2 Harajukus

Harajuku, die Nennung dieses Stadtteils lässt mich normalerweis erschaudern. Es handelt sich um den Treffpunkt und die Einkaufsmeile japanischer Jugendlicher, welche normalerweise so überfüllt ist, dass ein Vorankommen gegen die Strömung rein unmöglich wird. Umso überraschter war ich, als ich durch meinen Vater etwas über das „Harajuku für Omas“ hörte, wo heute Jahrmarkt sein sollte. Wie soll ich mir das bitte vorstellen? Geschäfte für Menschen in dem Alter meiner Eltern oder gar eine Einkaufsstraße für Rentner? So ganz erschloss sich das Bild nicht, schließlich können Ältere doch nie so schlimm sein, wie es die Jugend in besagter Straße ist. Oh, lag ich falsch!

Straße der alten Frauen

Straße der alten Frauen

Schon auf dem Weg zu dieser Straße wurden wir aufgeklärt, dass es sich wirklich um ein Rentnerparadies handelt. Zur sprachlichen Unterstützung hatten wir Orsolya mitgenommen, welche kurzerhand in der Metro von einer alten Dame am Rücken gepackt wurde und ihre Sachen gerichtet bekam. Richtig so! Wenn man mit uns reist, sollte man auch anständig angezogen sein! Die Dame erklärte uns auf dem Weg zum Ausgang dann auch schon einmal, was uns erwartet.
Jahrmarkt

Jahrmarkt

So wirklich vorbereiten konnte sie uns aber trotzdem nicht. Die Straße ist fast einen Kilometer lang und wirklich überrannt von Rentnern. Diese sind dabei noch nicht mal frische Rentner, sondern ein Großteil der Anwesenden steckte meine Großeltern locker in die Tasche und maximal meine Urgroßmütter hätten wohl da konkurrieren können. Die Geschäfte waren aber auch dementsprechend angepasst. Es gab lange Unterwäsche, Gehstöcke oder Medizin, alles was das Rentnerherz
Schlange für Tayaki

Schlange für Tayaki

begeistern könnte war vorhanden und wurde wiederum von Rentnern vertrieben. So genehmigten wir uns auf der Straße ein Tayaki, eine mit roter Bohnenpaste gefüllte Teigtasche. Diese Teigtaschen habe ich schon zu Hunderten gegessen und noch nie haben sie so geschmeckt wie in diesem Laden, welcher vom Aussehen wohl schon seit der Eröffnung in den Fünfzigern nicht renoviert wurde und noch immer die Erstbesitzer als Köche hatte. Dafür wurde die beste Paste verwendet und der Teig war perfekt.
Guten Appetit

Guten Appetit

Kein Wunder also, dass es eine ewig lange Schlange gab und viele der alten Rentner gleich zwanzig bis dreißig Stück kauften.

Es war ein Schauspiel zu beobachten, wie fit die Anwesenden noch waren und mit welchem Elan sie die Zeit in der Straße genossen. Trotzdem war es uns etwas unangenehm, das Alter so zu senken. Als Ausgleich ging es im Anschluss in das echte Harajuku, welches wirklich Oma5bis auf die Altersklasse der Anwesenden dem für die Alten in nichts nachsteht. Der in Harajuku liegende Meijitempel konnte von uns dagegen nicht besichtigt werden, da der gerade über uns einfliegende Präsident Obama leider die gleiche Idee hatte. Aus diesem Grund ging es für uns erst noch zu einem Blumenfest in einen Tempel und auf die 350 Meter hohe Plattform des Skytrees. Ein Tag mit so vielen Gegensätzen ist wohl auch nur in Tokyo möglich.
Oma6Oma7Oma9

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://rj-webspace.de/2-harajukus/

