Von guten Tagen

Wie war der Songtext noch mal? It’s a Beautiful Day? Jup, das könnte ich heute auch singen. Es ist ja nicht so, als ob alleine der Sieg der Magdeburger in Zwickau meine Laune schon in die Höhe getrieben hätte. Am Morgen hatten wir erst einmal Kanayo verabschiedet. Sie muss zurück nach England. Zum einen sind Abschiede immer nicht so toll, aber für drei Personen ist unsere Wohnung einfach mal nicht auf Dauer ausgelegt. Nachdem dieser Punkt erledigt war, entdeckte ich gleich zwei Nachrichten, welche meine Stimmung endgültig auf den Höhepunkt brachten: Nächsten Monat kommt Daniel zu Besuch. Mein Senpai wollte eigentlich nicht mehr in Sendai vorbeischauen, umso schöner ist es, dass er es sich noch anders überlegt hat. Mein Angebot besteht in diesem Zusammenhang übrigens weiter, schaut vorbei, wenn ihr in Japan seid, ich führe euch gerne! Das eigentliche Highlight war aber eine Nachricht von meinem alten Betreuer Kawamura. Kawamura war während meines letzten Aufenthaltes Sekretär meines Büros und hat sich dabei sehr intensiv um mich gekümmert. Mittlerweile ist er leider, zumindest  aus meiner Sicht, Professor an einer anderen Universität und nur sehr selten in Sendai. So hatte ich endlich Zeit, ihn mal zu treffen und ihm für ein besonderes Geschenk zu danken.

Vor einem Jahr hatte er in Zusammenhang mit seinem neuen Job angefangen, ein Deutsch-Lehrbuch zu schreiben, welches multimediale Elemente beinhaltete, welche mit dem Handy erreicht werden können. Wer solche Bücher kennt weiß, dass es bei den Dialogen immer Figuren gibt, welche sich durch das gesamte Buch ziehen. Ihre Rolle ist es, den Lesern gleichzeitig neben der Sprache, das Land näherzubringen und noch die Identifikation zu steigern. Für sein Buch hatte sich Herr Kawamura die zwei geeignetsten Hauptcharaktere überhaupt ausgedacht: Shimizu, der Austauschstudent mit breitgefächerten Interessen und einer künstlerischen Veranlagung und Reik, der deutsche Fußballfan aus Magdeburg, der Shimizu in das deutsche Leben einweist. Ähnlichkeiten zu lebenden Personen sind natürlich reiner Zufall…. Zu meiner Freude erwähnt  das Buch sogar Magdeburg und den 1. FCM in seinen Dialogen. Damit wird eine neue Generation Japaner herangezogen, welche neben Neuschwanstein und Bratwürsten, jetzt auch das wunderschöne Magdeburg bereisen wollen.
lehrbuch

Aber bei unserem Treffen erfuhr ich noch viel bessere Neuigkeiten. Vor einer Weile hatte mich Yuuki kontaktiert, ob ich nicht einen Aufsatz in Kawamuras neuem Buch schreiben möchte. Natürlich wollte ich das und auf Deutsch fiele es mir noch einfacher. So hatte ich vor über einem Monat meinen Aufsatz abgegeben und mich ein wenig geärgert, dass ich den Aufsatz nicht noch ins Japanische übersetzt habe. Das wäre aber sehr aufwendig geworden und in diesem Zeitrahmen auch kaum machbar, weswegen ich mit der deutschen Version vorlieb nehmen musste. Nun haben aber erst vier Leute ihre Texte abgegeben, die restlichen Professoren lassen noch auf sich warten. Da nun noch Zeit ist habe ich das Angebot erhalten, dass Herr Kawamura es für mich übersetzen würde. So eine Veröffentlichung wäre für mich ja auch nicht so schlecht, wenn ich mal in Japan arbeiten wolle, versuchte er mich noch von seiner Idee zu überzeugen, aber ich war eh schon hin und weg. Wie viel besser sieht es doch aus, direkt als Erstes eine  fremdsprachige Veröffentlichung zu haben als eine deutsche. So würde dieser Artikel für mich nur noch viel mehr aufgewertet und ich kann nur hoffen, dass die anderen Professoren endlich fertig werden und ich dann das Gesamtwerk in den Händen halten kann.

Mal schauen, auf welche Ideen Herr Kawamura als nächstes kommt. Hoffentlich denkt er dabei wieder an mich, denn ich bin zu jeder Schandtat bereit. Besonders seine Andeutungen zum späteren Arbeiten in Japan und dass er mir eventuell helfen könnte etwas zu finden, hat mir sehr zugesprochen. Man weiß nie, wozu man es mal brauchen kann.

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