Auftakt eines Rückspiels

Wir schreiben den 19.09.2013 und für den geneigten Blogger ergibt sich die Chance, erneut in die Tasten zu hauen. Zugegebenermaßen, der über 300 Einträge lange Blog des Jahres 2010/2011 hat seine Spuren hinterlassen. Japan ist ein exotisches Land und es gibt sehr viel zu entdecken. Nach einem Jahr überraschen einen aber nur noch die wenigsten Dinge. In meinem Fall gehe ich so weit, Sendai als meine zweite Heimat zu bezeichnen. Ok, es hat eine komische Sprache und der Fußballverein ist nur in Ansätzen mit dem ruhmreichen 1. FC Magdeburg zu vergleichen. Aber trotzdem habe ich mich selbst in mittlerweile 6 Jahren Göttingen dort nie so heimatlich gefühlt.

Seit meinem Auswärtsspiel hat sich viel ereignet. Ein Jahrhunderterdbeben hat das Leben in Japan grundlegend verändert. Viele Freunde sind wieder in ihren Heimatländern und am 25.07.2012 habe ich den Master der Geschichte in Göttingen mit einer Abschlussarbeit über Japan in den deutschen geografischen Zeitschriften des neunzehntens Jahrhundert erfolgreich abgeschlossen.

Was also tun mit meinem Leben? Sollte ich den Ratschlägen einiger folgen und mir doch langsam mal einen Job suchen? Man wird ja nicht jünger – das ist vermutlich gar nicht so eine falsche Einschätzung. Auf der anderen Seite ist Geschichte vermutlich das Ding in meinem Leben, welches ich am besten beherrsche und einige Professoren scheinen davon auch überzeugt worden zu sein und rieten mir zu einer Doktorarbeit. Dies ist ein Unterfangen, welches meinem Fernziel,  der Übernahme eines Museums, wohl entgegenkommen würde. Nur welches Thema sollte man für diesen Zweck auswählen? Eine feste Konstante zieht sich durch mein Studium: nie ein Thema doppelt wählen, weil sonst die Motivation leiden könnte. Auf der anderen Seite sollte man sich im Rahmen einer Dissertation wohl doch langsam mal wirklich spezialisieren. In all diese Überlegungen kamen im August 2012 Dennis und meine Reise in das Land der aufgehenden Sonne. Alte Wirkungsstätten wurden besucht, alte und neue Freunde gefunden und irgendwie kribbelte es doch in den Fingern, noch einmal in eine andere Welt einzutauchen. Wurden die ersten Gedanken, eine Doktorarbeit zur Hälfte in Japan und zur anderen in Deutschland zu schreiben, anfänglich noch als Spinnerei oder unrealistisch abgetan, so ergab sich dank meiner Kontakte nach Sendai bald ein anderes Bild und der Gedanke zu einem Rückspiel vertiefte sich. Das Mombusho Stipendium, welches schon Menschen wie Orsolya, Christian und Mohammed die Reise nach Japan ermöglichte, hat neben der Bewerbung über die japanische Botschaft im jeweiligen Heimatland  noch die Möglichkeit einer direkten Universitätsempfehlung. Diese ist zwar noch schwerer zu erhalten, aber dann hat man eine erhöhte Chance, dieses Stipendium zu bekommen. Mit dem Segen einer Professorin aus Göttingen, einem Exposé über ein Thema, welches ich schon zu meiner Masterarbeit gerne bearbeitet hätte und etwas vorfühlen in Japan durch Freunde, reiste ich also im Dezember 2012 erneut in das Land der aufgehenden Sonne. In einem engen Zeitfenster schaffte ich es, einen japanischen Zweitbetreuer für die Arbeit zu gewinnen und dank meines ehemaligen Professors Morimoto die Empfehlung der Uni zu erhalten. Das Projekt Rückspiel war damit angelaufen.

Noch stand das Stipendium aber noch nicht und das Stipendium alleine ermöglicht noch nicht direkt Forschungsergebnisse. Nach langer Überzeugungsarbeit erhielt ich deshalb im Mai 2013 einen Reisekostenzuschuss durch eine Stiftung. In Anbetracht der Tatsache, dass ich erst offiziell seit einem Monat als Doktorand angenommen war und damit  forschen konnte, war das eine Besonderheit und ich bin immer noch dankbar, dass es am Ende funktionierte. Auf dieser Reise sicherte ich mir durch Kontakte die Unterstützung der Japanisch-Deutschen Gesellschaft, welche mir die Türen zu so ziemlich jedem Forschungsinstitut in Japan öffnete. In Japan läuft vieles über Kontakte und Namen. Frau Wilhelms Name, also der der Leiterin der Japanisch-Deutschen Gesellschaft in Sendai, ist dabei ziemlich bekannt und einflussreich. Mit dieser Voraussetzung und der freudigen Meldung, das Stipendium zu bekommen, erhielt ich erste Einblicke in die von mir benötigten Materialien und konnte mich endgültig auf das Rückspiel in Japan vorbereiten. Aus der Erkenntnis, wie kurz ein Jahr sein kann, reifte die Verlängerung der Dauer auf 18 Monate.

Nach dieser langen Vorrede sind wir also im Heute angekommen. Es ist Donnerstag der 19.09.2013,  ich sitze in Frankfurt auf dem Flughafen und bin bereit, es wieder mit dem täglichen Wahnsinn in Japan aufzunehmen. Die Hindernisse auf dem Weg dorthin waren vielseitig und werden ganz bestimmt weitere Einträge nach sich ziehen.  Jetzt wünsche ich aber allen geneigten Lesern erst einmal viel Spaß und einen schönen Tag noch. Ich hoffe, ihr bleibt mir auch auf dem weiteren Weg gewogen. Auf jeden Fall werde ich versuchen, ein wöchentliches Update zu geben oder auch mal ein zusätzliches, wenn sich etwas Berichtenswertes ereignet.

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