Der Fuji

Am heutigen Tag ging es für mich und meine Eltern zu einem der fünf Seen rund um den heiligen Berg der Japaner, den Fuji. In einem japanischen Sprichwort heißt es, man muss den Berg einmal im Leben bezwungen haben. Dementsprechend verging ein Großteil der Reise mit meinem Spott, dass ich meine Mission ja schon vor drei Jahren erfüllt habe. Trotzdem ist es verwunderlich, wie unbekannt eigentlich der See ist, zu dem wir gefahren sind. Normalerweise reisen alle Ausländer nach Hakone. Dort gibt es zwar neben dem See, von dem man mit viel Glück bei gutem Wetter den Fuji sieht, noch andere Dinge, wie heiße Quellen und Schwefelberge. Wenn man aber ein Gefühl dafür haben möchte, warum die Japaner den Berg so verehren, dann sollte man zu diesem Ort kommen. Noch nie habe ich den Berg so majestätisch aus der Ferne gesehen und gleichzeitig sind hier die Chancen ihn zu sehen weitaus höher, als in Hakone. Da aber Bilder mehr als tausend Worte sagen, schweige ich jetzt lieber und präsentiere ein paar Bilder.
fuji1Fuji2fuji4

fuji3fuji6fuji5

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://rj-webspace.de/der-fuji/

Im Museum

Wer in den letzten Tagen meinem Facebookaccount gesehen hat, wird den Eintrag schon gesehen haben: Eine japanische Seite schreibt über meine Eltern und mich! Wie konnte es so weit kommen? Gestern erreichten meine Eltern Japan, um nach allen meinen Provokationen in Form von Bildern, endlich auch mal wieder das Land zu bereisen. Zu diesem Zweck bleiben sie jetzt 17 Tage hier und wir werden eine kleine Rundreise – von Tokyo über Hiroshima und Kanazwa nach Sendai – unternehmen.

Erster Stopp dabei ist Tokyo und hier stand noch eine Rechnung offen. Vor drei Jahren hatte ich entdeckt, dass der japanische Fußballverband zur WM 2002 ein Fußballmuseum eröffnet hatte. Dieses Museum ist in so gut wie keinem Guide enthalten, aber auf jeden Fall eine Reise wert – besonders, nachdem ich dort den echten Asia Cup anheben durfte. Am Eingang gab es aber ein Problem, welches auf das gesamte Museum zurückfällt: Der Tresen wurde mit einer Vielzahl von Anstecknadeln der verschiedensten Vereine verziert. Das ist ein Unterfangen, welches ziemlich beachtlich aussieht, aber die berechtigte Frage aufwirft, wo die Nadel des ruhmreichen Europapokalsiegers von 1974 ist. Komische Vereine aus Dortmund und Köln, ja die sind vertreten, selbst Uerdingen findet Erwähnung, aber aus dem Osten der Republik fehlt da etwas. Um diesen Umstand zu ändern, hatten wir extra eine Anstecknadel besorgt und begaben uns so zum Museum. Bevor aber die Übergabe erfolgen sollte, musste erst einmal das Museum besichtigt werden.

Tokyo1Schon am Eingang fiel uns auf, dass ein Japaner uns auf Schritt und Tritt folgte. Während wir noch die Aufstellungen der Mannschaften besichtigten, sprach er uns endlich an. Er wollte wissen, wo wir denn her sind. Aus Deutschland? Da steht doch eine Wachsfigur mit dem echten Trikot von Oliver Kahn, inklusive Unterschrift und Foto von ihm! Das müssen wir uns als Deutsche doch anschauen! Unsere Begeisterung hielt sich zwar in Grenzen, da ich ihm zum einen in echt gesehen habe, unter anderem bei einer Niederlage Bayerns in Magdeburg und da wir zum anderen in einem Museum der japanischen Fußballgesellschaft waren, um etwasTokyo2 über Japan zu hören, nicht über Kahn. Während wir also noch mehr oder weniger interessiert das Trikot anschauten, verschwand der Herr, nur um einige Augenblicke später mit einer Kamera aufzutauchen und uns zu fragen, ob er für die Webseite des Museums ein Foto machen könnte. Als gute Gäste sagten wir natürlich umgehend zu und so wurden wir für die Ewigkeit festgehalten. Der restliche Rundgang war sehr ansprechend. Unter anderem hinterließen wir die besten Wünsche für die japanische Nationalmannschaft für Brasilien und besichtigten die Pokale der Frauenmannschaft. Das Museum ist sehr modern gemacht und für Sportbegeisterte eine Reise wert.

