Vegalta vs. Nagoya

Nagoya, der Name einer Stadt, die in den letzten Wochen für mich der Inbegriff des Feindbildes geworden ist. Vor vier Monaten habe ich dort mein Fahrrad gekauft und seit vier Wochen befindet sich dieses wieder in eben jenem Ort. Nachdem ich innerhalb von drei Wochen kein Lebenszeichen erhalten habe, ob denn mein Rad überhaupt den Weg dorthin überstanden hat, habe ich letzten Montag dort anrufen lassen. Wie sich herausstellte, wartet man immer noch auf die Ersatzteile. Angeblich ist der Schaden so gar nicht möglich und das Rad muss auf unmöglichen Wegen querfeldein gefahren worden sein. So jedenfalls erklärte der Besitzer des Fahrradladens die Situation und sagte aber gleichzeitig, dass er das Rad trotzdem repariert. Zum einen habe ich das Rad aber nur in Sendai und normal gefahren und zum anderen überrascht mich die Aussage mit dem trotzdem doch etwas. Vor drei Wochen hat er sich nur unwillig bereit erklärt, das Rad überhaupt anzuschauen und jetzt macht er etwas aus Kulanz? Der Herr kann mir viel erzählen, aber die Geschichte glaube weder ich, noch die Japaner, welche das Telefonat für mich führten. Vielmehr scheint er eingesehen zu haben, dass der Fehler beim Radladen lag und die Geschichte dient dazu, sein Gesicht zu wahren. Trotzdem darf ich jetzt noch weiter auf mein Rad warten, bis endlich die Ersatzteile aus den Vereinigten Staaten eintreffen.

Aber was soll es, dann lenke ich mich halt etwas von der ganzen Sache ab und gehe zum Fußball. Im Gegensatz zu Europa hat hier die Saison schon wieder angefangen und Vegalta braucht jeden Punkt, den sie bekommen können. Da bin ich doch gerne bereit, meinen Anteil zu leisten. Besonders, da der Gegner am Mittwoch aus einer gewissen Stadt kommt, auf die ich im Moment eh nicht so gut zu sprechen bin. Die Nagoya Grampus Eight geben sich in Sendai die Ehre. Der Meister von 2010 ist relativ finanzstark und mit einigen in Japan bekannten Gesichtern ausgestattet. Besonders sei hier die Nummer 4 Tulio, in Halbjapaner und langjähriger Nationalspieler, genannt. Aber auch die Brasilianer im Team brauchen sich nicht zu verstecken. Trotz der namenhaften Spieler tut sich Nagoya aber extrem schwer, um in der Liga mitzuhalten. Vegalta sollte also auf jeden Fall Chancen haben. So kam es dann auch. Vegalta hat in dieser Saison einen besonders starken Zusammenhalt. Daszeigte sich in diesem Spiel schon dadurch, dass Wilson und drei andere Spieler angeschlagen in das Spiel gingen, um Vegalta die wichtigen Punkte zu sichern. Das Spiel fing auch gut an und in der ersten Halbzeit konnte Akanime durch einen Abwehrfehler ungefährdet alleine auf den Torwart zu rennen und den Ball einschieben. Nagoya fand zu diesem Zeitpunkt keinen Zugriff auf das Spiel, welches Vegalta sehr geschickt durch eine tiefstehende Abwehr mit schnellen Kontern lenkte.

Während sich nach der ersten Halbzeit keiner wirklich vorstellen konnte, wie Nagoya noch gefährlich werden könnte, kam es kurz nach Wiederanpfiff zum Ausgleich aus dem Nichts. Vegalta zeigte sich unbeeindruckt und stellte den alten Abstand durch eine Standardsituation wieder her, nur um kurz später aus eben solcher wieder den Ausgleich zu kassieren. Während Vegalta nun auf dem Zahnfleisch kroch, was bei Temperaturen um die 35 Grad nicht überraschend war, versuchte Nagoya mit aller Macht, das Spiel zu drehen. Aus einem erneuten Standard schaffte Vegalta wieder die erneute Führung. Bis zur 93. Minute sah alles nach drei Punkte für Vegalta aus. Nagoya rannte wütend an und Vegalta verteidigte gut. Als man aber in der 93. den Ball nicht aus der Gefahrenzone bekam, fiel der erneute Ausgleich nach einem Fernschuss aus 25 Metern eigentlich mit Ansage. Vegalta hatte viel investiert, gut gekämpft und trotzdem nur einen Punkt gesichert. Die Enttäuschung war den Fans ins Gesicht geschrieben. Und für mich war es besonders schwer, hatte ich Nagoya doch alles erdenklich Schlechte gewünscht, als Rache für mein Fahrrad.

Na gut, wenn ich für die nächste Zeit kein Rad habe, dann mache ich halt erst mal Urlaub. Aus diesem Grund wird mein nächster Blogeintrag dann aus Bali erfolgen. Bis dann also!

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