Tokyoter Berichte

Endlich bin ich da. 14 Stunden Flug sind nie schön, auch wenn ich ANA wirklich empfehlen kann. Der Flug hatte zum ersten Mal auch in der sogenannten Holzklasse sowas ähnliches wie Beinfreiheit und japanische Mitflieger sind um einiges entspannter als zum Beispiel die brasilianischen Fußballfans vom letzten Mal. Gut, Hauptsache heil angekommen.  Aber wie geht es weiter? Zwar hatte ich mich informiert, dass es einen Bus zum Hotel geben sollte, nur wo kommt der an? Auf einmal stand ich mit 2 Koffern und zwei Taschen in den Häuserschluchten von Tokyo, in Gebieten, die ich noch nie gesehen hatte. Über eine Stunde später war klar, ich hatte mich verfranzt und die Information online war falsch. Egal, selbst ist der Mann und letztendlich erreichte ich das Hotel, nur, um gleich wieder fortgeschickt zu werden. Einchecken so früh ist dann doch leider nicht möglich. So verbrachte ich 6 Stunden mit Laufen durch Tokyo und der Hoffnung, ein schönes Zimmer zu bekommen. Dies war der Anfang eines kleinen Tiefs, denn so recht wollte in Tokyo nicht alles gelingen. Der von mir eingeplante Vortrag fiel aus, der Besuch eines Vergnügungsparkes ebenfalls, so dass es hauptsächlich zum Shoppen ging und noch zu einem Besuch eines Sir Lanka Festivals, inklusive Kokosnusstrinken. Das Highlight war noch der spontane Beschluss, das Tokyo Rathaus bei Nacht zu besichtigen. Dank meines Vaters bin ich mittlerweile stolzer Besitzer einer Spiegelreflexkamera und es sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn ich nicht endlich mal anständige Bilder mit dieser von Tokyo bei Nacht schaffen sollte.

So stehe ich also auf dem Rathausdach und kämpfe mit den Gläsern. Diese verdammte Spiegelung, das muss doch auch ohne gehen! Plötzlich erscheint ein alter Mann neben mir und schreit nur „damme, damme“. Frei übersetzt entspricht dies einem „halt stopp, falsch“! Und das ist noch eine freundliche Übersetzung. Meine Gedanken kreisen: Was hast du schon wieder angestellt? Freundlich wie die Japaner sind, erscheint auch gleich einer neben mir und übersetzt mir die Aussage als „nein, nein“. Aber schon spricht der Opa mit Handzeichen und Körpereinsatz weiter. Der dumme Ausländer nutzt die Kamera falsch. Die Blende muss weg und dann die Linse ans Glas gehalten werden, dann gibt es auch keine Spiegelungen. Erst als er ganz sicher war, dass ich es auch begriffen hatte und die Bilder besser sind, verschwand er so schnell, wie er gekommen war auch schon wieder. So konnten die Bilder endlich was werden und ich war wieder einmal erstaunt, wie schnell sich hier unter den kontaktscheuen Japanern einer findet, der mich sofort anspricht. Diese freundlichen Japaner sind genau eine der Sachen, die Japan ausmachen und so langsam gewöhnte ich mich wieder an Japan. Nur halt die Menschenmassen, besonders im angeblichen In-Viertel von Harajuku, mit all seinen T-Shirts im falschen Deutsch, werde ich jetzt aber wohl an Feiertagen meiden.

So vergingen die wenigen Tage in Tokyo doch schneller als gedacht. Besonders ein japanisches Restaurant für Kushiage, frittierten Fisch und Gemüse, wusste zu überzeugen. Ein Fehler, aus dem ich von 2010 lernen musste, war der, dass für mich die ganzen Nudelrestaurants und Billigrestaurants echte Restaurants waren. Letztendlich sind es doch nur Fastfood-Restaurants auf Japanisch und wenn man wirklich ausgezeichnet essen möchte, muss man manchmal schon 1.000 Yen mehr investieren und dafür dann auch etwas geboten bekommen. Nur für den Europäer mögen diese Art von Restaurants seltsam erscheinen, da man anstelle einer Rechnung mit allen Posten nur einen Zettel mit dem Endpreis erhält und sich auf die Ehrlichkeit des Kochs verlassen muss. Praktischerweise sind die Gesamtpreise aber meist noch unter dem Kartenpreis.

Am Montag war es dann aber soweit, der Zug wurde bestiegen und es ging nach Sendai. Schon als ich die ersten Lichter meiner zweiten Heimat erstrahlen sah, erschlich sich in mir ein Hochgefühl und der ganze Stress der letzten Wochen war von meinen Schultern verschwunden. Ich war zuhause und der Umzug war endlich hinter mir!

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