Wie selten aber ausländische Gäste sind, Tokyo3offenbarte sich einige Stunden später, als wir beim Abendbrot saßen. Das Museum hatte uns als Gäste des Tages ausgewählt und präsentierte uns mit der Frage, wie wir den Weg in das Museum gefunden hätten und ob man denn jetzt etwa im Ausland bekannt werden würde. Dann müsste man ja auch noch mehr an der internationalen Präsentation des Museums machen.

Ach und bevor die Frage aufkommt: Unsere diplomatische Mission haben wir natürlich ebenfalls erfüllt! Zwar hatte die Sekretärin bisher noch nie eine Nadel von Ausländern erhalten und die dazugehörigen Fragezeichen standen ihr ins Gesicht geschrieben, aber freudig übernahm sie den Pin und verewigte damit endlich auch Magdeburg in der Anstecknadelwand. Wieder ein Punkt Guerillawerbung mehr für den Club!

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://rj-webspace.de/im-museum/

Von japanischen Hausfrauen und deren Wochenendbeschäftigung

Es ist Wochenende, die perfekte Zeit für Ruhe, Entspannung und längeres Schlafen. Leider machte ich einmal mehr nicht die Rechnung mit der Technik und der Langeweile von japanischen Hausfrauen. Ich erhielt einen Anruf von Yoko vom Hippo Family Club, einer Sprachgruppe, mit der ich schon vor einigen Monaten meine Bekanntschaft gemacht hatte. Sie fragte, ob ich nicht nächste Woche zu ihrem Treffen kommen will. Im Januar hatte ich doch schließlich die Bewerbung eines Mitgliedes für einen Schulaustausch geschrieben. Die Schule des Mädchens fängt jetzt wieder an und sie möchte mir noch Fragen stellen. Da meine Eltern mich hier in einer Woche beehren wollen, ist es eigentlich eine ziemlich blöde Zeit, aber wenn der Austausch bald ansteht, will man ja nicht so sein. Wie sich herausstellte, hatte sich die Welt aber gegen mich verschworen. Orsolya, welche auch eingeladen wurde, wurde spontan krank und eigentlich gab es noch viele andere Sachen zu erledigen, welche viel wichtiger gewesen wären. Da es aber mit dem Absagen zu kurzfristig wurde, entschieden die sichtlich angeschlagene Orsolya und ich, uns trotzdem auf den Weg zu machen.

So ganz geheuer ist mir der Club ja immer noch nicht. Es handelt sich um einen Sprachlernclub, welcher davon ausgeht, dass man mindestens 7 Sprachen auf einmal lernen kann, wenn man die Lernmethoden von kleinen Kindern verwendet und versucht, Worte zu lernen und viele Texte nachzusprechen. Der Spaß soll dabei aber im Vordergrund stehen. Da dieses starke Wiederholen der abstrusen Texte aber etwas absonderlich anmutet, wird der Club von uns auch gerne als Sekte bezeichnet, wenn auch die Idee dahinter nicht schlecht ist, wie sich herausstellen sollte. Zwar ist es das Motiv des Clubs, eine Sprache zu lernen, aber eigentlich geht es wohl darum, dass japanische Hausfrauen die Wohnung zur Abwechslung verlassen und Zeit mit den Kindern und im Idealfall auch mit den Ehemännern verbringen können. Bei den Spielen, welche oftmals an Kindergartenspiele erinnern, haben die sonst stark in festen Regeln und Verhaltensweisen eingebundenen Japaner einmal die Möglichkeit, sich komplett zu entfalten. Normalerweise sieht man ja nicht, dass sich ein japanischer Geschäftsmann im Anzug mit den Kindern auf dem Boden wälzt und ringt oder sie auf seinem Rücken reiten lässt. Wie stark die japanischen Regeln dabei auf den Menschen lasten, konnte man sehr gut an einem Kind sehen. Ein Mädchen, die Tochter der Leiterin Yoko, spielte komplett verrückt. Sie lief, konnte keine Sekunde still sitzen und ließ sich nicht einmal von den Ermahnungen ihrer Eltern aufhalten. Auf unsere Nachfrage berichtete man, dass die Kleine die erste Schulwoche hatte. Unterricht und Schulverpflichtungen bis spät am Abend waren zu viel für sie und ihr Verhalten stellte einfach ihren stillen Protest dar. Was dagegen traurig ist, ist der Umstand, dass man sich trotz bestem Wetter und Beschäftigungen, die bestens für den benachbarten Park geeignet gewesen wären, in einem relativ kleinen Raum ohne offenes Fenster aufhielt, so dass keiner in der Außenwelt das Verhalten kritisieren konnte.

