Mai 2014 Archiv

Vegalta Sendai – Sanfrecce Hiroshima

sendai1Drei Fußballspiele in kürzester Zeit hintereinander – so etwas ist für mich in Deutschland zwar Standard, hier in Japan ist es aber schon alleine aus finanziellen Gründen eine Seltenheit. Trotzdem merkte ich in den letzten Wochen, wie sehr mir das eigentlich gefehlt hat. Man gewöhnt sich ja doch daran, seinem Club wöchentlich über die Dörfer zu folgen. Umso schöner war es in Yokohama, Hiroshima und Sendai, endlich mal wieder dem runden Leder folgen zu können. Leider geht diese Zeit jetzt schon wieder zu Ende. Obwohl hierzulande die Saison erst im März anfängt, gibt es im Juni schon die Sommerpause, welche dieses Jahr dank der Weltmeisterschaft sogar noch um einiges früher starten wird. Die Weltmeisterschaft ist nun bekanntlich nicht unbedingt mein Lieblingsfußballereignis. Deshalb wollte ich die Chance nutzen, um mir noch einmal Ligafußball anschauen zu können. Was konnte es also Besseres geben, als dass diese Woche ein spezieller Gegner in Sendai aufschlägt. Vegalta, immer noch Vorletzter in der Tabelle, sollte gegen Sanfrecce Hiroshima antreten und eigentlich war sogar noch meine neue Bekanntschaft aus Hiroshima angemeldet. Aus einer Eingebung heraus ging ich schon am Anfang der Woche Tickets kaufen und erhielt mit etwas Glück noch zwei der letzten Tickets im ausverkauften Stadion. So war alles für ein Fußballfest angerichtet. Die gesamte Woche verbrachte ich, nicht zuletzt auch aufgrund einer sendai2durchgemachten Nacht mit dem Höhepunkt des Magdeburger Pokalsiegs, auf einem Stimmungshoch. Ich nutzte gleich jede Gelegenheit, um Orsolya das Spiel etwas näherzubringen und ich traf den richtigen Nerv. Solange es Vegalta ist, ist sie mittlerweile ebenfalls sehr interessiert und stellt auch schon mal von sich aus Fragen nach Spielern oder Spielen.

sendai4Im Stadion trafen wir natürlich erst einmal unsere alten Bekannten rund um Kuma und Mütze. Vor allem Kuma war dabei auf einem Stimmungshoch. Orsolya mutmaßte schon, dass da bestimmt etwas mehr Bier im Spiel war. Die gesamte Zeit über war er wie aufgekratzt und die Kinder nutzten das gnadenlos aus, um mit ihm zu spielen. Das Spiel selber sollte das neue Selbstverständnis von Vegalta einmal mehr unterstreichen. Aus einer felsenfesten Abwehr, welche der zweiten Halbzeit des Spiels gegen Kobe entsprach, wurden immer wieder Nadelstiche gesetzt. Diesmal galt dabei nicht mal unbedingt die Regel, alle Bälle auf Wilson. Auch Akamine, der zweite Stürmer, erhielt einige hundertprozentige Torchancen, welche er aber alle kläglich vergab. Als die ersten Fans, insbesondere Kuma, schon die Auswechslung forderten, kam aber aus dem Nichts seine Chance und aus der Drehung versenkte er eine Flanke unhaltbar im Netz von Hiroshima. Man muss dazu sagen, dass der Torwart von Hiroshima, Hayashi, letztes Jahr noch das Tor von Sendai hütete. Der Jubel im Stadion kannte keine Grenzen und in den nächsten 60 Minuten fand Hiroshima auch nicht im Ansatz einen Weg, um das Abwehrbollwerk von Sendai zu überwinden. Der Sieg war unser und damit auch der Nichtabstiegsplatz in der Sommerpause. Dank guter Ergebnisse liegt die Mannschaft sogar auf Platz 11, sendai3noch vor Yokohama, die momentan ein echtes Sturmproblem haben. Bei bestem Sonnenschein und netter Begleitung in Form unserer Freunde, blieben wir so noch eine Weile im Stadion. Wir feierten mit den Spielern, spielten mit den Kindern und stellten fest, dass Orsolya mit ihren fünf Fußballspielen die Spiele schon besser kommentieren kann, als einige Personen nach mehreren Saisons.

Als Ausgleich zum Fußballspielen fuhren wir im Anschluss dann noch weiter mit dem Fahrrad. Wenn wir schon mal mit dem Rad da sind, kann man auch in Izumi zum Shoppen fahren. So schafften wir es dann erst im Dunkeln, gegen 23 Uhr, zurück nach Hause. Wir kauften auf dem Weg gleich noch eine neue Waschmaschine, nachdem sich unsere alte anhört, als ob sie gleich in die Luft gehen würde. Es war also ein rundum gelungener Tag und ich freue mich schon auf die Rückrunde. Vielleicht schaffe ich es ja mit meinem Lehrergehalt mal öfter ins Stadion!

