. Auf der einen Seite wollten wir Orsolya mitnehmen, die noch arbeiten musste und auf derSendai_08_2 anderen Seite hatten wir eigentlich Pläne außerhalb der Stadt. Ein wandelndes Wörterbuch war uns dann aber doch zu wertvoll und so entschieden wir, erst einmal in Richtung Stadtpark zu gehen und auf sie zu warten. Im Stadtpark fand wie jede Woche ein Fest statt, wodurch wir uns ziemlich gut unterhalten fühlten. Im Vergleich zur letzten Woche war es sogar Sendai_08_3größer und mit vielen Livebands untermalt, was aber durch die Hitze und fehlenden Schatten nicht so viel Spaß war, wie es eigentlich hätte sein sollen. Kurzerhand ging es weiter und wir warteten im MafuMafu auf Orsolya, welche leider zu viel Zeit brauchte und uns dadurch zwang, unsere Pläne umzustellen. Im Endeffekt erwies sich diese Umstellung aber als Gold wert.

Aufgrund der späten Stunde ging es für uns nun doch nicht aus der Stadt heraus, sondern wir entschieden uns für eine Stadtrundfahrt. Auf dieser fanden wir ein historisches Wasserwerk, welches unseren Wasserwirtschaftler sofort ansprach. Leider gab es nur ein Problem, welches uns schon beim Aussteigen mitgeteilt wurde: Das Kraftwerk war schon zu. Was also machen? Wir entschieden uns, trotzdem hinzugehen und stellten fest, dass der Einlass noch da war. Wir riefen ihm zu, ob er noch einen Flyer für uns hätte und er entschied, uns gleich komplett hineinzulassen. Wie sich herausstellte, war der Einlass gleichzeitig der Museumsleiter, welcher uns eine Stunde nach Schließzeit mit einer schnellen Privatführung beglückte. Wir waren natürlich begeistert und das zur Meiji-Zeit erbaute Kraftwerk hatte was. Er erklärte es sehr plastisch und versuchte immer wieder, die unterschiedlichen Mentalitäten der Deutschen zu den Japanern herauszustellen. Wie wir so ein Kleinod direkt auf unserem Universitätsweg nicht kennen konnten, frage ich mich wirklich. Im Endeffekt mussten wir zum Abschied sogar noch Fotos mit ihm machen und er wird uns auch ein paar Abzüge nach Hause senden. Was für ein Glück wir hatten, zeigte sich aber vor allem darin, dass er nach der Führung das Museum gleich abschloss und nach Hause ging. Wir waren wirklich auf den letzten Drücker gekommen und er bekommt jetzt bestimmt Probleme mit seiner Frau, weil er zu spät nach Hause gekommen ist.

Nachdem die Zeit jetzt doch schon fortgeschrittener war, ging es für uns zum Höhepunkt des Tages. Obwohl Dennis uns lange belegte, dass er ja eh keinen Unterschied schmecken würde, gingen wir doch zum Sushimeister nahe unserer Wohnung. Dieser freute sich über die internationalen Gäste, obwohl wir aufgrund von Kommunikationsproblemen zwei Stunden zu früh auftauchten. Als ich am Morgen reservierte, hatte ich für 18.30 Uhr bestellt, in Japan versteht man aber nur Zeiten bis 12, wodurch man mir sprachliche Fehler unterstellte und dachte, ich wollte erst um 8.30 Uhr einen Tisch.
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Allgemein wollte die Aushilfe mir eh keinen Tisch geben, da man schon ausgebucht sei, aber als der Chef mich sah, stellte er sofort fest, dass für mich natürlich Platz ist. Zwar war der Laden wirklich gerappelt voll, aber es wurden schöne zwei Stunden. Der Sushichef ist wirklich freundlich und das Essen einfach unschlagbar. Selbst Dennis musste im Anschluss zugeben, dass es einen Unterschied zu normalen Sushi gibt. Der Sushichef dagegen attestierte, dass er jetzt dank uns ein internationales Restaurant sei und versprach hoch und heilig, meinen Eltern beim nächsten Besuch etwas ganz Besonderes zuzubereiten. Ich bin gespannt und freue mich schon auf den nächsten Besuch!