Vom eigentlichen Inhalt des Clubs bin ich aber immer noch nicht überzeugt. Lieder wie „Ich bin ein Nilpferd (Hippo), du bist ein Nilpferd“ finde ich genauso fehl am Platz wie den Umstand, dass die Kids zum Auswendiglernen eine Geschichte über die USA nutzen müssen, welche ins Deutsche übersetzt wurde. Ein wenig Mühe, um Dinge wie American Football durch Fußball zu ersetzen, hätte ruhig sein können. Auch dass bei Anfängern das Wort „Delikatessenfachgeschäft“ verwendet wurde, fand ich schon gewagt. Ich nutzte auf jeden Fall meine Vorbereitungen für den Unterricht, welchen ich in der Uni gebe, und brachte ihnen praktische Sachen bei, wie man sich zum Beispiel vorstellt und richtig die Hand gibt.

Nach der Veranstaltung ging es zusammen mit all den Kindern und mehreren Familien zum örtlichen Spirituosenfachgeschäft um die Ecke, um deutsches Bier und andere alkoholhaltige Getränke und Süßigkeiten für die Kleinen zu kaufen. Ein 3jähriger war von der Sache so überfordert und sein Vater und seine Mutter waren so mit den anderen Kindern beschäftigt, dass er in der Ecke saß und nichts mit sich anfangen konnte. Deshalb freundeten wir uns an und ich musste ihn auf den Schultern durch das Geschäft tragen, auch wenn er mich gegenüber Orsolya in Ermangelung meines Namens einfach einen seltsamen Deutschen nannte.

Anschließend ging es zusammen in drei Autos zur Familie der Schülerin, welche zur Party einlud und dafür groß gekocht hatte. Wie sich herausstellte, war ihre Tochter aber noch da und die Information über ihre Abreise falsch. Wir hätten also alles etwas später machen können. Trotzdem wurde es ein interessanter Abend. Da das gesamte Essen (eine Suppe mit gekochten Paprikaschoten und Fleisch, Lachs mit Rettich und Reis mit Zitrone und Fleisch) ziemlich fleischhaltig wurde, musste ich in unbeobachteten Momenten den Teller mit Orsolya tauschen, man möchte ja nicht die Gastgeber verärgern. Anschließend gaben wir viele Tipps über Deutschland und Orsolya war so beliebt, dass Yuko, die besagte Tochter, sich jetzt unbedingt mit ihr treffen und shoppen gehen will. Aus dem aufgrund Orsolyas Gesundheit geplanten kurzen Aufenthalt wurde es natürlich auch nichts und erst um 23.30 Uhr machten wir uns auf den Heimweg. Natürlich nicht, ohne fast noch einen Eklat zu verursachen. Um ihre Englischkenntnisse zu belegen, rezitierte Yuko uns die Englisch CD des Clubs. Dabei sprach sie so schnell und ohne Betonung, dass wir nichts verstanden. Da man dachte, dass dieses Rezitieren schon gutes Englisch wäre, wurde unser wirklich vorsichtiger Einwurf schon als Kritik am Club ausgelegt und nur mit Engelszungen konnten wir darlegen, dass es ja nicht schlecht war, sondern nur noch besser sein könnte. Auch ansonsten muss ich sagen, dass mir das Auswendiglernen auf die Nerven ging. Im Rahmen ihrer Bewerbung hatte Yuko einen langen Text schreiben müssen, warum sie in Deutschland zur Schule gehen möchte. Die komplette für die Bewerbung geschriebene Begründung wollte sie jetzt auswendig lernen, um sie in Deutschland vortragen zu können, falls sie die gleiche Frage erhält – und ich sollte es ihr für eine Aufnahme vorsprechen. Das Gesicht der deutschen Schüler hätte ich zu gerne gesehen, wenn die junge Japanerin versucht zu erklären, dass die japanische Religion ja Buddhistisch sei und Deutschland in einer christlichen Tradition stehen würde und sie deshalb mit ihren eigenen Augen den Unterschied zwischen diesen religiösen Kulturen sehen möchte. Diese Aussage war dabei noch die am wenigsten Hochtrabende. Kurzentschlossen verfassten wir ihr ein Set von Antworten, welche sie als 15jähriges Mädchen auch wirklich verwenden kann. Auch allgemeine Regeln, dass ihr 4 cm Minirock, mit nicht ganz knielangem durchsichtigen Überrock, eventuell nicht die perfekte Schulkleidung in Deutschland darstellt, sind wir mit ihr durchgegangen.