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Groundhopping Yokohama

Das hat man nun davon, wenn man anderen vertraut! Auf einmal war Orsolya nicht mehr so überzeugt, ob ihr Wort eine 4-stündige Anfahrt nach Osaka für das Auswärtsspiel von Vegalta beinhaltete oder nicht. Dabei war die Idee genial. yokohama2Nach langem Hin und Her entschieden wir uns, ein Fußballspiel in nicht so weiter Entfernung von Tokyo anzusehen. Und was wäre da besser, als Vaters Lieblingsmannschaft hierzulande, die Yokohama F Marinos, anzusehen. Das passte besonders, da wir im Jahr 2010 das WM-Stadion verpasst haben, wo sie eigentlich spielen.

yokohama1Das WM-Stadion ist auch wirklich sehr beachtlich, für einen Fußballverein wie Yokohama aber doch überdimensioniert. Am Endspielort der Weltmeisterschaft 2002 stießen wir natürlich auch auf eine Vielzahl von Bildern der deutschen Nationalmannschaft und Herr Khan durfte sich vor dem Stadion verewigen.

Das Spiel ist schnell beschrieben. Gegner war Sagan Tosu, ein Gegner von der Insel Kyushu und einer von zwei Vereinen, welche in der Liga in Rosa auflaufen. Als ob diese Geschmacksverirrung nicht schon schlimm genug ist, wird dazu noch die Farbe Babyblau gemischt. Normalerweise sollte der Vorjahreszweite Yokohama in dieser Begegnung haushoher Favorit sein, aufgrund einer anhaltenden Stürmermisere ist dieser aber weit von der Vorjahresform entfernt. Tosu auf der anderen Seite nutzte in dieser Saison die Schwäche der Teams in der oberen Tabellenhälfte, welche sich allesamt auf die Asia League konzentrierten, und schaffte es mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung auf den vorderen Tabellenplatz. Genau diese Situation spiegelte sich auch im Spiel wieder, wo Yokohama zwar anständig kombinierte, aber vor dem Sechzehner irgendwie das Schießen vergaß. Tosu nutzte seine wenigen Konter um direkt in der ersten Halbzeit durch individuelle Fehler zum 2 : 0 zu erhöhen. Erst in der zweiten Hälfte wurde Yokohamas Spiel etwas besser, als der alte Spielführer und Europalegionär Nakamura eingewechselt wurde. Dieser konnte das Spiel zwar nicht mehr drehen, mit einem genialen Schuss aus vierzig Metern aber immerhin das Spiel noch offen halten. In den letzten Minuten hatten dann noch drei Spieler den Ausgleich auf dem Fuß. Wer aber nicht schießt, kann auch nicht treffen. yokohama3So verließen die Fans mit gesenktem Kopf das Stadion und Yokohama findet sich im Abstiegskampf wieder. Ich selber muss sagen, dass ich die Stimmung bei Vegalta bevorzuge, auch wenn Yokohama sichtlich bemüht war. Aus diesem Grund besorgte ich mir dann auch gleich im Anschluss Karten für Sendais letztes Spiel vor der Sommerpause.

Natürlich war damit aber unsere Zeit in Tokyo noch nicht vorbei. Die restlichen Tage verbrachten wir beim Shoppen, wobei uns eine schreckliche neue Mode auffiel – der Zwillingslook. Überall waren besonders Mädchen wie Zwillinge gekleidet, in so kindlichen Klamotten, wie es für ihr Alter nun so gar nicht angemessen war. Den schlimmsten Fall konnte ich in Odaiba beobachten, wo ein paar Zwillinge sich auch noch gleich aussehende Freunde ausgesucht hatten. Hoffentlich schwappt so etwas nicht nach Deutschland über!

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Disneyland oder „Wo ist hier bitte Dagobert?????“

Es gibt Sachen, die habe ich als Kind schon nicht so begeistert aufgenommen, wie meine Altersgenossen. Vor über zwanzig Jahren ging es für mich nach Disneyland Paris und trotz riesiger Vorfreude blieb es irgendwie als Enttäuschung in Erinnerung. Zum einen lag das an den riesigen Schlangen, zum anderen daran, dass ich mit der Hauptfigur von Disney – Mickey – so rein gar nichts anfangen konnte. Ich war immer mehr ein Fan der Ducktales und da besonders der „reichsten Ente der Welt“. Dagobert erlebte immer Abenteuer mit Geschichtshintergrund und konnte dazu noch im Geld baden. Disney5Was kann man sich mehr wünschen? In Japan ist aber sowieso vieles anders und eines dieser Dinge ist Disneyland. Nicht unbedingt Kinder, sondern Erwachsene sind das Hauptpublikum des Parks. Dabei sind besonders Paare zu beobachten, aber auch Absolventen japanischer Unis suchen sich den Park gerne als Abschlussreise aus.

Während meiner Resttage in Tokyo wurde ich so „gezwungen“, mir mit Orsolya Disneyland anzuschauen. Die Tickets lagen schon eine Weile herum und ich wurde mit Versprechen wie der Möglichkeit, dass ich die Organisation des nächsten Tages übernehmen kann, geködert. Na warte, sie weiß gar nicht, worauf sie sich da einlässt….

