Warum einfach, wenn es auch schwer geht?

Juni 2013: Ich hatte meine Stipendiumszusage mündlich erhalten, aber seitdem hatte sich nicht viel getan. Sollte ich nicht irgendwie mal etwas Schriftliches erhalten? Wie funktioniert der Teil des Stipendiums mit dem kostenlosen Flug nach Japan? Fragen über Fragen und keine wirklichen Antworten. Die Verwaltung an der Tohoku Universität war froh, wenn sie mir nicht antworten brauchten und Professor Morimoto war auch nicht mehr informiert als ich. Als endlich Mitte des Monats ein Brief in Göttingen ankam, mit dem mir das Stipendium bestätigt wurde und die Bitte geäußert wurde, mir möglichst zügig das Visum zu sichern, war klar, dass ich schnell handeln wollte. Ein Visum wenige Tage vor der Abreise zu besorgen, war schon letztes Mal zu einem größeren Akt geworden und mit dem Visum erhalte ich vielleicht auch mehr Informationen über den Flug, man möchte ja planen. So kam es zu einem denkwürdigen Telefonat mit dem für mich zuständigen Konsulat in Hamburg.

R: Hallo, ich habe hier einen Brief, der mir sagt, ich sol ein Visum beantragen, da ich das Mombusho Stipendium erhalte. Welche Unterlagen benötigen sie und wann kann ich kommen?

K: Ähm, das können sie noch gar nicht haben, es gibt noch gar keine Ergebnisse, wer das das Stipendium bekommen wird.

R: Doch, hören sie, ich lese ihnen kurz den Brief vor….

K: Also, das muss ein Fehler sein, rufen sie doch mal ihren Verantwortlichen in der Botschaft an, bei dem sie den Test hatten.

R: Also, den habe ich nicht. Ich hab den Test in Japan gemacht und mein Verantwortlicher hat mir nur den Zettel gegeben.

K: Das geht? Also sie müssten dann mehrere Zettel haben.

R: Nein, ich hab nur den einen Zettel und soll damit das Visum erhalten.

K: Ok, das hatten wir noch nicht. Können sie bald mal vorbei schauen?

Gesagt, getan, am nächsten Morgen um 5 Uhr saß ich im Zug nach Hamburg. Ich überreichte meine Unterlagen, wobei mir noch einmal versichert wurde, ich könne noch gar keine Ergebnisse haben und man wüsste auch nicht, wie man mit mir umgehen solle. Ich ließ alle meine Unterlagen dort, wobei es sich als praktisch erwies, dass ich die Prozedur schon kannte und zur Überraschung der Dame alle Unterlagen schon dabei hatte. Ich war also ein nicht vorgesehener Fehler, ein Umstand, der mich auf dieser Vorbereitung noch verfolgen sollte.

Es blieb nun ruhig für über einen Monat, ehe mich das Konsulat kontaktierte: Man habe die Unterlagen nun und mein Visum sei fertig, ich könne natürlich jederzeit vorbei schauen. So etwas soll man nicht auf die lange Bank schieben und kurze Zeit später befand ich mich erneut im Zug nach Hamburg, um meinen Pass abzuholen. So schwer kann das ja nicht werden…. Bei meiner Ankunft begrüßte man mich mit großen Augen und stammelte, man müsse dringend mit dem Konsul über mich reden. Mein Visum hatte den Vermerk „Gespräch mit dem Konsul benötigt“ und ohne dieses sollte ich meinen Pass nicht wiedererhalten. Warum man mir das nicht am Telefon schon so gesagt hatte, erschließt sich mir nicht. Aber es kam, wie es kommen musste und der Konsul war beschäftigt. Wie sich herausstellte, muss dieser mich auf das Leben in Japan in einem Gespräch vorbereiten und da er dies noch nie gemacht hatte, brauchte er mehr Zeit. Ich wurde gebeten, doch noch mal wiederzukommen oder dieses Gespräch per Telefon zu führen. In der anschließenden Belehrung durch das Konsulat kam heraus, dass die Uni Sendai für den Flug zuständig ist, ohne es zu wissen und dass die anderen Studenten eigentlich erst 5 Tage nach meinem Abholen des Visums in den Konsulaten und Botschaften erwartet werden. Ich war also schneller als die Japaner überhaupt ahnen konnten. Der Flug sollte noch eine Sache für sich werden, aber dies ist eine Geschichte für später.

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