Es war auf jeden Fall ein lustiger Abend, auch wenn ich befürchte, von Yuko habe ich noch nicht zum letzten Mal berichtet. Das wird noch wirklich lustig. Trotzdem habe ich nach der Feier jetzt einen besseren Eindruck von dem Klub und freue mich schon darauf, mal wieder dort vorbeizukommen.

Hippo FamilieEssenHippo Family Club

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://rj-webspace.de/von-japanischen-hausfrauen-und-deren-wochenendbeschaeftigung/

Der erste Arbeitstag

Endlich ist er da, mein erster Arbeitstag. Die guten Sachen sind rausgesucht, die besten Wünsche und Tipps von Professor Morimoto habe ich mir anhören dürfen und ich stehe bereit, um den Japanern die Schönheit der deutschen Sprache näherzubringen. Leider sollte es nicht so einfach werden, wie ich dachte, aber von Anfang an:

Im Rahmen meiner Arbeit werde ich zwei Klassen betreuen: Zum einen ist das eine Gruppe von Medizinern und zum anderen eine Naturwissenschaftler-Gruppe. Als Lehrerin steht dabei Frau Fujita im Raum. Frau Fujita ist eigentlich Professorin für interkulturelle Studien mit Schwerpunkt Deutschland. Für mich ist das höchst interessant, da ihr letzter Doktorand das Thema meiner Masterarbeit (nur 100 Jahre früher) untersucht hatte und sie uns jetzt in Kontakt bringen möchte. Unwissend habe ich mit der Annahme des Jobs also gleichzeitig etwas für meine Doktorarbeit getan. In der ersten Semesterwoche findet hier in Japan auf jeden Fall eine Orientierungswoche statt. Man muss sich also nicht, wie in Deutschland üblich, online für einen Sprachkurs einschreiben. Man kann sich erst einmal anhören, was sie anbieten und dann entscheiden. Aus diesem Grund ergab es sich, dass die Studenten in 5 Gruppen durch unseren Klassenraum geführt wurden und wir immer wieder den Kurs vorstellen mussten. Dabei waren Professor Morimotos Tipps nicht gerade hilfreich. Wir hatten vorher abgesprochen, dass ich ja nur Deutsch sprechen brauche und Japanisch gar nicht brauche. Nun sollte ich aber auf einmal mich und meine Spezialitäten auf Japanisch vorstellen. In der ersten Vorstellung war ich von der Sache so überrascht, dass ich erst unbewusst auf Deutsch antwortete, aber mit der Zeit wurde es um einiges besser. Der größte Kampf war dabei, dass ich nicht mit meinem Nachnamen angesprochen werden wollte. Ein Japaner hatte damit solche Probleme, dass er erst einmal die Professorin ansprach und sie fragte, ob er mich richtig verstehe und wie er reagieren soll. Da die Professorin mich aber eh so anspricht, erklärte sie dem Studenten, warum er denn nicht direkt mich fragt. Ansonsten war es eine entspannte Runde, wo einige Japaner etwas verstört auf den großen Ausländer reagierten, aber ansonsten klappte mit der Zeit alles ganz gut.