Disney4So ging es am frühen Freitag ins Disneyland und schon beim Einlass schauderte es mir. Jeder – und ich übertreibe leider überhaupt nicht – hatte eine Disneymütze oder irgendwelche Ohren der Charaktere auf! Auch T-Shirts und Figuren waren allerorts zu sehen. Die Merchandise-Maschine von Disney scheint auf jeden Fall zu funktionieren und die Leute geben Unsummen aus. Mich trifft das natürlich weniger, denn wozu bitte noch extra Geld ausgeben? Auch die ewig lange Schlange zum Shakehands mit Mickey konnte ich mit einem müden Lächeln bedenken, trieb mich doch da rein gar nichts hin. Stattdessen fanden wir das erste Fahrgeschäft. Weshalb die Japaner die Durchsagen bei der „Fluch der Karibik – Fahrt“ auf Englisch belassen, verstehe ich schon mal nicht. Natürlich ist es besser für die Ausländer, aber die Japaner und besonders die Kinder sind doch überfordert damit und man nimmt ihnen den Spaß!

Disney1Nach dieser kurzen Fahrt sollte eigentlich eine Parade anstehen. Ein kurzfristiger Wolkenbruch machte das aber zunichte, so dass wir erst einmal eine Ewigkeit unter einem Dach verbrachten, bis auf einmal die Sonne wieder hervorkam. Es wurde aber nicht besser. Ewigkeiten verbrachten wir jetzt vor den Fahrgeschäften, die alle für die Wartezeiten viel zu kurz waren. Für einen normalen Mitteleuropäer war das aber auch besser so, denn von Beinfreiheit kann man nicht unbedingt in den Achterbahnen sprechen. Man bekommt schon Angstanfälle, ob man sein Bein nach der Fahrt noch spürt. Wir fanden auch noch ein paar Fahrgeschäfte, die lustig waren. Das war zum Beispiel die „Star Wars – Fahrt“. Überzeugen konnte mich das Ganze aber nicht wirklich und die Tatsache, dass Dagobert wieder übergangen wurde, blieb auch im Raum stehen. So blieben wir bis zur Nachtparade und dem Feuerwerk und ich kann sagen: Einmal reicht!

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Dafür wird meine Rache morgen umso schlimmer werden – ich habe da so eine Idee!

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Die letzten Tage

zug1Nach dem Highlight in Form eines Fußballspiels wird es Zeit, die letzten unserer 4.900 km durch Japan zurückzulegen. Zu diesem Zweck trennten wir uns für einige Stunden. Während ich einige Dinge in der Universität zu klären hatte, ging es für meine Eltern mit dem Zug in Richtung Nikko. Nikko ist eine Stadt mit vielen Tempelanlagen. Sie ist aber in einem anderen Bereich weltberühmt, ohne dass die Leute es unbedingt mit dem Namen verbinden. Nikko ist die Stadt der drei Affen, wovon einer nichts hört, der nächste nichts sieht und der dritte nichts sagt. Persönlich bevorzuge ich ja die gegenteilige Variante aus Onomichi, aber berühmter ist nun mal diese. Da diese Reise mit dem Gepäck meiner Eltern nur bedingt zu verbinden gewesen wäre, ging es für sie mit leichtem Gepäck los, während ich später mit ihren Koffern folgte. Als Abschluss ihrer Rundreise gefiel ihnen die Stadt mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten wohl auch sehr gut, auch wenn es schon sehr von Ausländern überlaufen ist. Aus eigenen Erinnerungen weiß ich noch, dass man wohl bei jedem Tempel auch extra Eintritt bezahlen musste.

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Elektronikviertel

Elektronikviertel

Im Anschluss trafen wir uns dann in Tokyo, wo es nach dem Abstellen der Koffer erst einmal zum Schauen in das Elektronikviertel nach Akihabara ging. Ich glaube, meinem Vater war gar nicht bewusst, was ihn da wirklich erwartet. Akihabara hat zwar den Ruf als Anime-Mekka, in Wirklichkeit ist es aber das Elektronikviertel. Was immer gerade auf dem Markt ist, man findet es hier und ich kannte zudem noch die kleinen Geschäfte in den Seitengassen.

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Nach einem erschöpfenden Shoppingmarsch entschieden wir deshalb, nicht wie geplant noch zur großen Kreuzung nach Shibuya zu fahren, sondern in einem Fischrestaurant einzukehren. Dieses fanden wir in nächster Nähe unseres Hotels und die Kellner hatten wohl mehr Angst vor uns, als wir vor ihnen. So bemüht wie hier, waren die Kellner um mich selten. Man erklärte mir ausladend jeden einzelnen Punkt auf der Karte und schaffte es so, meinen Eltern ein abwechslungsreiches Essen zum Abschied auf den Tisch zu stellen.

