Das Duell der Vögel ist angerichtet! Der Sendaier Phönix in seinen stolzen blau-goldenen Farben tritt an gegen den 8. der Liga, Sagan Tosu, mit einer babyblau-pinken Taube im Logo. Babyblau-Pink, ja solche Farben gibt es hier in der J-League und die Fans sind sogar noch begeistert davon! Tosu ist aber auch ansonsten ein sehr spezieller Verein. Der eigene Slogan auf der Website verspricht in Englisch, dass man die Welt verändern möchte. Man sei mit 20.000 Einwohnern der Verein aus der kleinsten Stadt der J-League und hat eigentlich nichts, keine Anlagen, keine Sponsoren. Man verbringt seine Tage eigentlich nur im Matsch, den Ball verfolgend, und dieses Jahr möchte man endlich das große Ziel erreichen, die Meisterschaft. Gut, das ist wahrlich überhaupt nicht pathetisch und als Sponsor wäre ich begeistert, wenn mein Verein damit Werbung macht, das er ja eigentlich keine Unterstützung bekommt. Aber andere Länder, andere Sitten. Letztes Jahr war man auf jeden Fall nahe am Traum der Meisterschafft. Bis zum 18. Spieltag trohnte man auf dem ersten Platz und ganz Japan fragte, wer dieses Team, welches so befreit mit frischem Angriffsfußball auftrumpfte, noch aufhalten soll. Die Antwort kam, wie es so oft im Fußball üblich ist, aus den Reihen des eigenem Managements und führte zur überraschenden Entlassung des Trainers, der den Oberen zu mächtig geworden war. Leider hatte der Trainer aber doch einen großen Anteil an den Leistungen der Saison und Tosu sackte ab und erreichte mit Mühe und Not noch einen internationalen Platz. Für eine Stadt wie Tosu ist solch eine Leistung aber doch vergleichbar mit einer Meisterschaft.
Diese Saison ist man mit hohen Zielen gestartet, aber relativ schnell geerdet worden, wodurch der 11. der Liga, Vegalta, gegen den 8., Tosu, spielte. Das Spiel selber startete, wie das letzte Spiel aufgehört hatte. Vegalta kombinierte und spielte einen Querpass nach dem anderen vor dem Tor. Zu allem Überfluss war auch noch Wilson verletzt und das ganze Stadion fragte sich, wer denn eigentlich so noch ein Tor schießen sollte. Die erste Halbzeit war im Endeffekt zum Vergessen. Vegalta war überraschend stärker in der Kombination als Tosu, konnte daraus aber keinen Gewinn schlagen. Tosu dagegen hatte letzte Woche 6 Gegentore gegen den 1. der Liga, Urawa, kassiert und war stark darum bemüht, derartiges nicht noch einmal zuzulassen. Zu diesem Zeitpunkt sah alles nach einer langweiligen Nullnummer im Sonnenschein aus. In der zweiten Halbzeit sollte sich das aber von einem Moment auf den anderen ändern. In der 48. Minute eröffnete Ryang mit einem Sonntagsschuß das Torfestival. Keine drei Minuten später, Tosu sammelte sich noch, gelang Kanazono gleich das zweite Tor und das Stadion stand Kopf. Nichts deutete auf ein Tor hin und nachdem Vegalta endlich einmal beherzigte, was wir schon seit Wochen kritisieren und einfach mal abzog, schien das Spiel endgültig entschieden: Während Tosu sichtlich aufgab, legte Vegalta nach. Es wurde fast ein Einbahnstraßenfußball. Tosu machte hecktisch auf und Vegalta konterte mit schnellen Vorstößen. In der 68. Minute folgte Treffer Nummer 3 durch Kanazono und den Abschluss machten Nozawa und Kim mit einem Doppelpack in der 74. und 77. Minute. Eigentlich hätte das Ergebnis noch viel höher ausfallen müssen, weil Sagan sichtlich von der Rolle war, aber Lopes und einige andere ließen zu viele Chancen durch unnötige Spielchen liegen, worüber sich heute aber niemand aufregte. Wenn Sendai das Problem noch abstellen kann, dann sollte der Abstieg aber auf jeden Fall dieses Jahr kein Thema sein. Für mich war es dazu noch der höchste Sieg von Vegalta, was mich sehr freute, da es meinem Abschiedsspiel doch einen würdigen Rahmen gab. Trotzdem werde ich den Fußball hier vermissen und freue mich schon, wenn ich das nächste Mal hier ein Spiel in meiner zweiten Heimat ansehen kann. Bis dahin heißt es halt 3. Liga mit dem 1. FC Magdeburg, was nun auch nicht die schlechteste Aussicht ist!
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