Es gibt Sachen, die sind mir in der Kindheit kaum passiert. Eine davon war das Zerstören von Hosen. Zu ungern habe ich mich in Situationen gebracht, wo diese reißen konnten. Um so schlimmer ist es, dass es hier mittlerweile in sechs Monaten schon zwei Mal passiert ist. Vor drei Wochen wollte ich nur mit meinem Rad in die Innenstadt fahren und dann zu meinem Büro. Das ist eine Strecke von vielleicht 15 Minuten Fahrtzeit. Auf einmal fand ich zwei Löcher in meiner Jeans. Das war ein wirklich unangenehmes Gefühl. An sich stellt eine zerstörte Jeans jetzt aber noch keinen Beinbruch dar – besonders, wenn man noch sechs Ausweichhosen dabei hat. Trotzdem wollte ich mich sicherheitshalber mal informieren, wie groß die Chance wäre, eine neue Hose zu bekommen. Wie immer hatte ich aber nicht die Rechnung mit den Japanern gemacht. Im Jeansladen fiel man fast vom Glauben ab, als ich nach einer Beinlänge von 36 fragte. 30, ja das könne man im Ausnahmefall noch besorgen, aber 36? So etwas trägt doch keiner!
Kein gutes Ergebnis für mich, aber ich habe ja noch Alternativen. Nach einigen Experimenten mit meinem Fahrradsattel entschied ich, dass das Problem bei der Jeans gelegen haben musste. Der Stoff war schon von Natur aus ziemlich dünn und eventuell gab es Problme beim Waschen. So ging es gestern wieder mit dem Rad auf meine Lieblingsstrecke in Richtung Flughafen. Diese Strecke habe ich schon so oft befahren, um jede leichte Erhebung auf dem Weg zu kennen und bisher ist noch nie etwas passiert. Nach der halben Strecke war die nächste Jeans im Eimer. So konnte es nicht weitergehen und ich rief Freunde an, die im Radladen neben meiner Wohnung nach Behelfsmöglichkeiten für meinen wahrscheinlich zu harten Sattel fragen sollten. Die Frage ist nur: Wie erklärt man solch ein Problem auf Japanisch? Zuerst schaute der Verkäufer etwas verlegen, als ihm per Hand vorgeführt wurde, wo denn das Problem liege und dann lachte er verlegen vor sich hin, dass er von solchen Problemen noch nie gehört hätte. Ein Sattelaustausch wäre aber ohne Weiteres möglich und er hätte sogar einen in Schwarz und Blau, was wunderbar zum Rad passen würde. Von den guten Nachrichten beflügelt, legte ich die Strecke in Rekordzeit zurück und erreichte den Laden eine Minute vor Schließzeit. Dem Verkäufer wurde noch einmal anschaulich klargemacht, was das Problem ist. Aber er war komplett überfordert, ob sein Sattel das Problem beseitigen könnte. Kurzerhand wurde der ältere oberste Chef des Ladens gerufen. Dieser entsprach jedem Klischee, was man vom weisen Lehrmeister aus einem Film haben kann. Er rieb sich lange den nicht vorhandenen Bart, während er laute mhhh Geräusche von sich gab. Ohne Rückfragen stellte er fest „nicht gut“ und verschwand im Laden, um mir zwei Bezüge mit dem vielsagenden Wort „das“ zu reichen. Auf meine Nachfrage, welchen er von beiden empfehlen würde, tastete er kurz und überreichte mir einen Bezug mit einem bestimmten „das“ und verschwand wieder in dem Büro, aus dem er gekommen war. Dabei war er nicht unhöflich oder ähnliches, aber ein zehn Minuten langes Verkaufsgespräch mit vier Worten hatte ich auch noch nicht. Hoffen wir mal, dass diese Lösung hilft. Kleiner werde ich so schnell nicht und aus Deutschland neue Jeans zu besorgen, ist ohne Anprobe auch unangenehm.
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