Tokyo04Am nächsten Morgen hieß es dann, früh aufstehen und zum Flughafen fahren. Dort wurde noch einmal anständig gefrühstückt und zum Abschluss noch einmal Sashimi und Sushi gegessen. Meine Eltern haben wirklich Gefallen an der japanischen Version des Sushis gefunden. Aus diesem Grund gab es von mir zum Abschied für meinen Vater auch einen Maguro-Sushi-Schlüsselanhänger als Motivation, um wieder herzukommen. So endete dann auch die lange Reise mit meinen Eltern und ich bin wieder ohne Familie in Japan. An Normalität war aber noch nicht zu denken, denn ein paar Tage in Tokyo mussten noch sein, wenn man schon mal da ist.

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Vegalta Sendai vs. Vissel Kobe

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Unsere Freunde

Unsere Freund „Mütze“

Es gibt Sachen, die muss man einfach mitmachen, um sie zu verstehen. Da kann ich noch so oft erzählen, wie gut der Support bei Vegalta Sendai ist und wie viel Spaß es doch macht, auch wenn es nicht der FCM ist. Glauben tut man es erst, wenn man live dabei war. Aus diesem Grund haben wir uns heute Tickets für das Spiel von Vegalta Sendai gegen Vissel Kobe gekauft und meinen Eltern damit den ersten Besuch für ein Heimspiel von Sendai ermöglicht. Schon im Vorfeld hatte ich deswegen meine Fußballfreunde
Unsere Freund Kuma

Unsere Freund Kuma

rund um Kuma informiert und sie hielten uns dankbarerweise ein paar Plätze in der Fankurve frei. Als „Dank“ verschüttete ich mein Bier, um meinen Vorderleuten erst einmal einen nassen Rucksack zu verpassen. Aber ansonsten wurden wir sehr gut aufgenommen. Meine Eltern bekamen sogar zwei Paar exklusive Stäbchen und Sendaier Süßigkeiten als Geschenke überreicht. Der Dritte im Bunde, von meinem Vater der Einfachheit halber „Mütze“ genannt, hatte uns als Verpflegung sogar selbst gemachte Octopusbällchen mitgebracht. Da konnten wir natürlich nicht nachstehen und verteilten Osterschokolade.

Unser Freund

Unser Freund

Unsere Freunde

Unsere Freunde

Aber wir waren ja nicht nur deswegen im Stadion, sondern um das Fußballspiel zu sehen. Und das begann alles andere als gut! Schon nach wenigen Minuten schaffte Marqinos, der Urtyp eines Söldners, der auch schon ein Spiel für Sendai machte, das 1 : 0 für Kobe. Wenig später folgte das 2 : 0. Alles sah nach einer Klatsche für Sendai aus. Sendai hat seit meinem letzten Besuch zwar reagiert und endlich den australischen Trainer nach 8 Spielen ohne Sieg beurlaubt. Dessen komische Taktikentscheidungen steckten aber noch in den Köpfen der Spieler. Irgendwie schaffte er es, dass eine Mannschaft, welche an guten Tagen jede Mannschaft schlagen konnte, mittlerweile Angst vor jedem Gegner in der Liga hat.

Elfmeter - Toor!

Elfmeter – Toor (Ball in linker oberer Ecke)!

Der beste Mann - Wilson!

Der beste Mann auf dem Platz – Wilson!

Den Posten des Trainers hat mittlerweile der Co-Trainer übernommen. Das ist ein ehemaliger Spieler und dieser fand in der Halbzeit anscheinend die richtigen Worte. Zu diesem Zeitpunkt sangen die Unterstützer zwar noch, aber so wirklich glaubte schon keiner mehr an ein Unentschieden oder gar einen Sieg. Vegalta kam nach einer Taktikumstellung und mit einem neuen Stürmer wie verwandelt aus der Kabine. Zuerst schaffte der Brasilianer Wilson, einen Elfer zu erhalten. Diesen verwandelte er sofort, nur um wenige Minuten später der gegnerischen Abwehr davonzurennen und den Ausgleich zu erzielen. Die Taktik wandelte sich zu einem reinen „Gib den Ball zu Wilson“ und Kobe war sichtlich geschockt. Trotzdem gelang ihnen bei einem der wenigen Entlastungskonter das 3 : 2. In der bisherigen Saison wäre dies für Vegalta das Ende gewesen, was insgesamt nur 4 Tore in den letzten 8 Ligaspielen belegen. Unter dem alten Trainer wurden davon übrigens nur zwei geschossen. Heute war aber alles anders und unter dem lautstarken Gesang der Sendaier erzielte man das viel umjubelte 3 : 3, nur um kurze Zeit später auch noch das Siegtor zu schießen.

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Sendai hatte genau so viele Tore geschossen, wie in der Saison zusammen und ein Spiel gedreht. Das Stadion stand Kopf! Hinter uns ging es so weit, dass eine Frau ihren Freund trösten musste, da dieser vor Freude über den ersten Heimsieg hemmungslos weinte. Der Tag war also rundum gelungen. Einzig um einen Japaner tat es mir etwas leid. Aus Freude über den Sieg wollten einige Japaner mit uns abklatschen und nicht immer hat man die eigene Kraft im Blick. Dadurch wurde der Arm eines Abklatschpartners meines Vaters ziemlich zurückgeschleudert. Der Sieg wird es ihm aber wert gewesen sein!

