Die japanischen Alpen

Zwar habe ich es in Europa erst einmal in die Alpen geschafft, aber in Japan ging es dafür heute schon das zweite Mal dort hin. Vor Monaten schon sahen meine Eltern im Fernsehen die Bilder einer Schneise im Schnee, durch welche sich die Busse den Weg durch die Alpinroute bahnen. Die Entscheidung war also gefallen, wir mussten dort hin. Zu diesem Zweck ging es von Kanazawa nach Toyama. Von dort ging es weiter nach Tateyama, wo die Route in die Berge begann, welche uns auf knapp 2400 Meter Höhe bringen sollte. Zuerst ging es per Kabelbahn das erste Stück hinauf, wo wir die Bahn mit einem Bus tauschten, welcher uns wiederum für eine Stunde durch die Berglandschaft der Gegend führte.
Alpen1Alpen2Alpen7Leider hat der hohe Schnee in den Alpen auch den Nachteil, dass die normalerweise atemberaubende Sicht durch den Schnee stark eingeschränkt wurde. Letztendlich erreichten wir aber unser erstes Etappenziel – die Schneewand. Es ist ein wirklich beeindruckender Anblick, wenn man vor einer 15 Meter hohen Wand aus Schnee steht. Zwar bestehe ich darauf mich erinnern zu können, dass die Grundvoraussetzung für diese Wand eine Schneise aus Stein ist, welche ich bei meinem letzten Besuch sehen konnte, trotzdem muss der Schnee erst einmal so hoch fallen und es ist trotz allem ein beeindruckender Anblick. Der Schnee durfte auch genutzt werden, um Nachrichten zu hinterlassen. Während die meisten das typische Herz wählten, entschieden wir uns für Werbung für den örtlichen Fußballverein aus Magdeburg.
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Mit der Schneewand war der Trip aber noch nicht überstanden. Noch galt es, mit dem Bus durch den Berg zu fahren, mit einer Seilbahn und einer weiteren Kabelbahn die Berge wieder herunterzukommen um dann einen Stausee zu überqueren, um zwei weitere Busfahrten bis zum Bahnhof zu überstehen. Die Aussicht sollte für diese Anstrengungen entschädigen. Trotzdem zeigte sich leider schon hier, was zu meinem großen Feindbild auf dieser Tour werden sollte: Reisegruppen – und in diesem Fall chinesische. Erst einmal muss ich sagen, ich habe wirklich gar nichts gegen Chinesen. Einige meiner besten Freunde wie Jie und Zhen sind Chinesen, aber in diesem Fall waren 90 Prozent der Menschen auf der Stecke Chinesen und sie zeichneten sich durch eine sehr hohe Lautstärke, unhöfliches und rücksichtsloses Verhalten und Egoismus aus. Es begann schon beim Einsteigen in den Bus durch den Berg. Vier Busse gleichzeitig sollten zwei Reisegruppen und die Individualreisenden zur nächsten Station bringen. So etwas kann natürlich nicht zivilisiert abgehen, sondern alle drängelten und drückten. Endlich wollten mein Vater und ich in den letzten Bus einsteigen, als plötzlich von hinten ein Herr angestürmt kam, der meinte, sich da noch vorbeidrängeln zu können und dabei mit Armeinsatz nachzuhelfen. Da hatte er aber die Rechnung ohne die Deutschen gemacht. Mein Rücken hielt ihm gepflegt stand und meinen Vater konnte er auch nicht so einfach aus dem Weg stoßen, wie er es gewünscht hätte. Aber auch nach diesem unschönen Erlebnis wurde es nicht besser. Am Aussichtspunkt der nächsten Station war die Plattform zwar überfüllt, eine Dame war aber der Meinung, sie bräuchte den Platz, damit sie fotografiert werden könne. Deshalb jagte sie alle Menschen aus den Weg, die neben ihr versuchten, über die Balustrade zu schauen. Nachdem sie mir dadurch schon negativ aufgefallen war, rief ihr Gruppenleiter zum Abmarsch und ich hatte das Glück, gerade ebenfalls auf der Treppe zu sein. Mit vollem Körpereinsatz stürzte die Dame in mich hinein, als ob sie die Treppe für sich alleine gepachtet hätte. Das eigentliche Ergebnis eines Sturzes die Treppen herunter kam aber nicht zustande, da ich mein Gleichgewicht rechtzeitig wiederfand und dann dagegenhielt. Ganz gefiel ihr das offensichtlich nicht. Als wir anschließend bei der Kabelbahn anstanden, stand sie neben uns am Gruppeneingang und beschwerte sich lautstark bei ihrem Mann über mich. Mich persönlich anzusprechen, wagte sie dann aber doch nicht. Ein Japaner, welcher das ganze Schauspiel beobachtete, meinte nur entschuldigend zu mir, das seien Chinesen – Japaner wären nicht so. Ich soll als Gast im Land also kein schlechtes Bild von den Japanern bekommen. Da brauchte er sich aber keine Sorgen machen, die Gefahr bestand nicht und auch die Chinesen können nichts für die paar Ausnahmen. Reisegruppen in Europa sind genauso peinlich, wie ich zum Beispiel vor zwei Jahren am Balaton in Form von Deutschen feststellen durfte.
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Nach sieben Stunden auf der Tour erreichten wir dann endlich den Bahnhof und konnten uns auf den Heimweg machen. Das einzige Problem war die Tatsache, dass Kanazawa eigentlich relativ ungünstig lag. Um genau zu sein, mussten wir für die Rückkehr die Alpen komplett umrunden, was natürlich Zeit kostete. So mussten wir über 200 km und drei Stunden fahren, um wieder zum Hotel zu kommen. Die Aussicht und die schöne Natur waren es aber auch wert!

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