Ich bin zu Hause und es ist Golden Week! Wieso muss ich also schon so früh wieder das Haus verlassen? Diese Frage stellte sich mir heute früh, als ich auf dem Rad in Richtung Bahnhof unterwegs war, um meine Eltern zu treffen. Diese schafften es währenddessen in ihrem Hotel das Kunststück zu vollbringen, die wohl einzige deutschsprachige Person im Hotel zu finden und zur Abwechslung von einer Japanerin über das Land belehrt zu werden.
Ziel der heutigen Reise sollten die Schluchten Geibikei und Gembikei sein. Die beiden Schluchten hören sich nur fast gleich an, sind aber völlig unterschiedlich. Dazu kommt noch, dass selbst die hier in Sendai lebenden Japaner diese Orte nicht kennen. Der normale Tourist besucht den nahe gelegenen Ort Hiraizumi (was wir bereits 2010 taten), welcher vor wenigen Jahren in das Weltkulturerbe aufgenommen wurde, und verpasst dadurch zwei der schönsten Gebiete Miyagis.
Aber erst einmal zum Eigentlichen: Geibikei ist eine spektakulär anzusehende Schlucht mit dem Gebirgsfluss Satetsu, welcher bei einer 90-minütigen Fahrt mit einem gondelähnlichen Boot befahren werden kann. Dabei schlängelt sich der Fluss an hohen Kliffs und schönster Natur entlang. Am Wendepunkt der Tour befindet sich ein Fels, welcher wie eine Löwennase geformt sein soll. Touristen können dort kleine Steine kaufen mit welchen sie versuchen können, ein Loch im Felsen auf der anderen Seite des Flusses zu treffen. Das soll angeblich Glück bringen. An dieser Bootsfahrt nahmen wir natürlich teil.
Anschließend ging es per Bus zur Gembikei Schlucht westlich von Ichinoseki. Dort gibt es den Fluss Iwai, welcher mit zahlreichen Stromschnellen durch den Ort fließt. Als besondere Spezialität haben sich die Ortsansässigen entschieden, eine lokale Spezialität, Dangos (Reismehlbällchen in Soße), per „Seilbahn“ (genauer gesagt ein kleines Körbchen an einem Seil) über den Fluss zu liefern. Das ist ein Event, welches die Anwesenden verleitete, in Schlangen für etwas anzustehen, was sie auf der anderen Seite des Flusses mit wohl weniger Zeitaufwand hätten haben können. Trotzdem war es auf jeden Fall sehr spektakulär. Besonders interessant war es auch, als Orsolya und ich auf einen der Felsen geklettert sind und so die Naturgewalt des Stroms mit eigenen Augen aus nächster Nähe sehen konnten.
Am Abend ging es zurück nach Sendai. Dort konnte die nächste Stufe des Kurses „Alle Sorten japanisches Essen in 17 Tagen“ in Angriff genommen werden. Zwar war das eigentlich vorgesehene Restaurant für gegrillte Fleischspezialitäten überfüllt, in einem zweiten Fleischrestaurant machte man uns aber Platz und bewirtete uns fürstlich. Die Besorgnis dabei war beachtlich. So wurden unsere Plätze auf dem Fußboden extra für die Ausländer mehrmals gepolstert und bei jeder Kleinigkeit wurde mehrmals nachgefragt, ob es uns gut geht. Als nach über dreißig Minuten Sitzen zum Beispiel ein Tisch mit Stühlen frei wurde wurden wir sofort gefragt, ob wir nicht lieber anständig sitzen wollen. Extra für uns wurde auch ein neues Getränk auf die Karte gesetzt und Extras auf Kosten des Hauses gab es auch noch einige. Das eigentliche Highlight des Restaurants ist aber ein im Tisch eingebauter Grill, auf dem das beste Fleisch der Region gegrillt wurde.
Mir als Vegetarier sagte zwar mehr das Gemüse zu, aber meinen Eltern schmeckte es und nur darauf kam es an. Nur wie die Kellner auf die Idee kommen konnten, Orsolya und ich seien Geschwister, das traf mich schon sehr. Wir sehen nun wirklich nicht ähnlich aus!
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