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Abends ging es dann noch in ein Fünfziger Jahre – Restaurant. Damit boten wir meinen Eltern noch einmal etwas ganz Anderes, wenn auch das Essen eventuell durch die orginal fünfziger Jahre Rezepte qualitativ mit den Tagen zuvor nicht mithalten konnte.

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Shiogama

Man muss den Eltern ja immer etwas Neues bieten! Das ist in einer Region wie Sendai, welche kulturell gesehen immer etwas im Hintertreffen zu den Fürstentümern im Süden Japans war, nicht immer ganz einfach, ohne längere Strecken zu fahren. Heute ging es aber einmal zu einem leichteren Ziel – Shiogama. Shiogama liegt nur eine halbe Stunde von Sendai entfernt und hat den größten Thunfischfanghafen Japans.

Shiogama03Das eigentliche Highlight ist aber eine große Tempelanlage, welche von Liebenden sowie insbesondere auch von kleinen Kindern, in regelmäßigen Abständen besucht werden soll. Der Tempel ist sehr ansehnlich, das eigentliche Highlight war aber eine stattfindende Hochzeit. Man stelle sich das einmal in Deutschland vor: Man heiratet in der örtlichen Kirche und im Rundgang laufen die Besucher der Kirche herum, Shiogama01als ob gerade nichts los wäre und läuten dazu auch noch in regelmäßigen Abständen die Glocken. Unvorstellbar? Tja, hier in Japan ist alles ein wenig anders! Hier konnte jeder die Hochzeitsgesellschaft beobachten und trotzdem standen die Glocken zum Beten eigentlich nie still. Ich als Bräutigam wäre aber garantiert genervt gewesen. In Anbetracht der Dauer der Zeremonie und bei dem Zeitraum, in dem man Shiogama02dafür stehen musste, wäre die Gefahr bei mir aber letztendlich wohl gering, da ich nach kürzester Zeit wohl eingeschlafen wäre. So eine Zeremonie geht natürlich nicht nur ein paar Minuten. Man betet, wird rituell gereinigt und die Mikos führen traditionelle Rituale vor. Währenddessen stehen Braut und Bräutigam am jeweils anderen Ende des Tempels, bis sie sich nach einer gefühlten Ewigkeit dann endlich in der Mitte des Raumes treffen dürfen.

Shiogama04Im Anschluss an den Besuch des Tempels ging es dann zum Hafen, wo meine Eltern erst einmal frisch gefangenen Fisch und Meeresfrüchte probierten, während Orsolya sich mit einem Standverkäufer für eingelegtes Gemüse anfreundete und uns so mehrere kostenlose Proben besorgte. Man muss schon zugeben, mit ihren sehr guten Japanisch-Kenntnissen macht sie hier schon sehr viel Endruck und die Leute honorieren das dementsprechend!

Ein weiteres Highlight des Tages sollte dann das Abendessen werden. Schon zwei Tage zuvor hatten wir vier Pltze in einem japanischen Restaurant gesichert, welches Sendaier Spezialitäten anbietet. Den Ehrenplatz erhielt dabei mein Vater. Er saß neben der lebensgroßen Puppe einer Sendaier Persönlichkeit und sah ihr auch noch ähnlich. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gab es einen Mönch welchem nachgesagt wurde, dass er Glück brachte, wenn er ein Restaurant besuchte. Dieses Glück gab es letztendlich sogar wirklich, da seine Anwesenheit als Zeichen guten Essens gesehen wurde. Deshalb kehrten die Sendaier anschließend ebenfalls dort ein und ermöglichten somit den Besitzern das Geschäft ihres Lebens. Seit diesen Tagen ist es nun in den Restaurants von Sendai Tradition, ein Foto oder ähnliches von diesem Mönch aufzustellen. Im Falle dieses Restaurants ging man aber noch einen Schritt weiter und setzte eine Puppe auf einen Tresenplatz. Sie blockiert diesen Platz ständig, hat einen Teller vor sich zu stehen und verfügt so immer über gutes Essen. Bei ungenauer Betrachtung sieht das dann schon mal so aus, als ob man neben jemandem sitzt. Aber auch das Essen war sehr gut und wir konnten meinen Eltern einige Neuheiten zeigen, welche sie wohl so noch nicht gegessen hatten. So langsam haben wir damit alle Spezialitäten Japans abgedeckt.

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Geibikei

Ich bin zu Hause und es ist Golden Week! Wieso muss ich also schon so früh wieder das Haus verlassen? Diese Frage stellte sich mir heute früh, als ich auf dem Rad in Richtung Bahnhof unterwegs war, um meine Eltern zu treffen. Diese schafften es währenddessen in ihrem Hotel das Kunststück zu vollbringen, die wohl einzige deutschsprachige Person im Hotel zu finden und zur Abwechslung von einer Japanerin über das Land belehrt zu werden.