Der Kurs wird auf jeden Fall sehr lustig werden, aber nervös bin ich immer noch. Wir haben es geschafft, in den einen Kurs 17 Leute und in den anderen rund 10 Leute zu bekommen. Damit sind die beiden Kurse jetzt schon besser besucht, als die Kurse, welche durch Professor Morimoto und die deutsche Professorin zusammen durchgeführt werden. Auf Wunsch von Frau Fujita wird das erste Segment von mir in der nächsten Woche dann eine Vorstellung meiner Heimatstadt beinhalten. Zusätzlich „muss“ ich bald mein Fußballteam vorstellen, da ich aus mir unbegreiflichen Gründen als großer Fußballfan vorgestellt wurde. Ich freue mich drauf!

Klassenraum gesamtTafelKlassenraum 1

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://rj-webspace.de/der-erste-arbeitstag/

Die Arbeit

Endlich ist es geschafft! Ich verdiene etwas Geld und kann Japanern über die beste Stadt der Welt erzählen, eine win-win Situation, leider war der Weg dahin sehr lang. Letzte Woche Donnerstag befand ich mich im strömenden Regen gerade am anderen Ende der Stadt in Izumi, als plötzlich das Telefon klingelte und ich eine Nachricht erhielt. Professor Morimoto schrieb mir, er habe wichtige Unterlagen für meinen Job und ich muss die heute noch unterschrieben in der Verwaltung der Geisteswissenschaften abgeben. Nun ist es so, dass ich von dieser Stelle selbst an sonnigen Tagen und beim Ignorieren aller Verkehrsregeln etwa eine Stunde benötigen würde. Und genau diese eine Stunde hatte ich vom Erhalten der Nachricht, bis zum Schließen der Verwaltung. Da saß ich den ganzen Vormittag in der Uni bis ich entschied, mit dem Fahrrad noch einige Besorgungen in Izumi zu machen und dann so etwas! Zu allem Überfluss hatte auf einmal der Regen eingesetzt und ich stand auf der Landstraße und durfte mir eine Lösung für das Problem einfallen lassen. Das erste Problem war: Wen anrufen? Professor Morimotos Nummer war nicht in der Nachricht enthalten und die Verwaltung verstand mich nicht. Kurz entschlossen rief ich Norihiro an, das Telefon war natürlich ausgeschaltet. So ging ich meine Kontakte durch: Orsolya, das Kenkyoshitzu, Masami, Sato – niemand hatte sein Telefon an. Langsam war ich am Verzweifeln und hatte nur noch 10 Minuten bis zur Schließzeit, als Sato mich auf einmal zurückrief. Er wollte mir dann die Nummer von Professor Morimoto schicken. Aber anstatt einfach nur die Nummer zu schreiben, rief er mich noch zwei Mal an – einmal, um zu sagen, er hat die Nummer und schreibt die Nachricht jetzt und dann, um zu sagen, dass er die Nachricht jetzt geschickt hat. Warum könnte man es einfach machen, wenn es auch kompliziert geht? Zum Glück erreichte ich endlich meinen Prof und konnte die Unterschrift auf den nächsten Tag verschieben. Wie es aussieht, scheint das aber Standard zu sein. Sowohl Morimoto als auch Masami bestätigten mir, dass unsere Verwaltung sich immer in der letzten Sekunde meldet.

Natürlich konnte man es mir auch am nächsten Tag nicht leichter machen. Ich brauchte 4 Stunden, um alle Unterlagen auszufüllen und immer fehlte irgend etwas. Bürokratie in Japan ist das Schlimmste, aber immerhin kann ich jetzt endlich arbeiten. Nur kurzzeitig entstand noch eine unschöne Stille: Nach den 4 Stunden hatten wir alle Unterlagen abgegeben und es sollte noch einmal mein Studentenausweis kopiert werden. Leider habe ich nur einen Behelfsausweis und auf einmal stammelte die Verantwortliche vor sich hin und starrte mich entsetzt an. Da holte ich schnell meine Aliencard heraus und belegte damit, dass ich eine Arbeitserlaubnis habe. Ihr Gesicht entspannte sich und als sie zum Kopierer ging stellte sie lautstark fest, dass ich ja auch ein Visum für 2 Jahre habe. In diesem Moment schaute mich Professor Morimoto überrascht an und meinte nur: Du hast 2 Jahre? Es ist ja nicht so, als ob mein Betreuer so etwas wissen sollte, aber der Gesichtsausdruck mit seiner Frage im Verbund brachten mich echt zum Lachen.