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Wir finden alles

Watanoha, was ist Watanoha? Diese Frage werden sich viele stellen, die diesen Namen hören. Dabei handelt es sich um eine Weltstadt. Wikipedia benennt für den Bahnhof zwei Bahnsteige, die Nähe zur Autobahn 398, ein Rathaus, den Hafen und eine Postdienststelle. Wie man merkt, es ist nicht wirklich viel vorhanden in dieser Stadt, was Touristen anlocken würde. Trotzdem tauchten Dennis und ich heute dort auf und stellten das beschauliche Leben dort auf den Kopf. Aber ich berichte lieber von Anfang an:

Sendai_07_0Per Zug ging es heute zuerst nach Ishinomaki. Die Stadt ist den letzten Jahren durch das Erdbeben 2011 zu trauriger Berühmtheit gelangt, da sie durch ihre Meereslage schwer getroffen wurde. Aus diesem Grund sind die Zugverbindungen in das nahe Sendai immer noch eingeschränkt. So benötigten wir dann auch für eine eigentlich dreißig Minuten dauernde Fahrt über eine Stunde. Als Sehenswürdigkeit hat Ishinomaki eigentlich hauptsächlich ein Manga-Museum. Ein berühmter Maler Sendai_07_4von mehreren klassischen Mangas ist in dieser Stadt geboren, wodurch in der gesamten Stadt Statuen seiner berühmtesten Figuren aufgestellt wurden. Da wir persönlich diese Mangas aber nicht wirklich kennen, ging es für uns nur in einen Bergtempel. Wir mussten dafür zwar eine kleine Treppe mit 289 Stufen besteigen, aber Dennis und ich sind ja abgehärtet. Unser eigentliches Ziel war aber ein anderes. Gestern haben wir im Museum so viel über die Tsunenaga-Expedition gehört, bei der im Auftrag von Date Masamune, dem Herrscher von Sendai, eine Mission über Südamerika nach Spanien und Rom geschickt wurde, um Verträge über die Zusammenarbeit zwischen dem Westen und Japan zu schließen. Heute wollten wir den Nachbau des Schiffes ansehen, welches für die Überfahrt verwendet wurde.

In Watanoha angekommen, fanden wir gleich eine Karte, welche den Weg zum Schiff beschrieb. Eigentlich Sendai_07_1war es sehr einfach – geradeaus und dann an einer markanten Stelle rechts abbiegen, da kann ja gar nichts schief gehen. Tja, wenn wir unterwegs sind, ist alles ein wenig anders! Nachdem wir nach zwanzig Minuten immer noch kein Schild gesehen hatten, wo es denn nun weiter langgehen soll, fragten wir in einem Spirituosenladen nach dem Weg. Der Herr war zwar etwas überrascht, meinte aber, wir müssen geradeaus gehen und dann über die Berge, welche wir in der Entfernung sehen konnten. Das hörte sich ja schon vielversprechend an! Wir folgten also dem Sendai_07_2gezeigten Weg, bis wir auf eine Baustelle trafen, wo man uns ungläubig beäugte. Sicherheitshalber entschieden wir, noch einmal nachzufragen. Ein netter Bauarbeiter zeigte uns die Strecke auf dem Handy und erklärte, dass wir durch einen Tunnel durch müssen, welcher auf der Karte ziemlich weit erschien. Wir machten uns wieder auf den Weg und während ich mir noch überlegte, was er denn mit „viel Erfolg“ und „passt auf euch auf“ meinte, hielt sein Auto neben uns an und er überreichte uns ein Anpan – ein mit Anko (Rote Bohnenpaste) gefülltes Brötchen – überreichte und uns erklärte, dass uns dies als Stärkung für Sendai_07_6den Weg helfen soll. Ok, das war komisch!!! Ich bin es gewohnt, dass mir Japaner schon mal erklären, dass es ja sehr, sehr, sehr weit sei, aber dass ein Japaner mir Essen als Stärkung mit auf dem Weg gibt, das ist neu. Wie Dennis bestätigte, schmeckte das Brot sogar ziemlich gut. Während wir noch philosophierten, ob wir so verhungert aussehen oder der Weg so unmenschlich ist, fanden wir den Tunnel, welcher uns beschrieben wurde. Leider gab es nur ein Problem: Das Durchqueren per Fahrrad oder zu Fuß war leider nicht Sendai_07_3gestattet. Jetzt war guter Rat teuer! Per Anhalter funktionierte nicht wirklich, da fehlten uns die Argumente und einen Weg konnten wir auch nicht finden, wir hatten ja nicht mal ein Hinweisschild gefunden, welches den Weg beschrieb. Im Endeffekt griffen wir nach dem letzten Strohhalm und gingen zurück in Richtung Bahnhof, um auf dem Weg einen Bus zu finden, welcher uns zum Schiff bringen konnte. Leider waren wir nicht erfolgreich, sondern landeten wieder am Bahnhof. Als wir uns schon ein Ticket zurück besorgen wollten, entdeckten wir, dass der nächste Zug erst in zwei Stunden fährt. Zwei Stunden in diesem Kaff, das musste doch Sendai_07_5nicht sein! Zum Glück nagte die Niederlage bei der Suche nach dem Schiff eh noch an uns, so dass wir uns noch einmal auf die Suche begaben und diesmal eine kleine Straße hinter der Baustelle fanden, welche uns zum Museum führte. Natürlich mussten wir dazu wieder mal einen Berg hoch, aber was macht man nicht alles für ein Museum. Das Schiff selber lohnte sich wirklich. Es war gut restauriert, auch wenn ich meinen Kopf mehrmals an der Decke anschlug. Für die Japaner muss das alles einfacher gewesen sein. Was erwartet man auch, wenn die Leiter der Expedition Betten im Schiff hatten, welche gerade mal 1,30 Meter lang waren!