Ziel der heutigen Reise sollten die Schluchten Geibikei und Gembikei sein. Die beiden Schluchten hören sich nur fast gleich an, sind aber völlig unterschiedlich. Dazu kommt noch, dass selbst die hier in Sendai lebenden Japaner diese Orte nicht kennen. Der normale Tourist besucht den nahe gelegenen Ort Hiraizumi (was wir bereits 2010 taten), welcher vor wenigen Jahren in das Weltkulturerbe aufgenommen wurde, und verpasst dadurch zwei der schönsten Gebiete Miyagis.

Aber erst einmal zum Eigentlichen: Geibikei ist eine spektakulär anzusehende Schlucht mit dem Gebirgsfluss Satetsu, welcher bei einer 90-minütigen Fahrt mit einem gondelähnlichen Boot befahren werden kann. Dabei schlängelt sich der Fluss an hohen Kliffs und schönster Natur entlang. Am Wendepunkt der Tour befindet sich ein Fels, welcher wie eine Löwennase geformt sein soll. Touristen können dort kleine Steine kaufen mit welchen sie versuchen können, ein Loch im Felsen auf der anderen Seite des Flusses zu treffen. Das soll angeblich Glück bringen. An dieser Bootsfahrt nahmen wir natürlich teil.

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Anschließend ging es per Bus zur Gembikei Schlucht westlich von Ichinoseki. Dort gibt es den Fluss Iwai, welcher mit zahlreichen Stromschnellen durch den Ort fließt. Als besondere Spezialität haben sich die Ortsansässigen entschieden, eine lokale Spezialität, Dangos (Reismehlbällchen in Soße), per „Seilbahn“ (genauer gesagt ein kleines Körbchen an einem Seil) über den Fluss zu liefern. Das ist ein Event, welches die Anwesenden verleitete, in Schlangen für etwas anzustehen, was sie auf der anderen Seite des Flusses mit wohl weniger Zeitaufwand hätten haben können. Trotzdem war es auf jeden Fall sehr spektakulär. Besonders interessant war es auch, als Orsolya und ich auf einen der Felsen geklettert sind und so die Naturgewalt des Stroms mit eigenen Augen aus nächster Nähe sehen konnten.

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Am Abend ging es zurück nach Sendai. Dort konnte die nächste Stufe des Kurses „Alle Sorten japanisches Essen in 17 Tagen“ in Angriff genommen werden. Zwar war das eigentlich vorgesehene Restaurant für gegrillte Fleischspezialitäten überfüllt, in einem zweiten Fleischrestaurant machte man uns aber Platz und bewirtete uns fürstlich. Die Besorgnis dabei war beachtlich. So wurden unsere Plätze auf dem Fußboden extra für die Ausländer mehrmals gepolstert und bei jeder Kleinigkeit wurde mehrmals nachgefragt, ob es uns gut geht. Als nach über dreißig Minuten Sitzen zum Beispiel ein Tisch mit Stühlen frei wurde wurden wir sofort gefragt, ob wir nicht lieber anständig sitzen wollen. Extra für uns wurde auch ein neues Getränk auf die Karte gesetzt und Extras auf Kosten des Hauses gab es auch noch einige. Das eigentliche Highlight des Restaurants ist aber ein im Tisch eingebauter Grill, auf dem das beste Fleisch der Region gegrillt wurde.

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Mir als Vegetarier sagte zwar mehr das Gemüse zu, aber meinen Eltern schmeckte es und nur darauf kam es an. Nur wie die Kellner auf die Idee kommen konnten, Orsolya und ich seien Geschwister, das traf mich schon sehr. Wir sehen nun wirklich nicht ähnlich aus!

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Ab in die Heimat

Warten auf den Zug, ordentlich angestellt

Warten auf den Zug

Jede noch so schöne Rundreise hat ein Ende und genau so auch unsere. Aus diesem Grund galt es heute, die Koffer zu packen und mit dem Shinkansen durch halb Japan zurück nach Sendai zu fahren. Den ersten Schock erlebten wir aber schon vor der Zugfahrt: Die Golden Week beginnt. Das ist eine Woche mit mehreren Feiertagen. Zwischen diesen Feiertagen hat ein Großteil der Japaner Urlaub. Da ein Japaner normalerweise von seinen ihm zustehenden Urlaubstagen eh nur durchschnittlich sieben Tage nimmt, entwickelt sich so in dieser Zeit eine riesige Reisewelle. Wir hatten aber leider vergessen, schon am Anfang der Woche Platzkarten für die Züge nach Sendai zu buchen. Im schlimmsten Fall konnte das also bedeuten, dass wir die gesamten sechs Stunden Zugfahrt stehen müssen. Auf der ersten Strecke hatten wir aber Glück, wir bekamen einen Sitzplatz. Aber trotzdem verlief nicht alles wie geplant. Meine Eltern fahren mit einem Railpass, welcher ihnen das kostenlose Fahren mit allen Zügen der japanischen Zuggesellschaft ermöglichen soll. Leider dachte sich die Schaffnerin im Zug etwas anderes und erwartete auf einmal Geld von uns. Ohne nähere Erklärung sagte sie immer wieder, wir sollen doch bezahlen. Während ich schon verzweifelt versuchte, mit dem Handy irgendwie Hilfe zu rufen, fand sich dann doch die Lösung: Unsere Strecke ging über ein kurzes Stück einer anderen Gesellschaft. Die Kartenverkäuferin am Vortag hatte es Sendai01leider nicht für notwendig erachtet, uns darüber zu informieren. Nach dieser Schrecksekunde verlief auf den ersten zwei Teilstücken aber alles nach Plan. Wir ergatterten Sitzplätze und alles blieb ruhig. Nur beim letzten Teilstück, den letzten 45 Minuten von Omiya nach Sendai, passierte es dann: Wir mussten in einem total überfüllten Zug stehen. Die Bahnmitarbeiter gingen so weit, die letzten Passagiere hineinzudrücken und wir standen in einem vollen Zug in den Gängen, ohne die kleinste Möglichkeit, sich gescheit festzuhalten. Zu guter Letzt erreichten wir aber Sendai und was soll ich sagen, zu Hause ist es doch am schönsten! Und um das zu unterstreichen, fanden meine Eltern das wohl beste Hotelzimmer ihres Urlaubs vor.

