Typisch Japanisch Essen

Als ich als Doktorand anfing meinte meine Professorin zu mir, ich möge mir doch noch einen zweiten Professor suchen, der auf Japan spezialisiert ist. Unter normalen Umständen hätte ich nun durch die Universität rennen und jemanden finden müssen, der Japan als Thema hat. Aber ich entschied mich für eine alternative Herangehensweise und fragte freundlich bei Masami an, ob sie nicht jemanden kennen würde, welcher Geschichte in Sendai unterrichtet und dazu noch Deutsch kann. Kurzerhand stellte sie mir im letzten Dezember Herrn Yamada vor. Das ist ein junger Professor, der in Deutschland studiert hat und ausgezeichnet Deutsch  kann. Da Masami ihn nicht vorbereitet hatte, überfiel ich ihn zwar etwas mit meiner Bitte, mich doch zu betreuen, aber dankbarerweise sagte er nach kurzer Bedenkzeit zu, mir zu helfen. Seit meiner Rückkehr nach Japan hatte ich leider noch keine Möglichkeit, ihn wieder zu treffen, was sich am letzten Samstag glücklicherweise ändern sollte.

Herr Yamada hatte Masami, Orsolya und mich in ein Restaurant in der Innenstadt eingeladen und es sollte eines der seltsamsten Restaurants sein, welches ich bis dato in Japan besucht habe. Der Treffpunkt war vor dem Restaurant angesetzt, was leichter gesagt als getan war. Bei meinem Eintreffen in der Gegend des Restaurants konnte mir niemand den Weg weisen und auch Masami, welche gleichzeitig eintraf, hatte keine Idee, wo wir suchen sollten. Glücklicherweise fand uns aber Herr Yamada und führte uns zu einer Wand mit großen Sakefässern. Für uns war dies eine Zierde, welche für die benachbarten Restaurants gedacht ist. Wie sich herausstellte, war aber eine vielleicht 1,50 Meter große Tür in eines der Fässer eingelassen, welche den Eingang in das Restaurant erlaubte.

restaurant

In Japan ist es wohl Sitte, dass man das Restaurant gebeugt und als Bittsteller betritt und den Koch damit um eine gute Mahlzeit bittet. An einen ungefähr 50 cm größeren Ausländer hatte bei der Konstruktion aber wohl niemand gedacht. Das Restaurant selber ist um eine große offene Feuerstelle gebaut, auf der die Sendaier Spezialität Kuhzunge gegrillt und auf traditionelle Weise Misosuppe angerührt wird. Dazu stehen alle Arten von regionalen Alkoholika bereit, um den Gast in Stimmung zu bringen. Man merkte schon jetzt, das Restaurant ist auf regionale und historische Spezialitäten ausgelegt. Dazu kam noch ein Stuhl, welcher nur eine Seitenlehne hat, damit man ihn nicht unschicklich verschieben muss, während die andere Seite zum Setzen gedacht ist.

Zum Essen im Restaurant kann man eigentlich nicht groß etwas sagen. Es war richtig gut und man merkt, dass es wohl ein Geheimtipp für Japaner ist, da wir die einzigen Ausländer waren. Es entwickelte sich auf jeden Fall ein toller Abend, sowohl aus menschlicher Sicht, als auch aus fachlicher Sicht.

essen

Das Highlight kam aber beim Abschied: Wir waren schon fast weg, als uns einer der Angestellten einholte, um uns noch unsere wohlverdiente Verabschiedung zu geben. Zu diesem Zweck werden mit einem Feuerstein ein paar Funken über dem Rücken der Gäste gemacht, damit sie befreit von bösen Dämonen den Heimweg antreten können. So wirklich hat das aber nicht funktioniert, schließlich zogen mich Masami und Orsolya nach unserer Verabschiedung von Herrn Yamada in den nächsten Karaokeladen, wo wir noch zwei Stunden sangen. Vor diesen Dämonen schützte das reinigende Feuer dann doch nicht, oder meine sind einfach zu groß. Alles in allem war es aber ein klasse Abend und eigentlich ist es schade, dass man solche Geheimtipps nicht selber finden kann, sondern immer gezeigt bekommen muss. Zum Glück kenne ich mittlerweile fast nur noch Japaner in Sendai, wodurch es doch etwas leichter fällt.

karaoke

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1 Kommentar

    • Sven auf November 30, 2013 bei 5:24 pm
    • Antworten

    Bitte diese besonderen Kneipen schön alle merken, damit du mich im Frühjahr dorthin einladen kannst. 😉 Du weist doch, das ist was für Papa!

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