Der Ärger mit dem Handy

Japan ist eines der modernsten Länder der Welt. Die Technik ist sehr fortschrittlich, die Forschung ist ganz vorne in der wissenschaftlichen Welt dabei und sogar eine einfache Toilette ist beheizt und hat dreitausend Sonderfunktionen, die wohl nie ein Mensch ausprobieren wird. Nichtsdestotrotz hat das Land einige Eigenheiten behalten, welche man wohl nicht unbedingt erwarten würde. Wer kennt es zum Beispiel nicht? Man geht abends essen und das Geld wird knapp. Leider nimmt das Restaurant, wie so ziemlich jedes in Japan, keine Kartenzahlung. Die normale Lösung wäre wohl ein kurzer Besuch beim Geldautomaten und welch ein Glück, hier in Japan steht so einer auch noch in jeder Poststelle und damit so ziemlich alle 400 Meter voneinander entfernt. Leider reicht diese Annehmlichkeit nicht, um das oben beschriebene Problem zu lösen. Natürlich hat ein elektrisch betriebener Geldautomat Schließzeiten. Wofür? Das weiß wohl kein Mensch, aber bei normalen Geldautomaten ist ab 19 Uhr Schluss mit dem Geldabheben, am Wochenende sogar schon um  16 Uhr. In Anbetracht der Tatsache, dass hierzulande fast alles, sogar die Miete, in bar gezahlt wird, ist das ein ziemlich mysteriöses Vorgehen.

Aber dieses kleine Ärgernis soll gar nicht mein eigentliches Thema sein. Am Wochenende wurde ich mit einem viel interessanteren System konfrontiert. Alles fing damit an, dass ich mir vor ein paar Wochen endlich ein Handy zulegte. In Japan ist dies ein Zeichen, dass man  Einwohner ist, denn bei jeder Gelegenheit, egal ob am Automaten für den Fußballticketeinkauf oder bei der nächsten Polizeikontrolle, überall will man die Telefonnummer wissen. Zur Erleichterung beschloss ich, nicht jeden Monat in bar zu zahlen, was ebenfalls möglich wäre, sondern per Bankeinzug. Soweit verlief die gesamte Geschichte noch normal und ich war frohen Mutes, das elende Thema endlich abgeschlossen zu haben. Vor zwei Wochen entdeckte ich zu meiner Überraschung aber einen Brief von meinem Handybetreiber in meinem Briefkasten. Der Bankeinzug wurde von meiner Bank zurückgewiesen. Meine Unterschrift soll wahrhaftig nicht meine eigene gewesen sein. Ich pflege ja zu glauben, dass meine Unterschrift relativ schwer zu kopieren ist und eindeutige Merkmale besitzt, welche sie unverkennbar macht, aber die Japaner sehen das wohl anders und baten darum, den Bankeinzug noch einmal zu bestätigen. Kurzerhand ging ich zu meiner Bank und vollzog mit deren Hilfe die Schritte noch einmal. Das Problem ist wohl, dass Japaner mit einem Stempel unterschreiben. Wenn dieser Stempel nun wie in meinem Fall nicht vorhanden ist, dann kann man auch per Hand unterschreiben. Wenn bei dieser Unterschrift aber ein Unterschied zu entdecken ist, zum Beispiel etwas kleiner geschrieben, eine andere Anordnung des Vor- und Nachnamens oder dergleichen, dann gilt die Unterschrift als ungültig. Egal, ich dachte auf jeden Fall, dass das Thema damit erledigt ist und ich mich endlich um den eigentlichen Grund meiner Reise hierher, dem Forschen, beschäftigen könnte. Da hatte ich aber falsch gedacht. Am Sonntag besuchte ich den Laden meines Handybetreibers mit einem anderen Anliegen, als mir die Angestellte freundlich mitteilte, ich würde dem Anbieter Geld schulden. Ich war perplex. Wie kann ich Geld schulden, wenn der Bankeinzug erneut veranlasst wurde? Wie sich nach sehr langen Diskussionen herausstellte,  kann in Japan Geld nicht ein zweites Mal eingezogen werden und im schlechtesten Fall hätte ich bei meiner Vertragsauflösung die freundliche Meldung bekommen, der Firma noch zusätzliches Geld zu schulden. Man hätte mir wohl nicht einmal eine Mahnung geschickt.

Man sieht also, Bürokratie gibt es überall und ich muss jetzt erst einmal herausfinden, wie ich bitte beim letzten Mal anders unterschrieben haben soll als dieses Mal.

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