Nach der Besichtigung standen wir nur vor einem erneuten Problem: Wir hatten ganze 40 Minuten Zeit, um zurück zum Bahnhof zu kommen, sonst hätten wir doch noch zwei Stunden in dem Ort gehabt. Zum Glück schafften wir den Weg in Rekordzeit und nach all der Lauferei, konnten wir uns endlich im Zug in die Sitze fallen lassen und ausspannen. Wir hatten es uns redlich verdient!

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Touren durch Sendai

Hey Reik, wir können meinetwegen ruhig Sendai_06_2früher aufstehen. Ok Dennis, kein Problem! Um acht Uhr stand ich in Dennis Schlafzimmer und weckte ihn, nur um zu erfahren, dass er ja gleich aufsteht und ich nur kurz warten soll. Im Endeffekt kam ich eine halbe Stunde später wieder und versuchte es erneut, aber wieder mit dem gleichen Resultat. Das frühere Aufstehen blieb so bei 9.30 Uhr. Aber Dennis hat ja Urlaub und die Zeiten von 2006 sind vorbei, wo er um 7.30 Uhr zum Sendai_06_1Rapport stehen musste, um ja nichts von Japan zu verpassen. Und so machten wir uns halt etwas später auf den Weg durch Sendai. Erstes Ziel des Tages war Rinnoji. Das ist ein Tempel nahe meines alten Wohnheims, der von einem wunderschönen Garten umgeben ist. Dieser Tempel ist auf jeden Fall immer eine Reise wert, für uns ging es aber bald weiter zum anderen Ende der Stadt – ins Stadtmuseum.

Sendai_06_3Das Stadtmuseum ist eines meiner Lieblingsmuseen. Die Ausstellungsstücke sind in der perfekten Menge beschriftet und die Vitrinen sind weder überfüllt noch zu leer. Auch ansonsten kommt es meinen Vorstellungen eines guten Museums näher, als viele deutsche Museen. Während wir uns noch die ersten Stücke anschauen, schleichte sich auf einmal ein Japaner an uns heran und erzählte uns Geschichten über Sendai. Während ich noch überlegte Sendai_06_4was das soll, sah ich auf seinen Unterlagen, dass er ein freiwilliger Führer für Ausländer ist. Dass er eigentlich nur sehr wenig Englisch spricht, spielt da wohl keine Rolle. Auf jeden Fall waren wir von hier an in seinen Fängen und kamen nicht mehr weg. Der Einlass hatte nach ihm gerufen, da man der Meinung war, dass wir nicht in der Lage sind, das Museum genug wertzuschätzen. So entwickelte sich eine zwei Stunden lange Tour durch das Museum, bei der wir einiges NeuesSendai_06_5 hörten. Nachdem wir im Museum gehört hatten, wie Date Masamune die Stadt regiert hat, entschieden wir, auch gleich noch dessen Grab aufzusuchen. Das Grab hatte selbst ich noch nicht gesehen und es zeigte sich, dass das ein großer Fehler war. Die Grabanlage war sehr imposant, auch wenn man viel zu viele Stufen dafür erklimmen musste.