Nach dem Reinfall gestern mit den Ramen hatte ich mir für heute etwas Besonderes ausgedacht: Zuerst ging es kurz in meine Wohnung, um den Eltern zu zeigen, wie man so wohnt und dann ging es schon zu meinem Sushimeister. Was ihnen dort geboten wurde, das hatten sie wohl auch nicht erwartet. In guter Tradition hatten wir dem Sushimeister einen Preis genannt, welchen wir investieren wollten. Wir hatten erklärt, dass es die erste Begegnung meiner Eltern mit echtem guten Sushi ist und er solle sich etwas einfallen lassen. Am Anfang musste er erst etwas überlegen, denn er wollte uns ja etwas besonders Gutes bieten. So oft hat er keine ausländischen Sushianfänger bei sich im Laden zu Gast. Für jeden, der sich jetzt über das „Anfänger“ beschweren möchte sei gesagt, dass ich jeden, der nicht schon in Japan an der Quelle Sushi gegessen hat, als solchen sehe.

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Wer einmal „echtes“ Sushi gegessen hat, wird es auf jeden Fall sehr schwer haben, in Deutschland noch einmal das Sushi im Laden zu loben. Auf jeden Fall ließ er sich etwas einfallen und versorgte uns mit einer reichhaltigen Auswahl an Sashimi und Sushi. Auch seine sonst noch angebotenen Köstlichkeiten wie der grüne Tee oder der selbst eingelegte Rettich schmeckten ausgezeichnet. Dass mein Vater ihn über uns noch nach einer Sakeempfehlung fragte, freute den Meister so sehr, dass er von ihm ein handgefertigtes Sakeglas als Geschenk erhielt. So verbrachten wir drei Stunden im Laden, unterhielten uns mit dem Sushimeister, schauten Baseball und genossen das Essen. Die Scharte vom letzten Abend sollte ich damit auf jeden Fall weggemacht haben!

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Tempeltour

Es geschah vor fast sieben Jahren: Dennis und Reik sitzen im Zug mit einer kleinen amerikanischen Reisegruppe, bestehend aus einer Studentin und ihrer Tante und man unterhält sich so:
Tante: „Ach, wenn man einen Tempel kennt, kennt man alle und meine Begleitung zwingt mich, in immer neue zu gehen und dann ist sie auch noch Vegetarierin und ich darf keinen Burger essen.“
Dennis blickt sie mitleidig an und erwiedert nur: „Ich kenne das, mir geht es mit ihm genauso und ich werde von Tempel zu Tempel geschleift.“
Mein freundliches Angebot, dass er mit der Dame geht, während ich mit der Studentin reise, schlug Dennis damals aus. Wie man sieht, kommt er trotzdem noch heute gerne mit in das Land der aufgehenden Sonne und genießt es hier genauso wie ich.

Eine Sache hat sich aber nicht geändert: Die Anzahl der von mir besichtigten Tempel dürfte mittlerweile schon im hohen dreistelligen bis fast vierstelligen Bereich sein und trotzdem besichtige ich sie gerne. Dies durfte meine Mutter heute wieder einmal schmerzlich erfahren.

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Das heutige Ziel unserer Reise war Takayama. Takayama ist eine Stadt in einer Bergregion nahe Nagano, welche sich dank ihrer Position für einige Jahrhunderte fast unbeeinflusst durch den Rest von Japan entwickeln konnte. Besonders der Glauben ist hier noch viel stärker vertreten, als das in anderen Städten in Japan der Fall ist. Sehr anschaulich ist das anhand von 15 haushohen mobilen Schreinen zu sehen, welche zweimal im Jahr durch die Stadt gezogen werden. Einige sind eigentlich zum Tragen gedacht, nur finden sich in der heutigen Zeit keine 40 Leute, welche fast die gleiche Körpergröße haben, um diese Monstren zu transportieren.

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Neben den Wagen gibt es noch rund 20 große Tempelanlagen, welche sich in der ganzen Stadt verteilen. Durch die geografische Lage ist Takayama dabei im Sommer im Schnitt mit dreißig Grad ziemlich warm und wir hatten das Glück, den perfekten Sonnentag zu erwischen. Deshalb ging es, sehr zur „Freude“ meiner Mutter, welche bestimmt noch nach diesem Urlaub Albträume von all den Treppenstufen zu den einzelnen Tempeln bekommt, stundenlang von Tempel zu Tempel.