Nach unserem Ausflug durch die Sendai_06_7Geschichte der Stadt ging es weiter in Richtung Innenstadt. Dort erwartete uns ein etwas anderer Ausflug in die Kultur Japans. Wir trafen Masami, welche uns in ein sehr gutes Restaurant für Spezialitäten aus Iwate, der Nachbarregion Sendais, führte. Im Anschluss entstand eine längere Diskussion. Drei Leute wollten zum Karaoke, Dennis hatte eine absoluteSendai_06_6 Antihaltung. Erst nachdem ich ihm erklärt hatte, dass er zu diesem Thema keine Stimme hat, konnte es losgehen.
Was soll man sagen, für jemanden, der sich mit Händen und Füßen verteidigte, gefiel es ihm schneller, als wir es erwartet hatten. Dennis hatte so viel Angst, in einem Karaoke-Restaurant zu landen, wo er vor vielen Menschen singen muss. Er hatte gar nicht an die Möglichkeit gedacht, dass es sich um ein Sendai_06_8Zimmer handeln könnte, wo nicht mehr als vier Leute ihn hören können. Im Endeffekt lösten sich deshalb aber seine Hemmungen schnell auf und er sang er fast mehr, als wir anderen. So hatten wir alle unseren Spaß und machten uns einen schönen Abend auf vollkommen japanische Art.

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Shiogama und Matsushima

Sendai_05_4Es gibt Orte, da kann man immer noch etwas Neues entdecken. Matsushima ist einer dieser Orte. Als eine der angeblich drei schönsten Buchten Japans hat Matsushima aber mehr zu bieten, als nur die Aussicht und Inseln. Es gibt dort auch einen Botanischen Garten auf einer dieser Inseln. Um zu dieser zu gelangen entschieden wir, zuerst den Umweg über Shiogama zu machen. Dort gibt es einen sehr gut aussehenden Tempel für die Sendai_05_9Fruchtbarkeit und für das Aufwachsen von Kindern. Um zu diesem zu gelangen, muss man zwar „einige wenige“ Treppenstufen nehmen, Dennis und ich sind aber mittlerweile so austrainiert, dass es auf die paar auch nicht mehr ankommt. Im Anschluss an den Tempel ging es zum Hafen, wo wir per Fähre nach Matsushima übersetzten. Auf dieser erwarteten uns Sendai_05_1zwei Überraschungen: Auf der einen Seite waren wir die einzigen Menschen, welche sich an der frischen Luft aufhielten. Es war perfektes Wetter mit Sonnenschein und der Ausblick lohnte sich, weshalb wir dieses Verhalten nicht verstanden. Weiterhin fehlten alle Möwen. Seit Jahren gelten Möwen als das Symbol von Matsushima. Auf den Fähren gibt es dazu eine besondere Beschäftigung. Sendai_05_5Die Besatzung verkauft Kekse, welche man an die Möwen verfüttern kann. Diese sind soweit an Menschen gewöhnt, dass sie die Kekse sogar direkt aus der Hand der Anwesenden fressen. Heute war davon aber rein gar nichts zu sehen. Wie sich zeigte, ist Matsushima zu sehr von Möwen überlaufen, dass deren Ausscheidungen bereits die örtlichen Kiefern beschädigt haben. Aus diesem Grund wurde für dieses Jahr ein Fütterverbot beschlossen, welches für den Möwenexodus verantwortlich ist.

In Matsushima ging es für uns dann zuerst auf die Insel mit dem Botanischen Garten, wobei Botanischer Garten übertrieben ist. Eigentlich handelt es sich mehr um eine normale Insel, auf der mehrere Wege angelegt sind, über die man die Insel besichtigen kann. Dabei sind im seltensten Fall die Pflanzen beschriftet. Trotz allem schafften wir es auf diesem Weg, eine für Dennis komplett unbekannte Seite von Matsushima zu besichtigen.

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Sendai_05_2Im Anschluss an Matsushima ging es dann zu einem sehr lang erwarteten Abendessen. Wie kann es sein, dass Dennis jetzt schon über eine Woche da ist und noch kein Okonomiyaki hatte? Das musste geändert werden! Dabei überschätzten Sendai_05_3wir aber unsere Essfähigkeiten etwas. Bei drei großen Okonomiyaki waren selbst wir hart an unseren Grenzen, so dass wir mehr oder weniger nach Hause rollen mussten. Lecker war es aber trotzdem, da überlebt man auch das Überessen mal.

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