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Nur am Abend hatten wir etwas Pech. Da in Takayama in der Nähe des Bahnhofs kaum etwas Essbares angeboten wurde waren wir gezwungen, uns abends in Kanazawa noch etwas zu suchen. Da wir nicht lange suchen wollten, nahmen wir gleich ein Ramenrestaurant in der Nähe des Bahnhofs. Doch leider sollte man hier in Japan die Tatsache beherzigen, dass rote Soßen immer sehr scharf sind. Mein Vater hörte meinen Warnhinweis nicht richtig und erhielt so eine Soße, die selbst für Leute, die es scharf mögen, ziemlich anstrengend zu essen war. Aber ich verspreche, die nächsten Tage werden ihn versöhnen!

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Der schönste Garten Japans

Vielleicht erinnert sich einer der geneigten Leser ja noch an meine Ausführungen zum Thema Okayama. Okayama stand in den Bestenlisten von Japan auf Platz Nummer 2 beim Thema „Schönster Park von Japan“. Nachdem es gestern in den Schnee ging und die Natur aufgrund der Wetterbedingungen so ziemlich gar nicht zu sehen war, galt es deshalb für heute wieder näher an diese zu kommen. Was liegt da näher, als den ersten Platz auf der Liste der schönsten Parkanlagen Japans zu besichtigen? Und zu unserem Glück befindet sich dieser Park natürlich in Kanazawa!

Kanazawa01Trotz leichtem Nieselregen machten wir uns heute also auf, um die Stadt Kanazawa zu erkunden. Zuerst ging es zu diesem Zweck in den örtlichen Geishadistrikt. Nun hat Kanazawa an verschiedenen Stellen in der Stadt davon gleich zwei und doch gelang es uns leider nicht, einen Blick auf die örtlichen Amüsierdamen zu werfen. Amüsierdame ist dabei nicht unbedingt aus deutscher Sicht zu sehen, sondern im eigentlichen Sinne des Wortes zu betrachten. Geishas, das Bild Japans in westlichen Medien, sind lange ausgebildete Unterhalterinnen. Sie sollen das zumeist männliche Klientel bei deren Dienstbesprechungen mit Musik und weitreichender Allgemeinbildung, Kanazawa02aber auch mit Spielen, welche in Europa kein Erwachsener mehr spielen würde, unterhalten. In Anbetracht der Jahrhunderte alten Tradition der Geishas werden die Stadtbezirke, in denen sie agieren, auch in einem möglichst traditionellen Kontext belassen und man kann sich ein Bild davon machen, wie Japan vor 100 Jahren im Allgemeinen ausgesehen hat.

Im Anschluss an den Geishadistrikt hatte sich das Wetter endlich so weit entwickelt, dass wir uns in den Park begeben konnten. Die Informationen waren nicht verkehrt, er ist wirklich ein Unikat und einer der schönsten Parks, welche ich in Japan bisher sehen konnte. Ob der Park deshalb aber auf Platz eins gewählt werden muss? Ich kann es nicht sagen, für mich und den europäischen Geschmack war der Park in Okayama schöner. Dies mag aber an den unterschiedlichen Herangehensweisen liegen.

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War Okayama eine echte Parkanlage, welche zum Flanieren in der Natur einlud, so setzt der Park in Kanazawa die Grundprinzipien eines japanischen Gartens auf kleinstem Raum um. Es sind wirklich alle Dinge vorhanden, welche von solch einem Park erwartet werden. Durch diese Ballung wirkt der Park aber auch stark überladen und man weiß nicht unbedingt, was man zuerst bestaunen soll. Ich würde aber jedem Touristen empfehlen, der Japan mal abseits des Mainstreams zwischen Tokyo, Kyoto und Osaka erkunden will, den beiden Parks eine Chance zu geben und sich selbst ein Bild zu machen.

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Am Abend ging es dann noch in ein Restaurant. Nach all meinen Erfahrungen vor zwei Tagen war ich schon leicht nervös. Ob ich wieder weggeschickt werde oder ob ich dieses Mal gleich im ersten Restaurant etwas Essbares erhalte? Ich hatte Glück. Die Karte war zwar ziemlich kompliziert zu lesen, denn wer kennt schon all die japanischen Fischuntersorten und ihre Kanjis. Der Kellner hatte am Anfang Angst vor einem Fiasko aufgrund der Sprache. Nachdem dies aber von mir geklärt werden konnte und er mich gut verstand, fand er Gefallen an uns. Er empfahl uns einige örtliche Fischspezialitäten, die ich so noch nie gegessen habe. Wir wussten zwar nicht immer ganz genau, was wir jetzt gerade essen, aber das ist ja auch nebensächlich, solange es schmeckt. So wurde der Tag in Kanazawa schön abgerundet und wir konnten uns auf die nächste große Fahrt am morgigen Tag vorbereiten.

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