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://rj-webspace.de/die-arbeit/

Vegalta vs. Tokyo

Es ist einfach nicht zum Aushalten, als Fußballfan im Ausland zu sein ist grausam! Entweder nur am Liveticker zu sitzen und auf Meldungen zu warten oder, wenn man Glück hat, wird das Spiel online übertragen und der Stream bricht regelmäßig zusammen. Wirklich Spaß macht das nicht! Zu allem Überfluss muss man sich dann noch anhören, man würde zu laut jubeln und nach Niederlagen zu niedergeschlagen sein. Es wurde Zeit, etwas zu ändern und zu diesem Zweck entschied ich am Mittwoch, dass ich schon zu lange Vegalta ferngeblieben bin.

Mein Fernbleiben hat dabei mehrere Gründe. Neben den normalen Gründen wie zum Beispiel Zeitproblemen, erhöhten Kartenpreisen und dem Wetter, lag es aber auch nicht zuletzt an Vegalta selber. Seit dieser Saison hat der Verein einen neuen Trainer, ein Australier, und mit ihm ist das Unglück bei Vegalta eingetreten und man schießt kaum Tore und verliert meist mit einem Gegentreffer. Solche Umstellungsprobleme sind nicht so verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Spieltaktik von Vegalta für sechs Jahre darin bestand, aus einer felsenfesten Abwehr heraus den Gegner auszukontern. Mittlerweile versucht der neue Coach, das Team mit einer modernen 4-2-3-1er Taktik auflaufen zu lassen. Bei Spielern der japanischen Größe ist das eine ziemlich gewagte Entscheidung, wenn man sieht, dass man versucht bis zur Grundlinie durchzubrechen und dann per Flanke den Kopf des Stürmers zu treffen. Da ich aber diesmal auftauchen wollte, hoffte ich natürlich auf eine Steigerung und den ersten Sieg in der Saison.

Nach einer schönen Tour durch die Außenbezirke der Stadt erreichte ich das Stadion und war erst einmal etwas überrascht. Vegalta, ein Verein mit sehr treuen Anhängern, schaffte es an einem Mittwoch nicht einmal, das halbe Stadion zu füllen. Das ist ein eindeutiges Zeichen, dass die japanischen Arbeitszeiten so hart sind, wie es immer in den Vorurteilen berichtet wird. Natürlich waren aber meine Freunde komplett da. Kuma und die anderen kenne ich jetzt mittlerweile schon seit über 3 Jahren und das macht sich stark bemerkbar: Die Kinder werden immer größer. Für mich ist das immer sehr bemerkenswert, merkt man doch sonst den Zeitverlauf von immerhin 4 Jahren seit meiner Ankunft 2010 sonst äußert selten. Natürlich wurde ich aber freundlich wie immer aufgenommen und man besprach gleich die Entwicklung in den Familien und die Entwicklung des Vereins. Ohne Kuma und die anderen hätte ich beim Fußball in Sendai auf jeden Fall nicht mal halb so viel Spaß. Wie sich herausstellte, blieb das Stadion auch nicht so leer wie es anfänglich aussah, denn die Sendaier machten stark Gebrauch von der Halbzeiteintrittskarte, mit der ebenfalls Orsolya auftauchte, welche dann auch eine wertvolle Verständigungshilfe mit der Familie war.

Zum Spiel selber war in der ersten Halbzeit nicht viel zu sagen. Vegalta und auch Tokyo spielten schlechter, als ich es jemals von ihnen gesehen hatte. Wenn in Magdeburg auf unser Mittelfeld geschimpft wird will ich nicht sehen, was die Leute bei diesem Spiel gesagt hätten. Kaum ein Ball erreichte mal mehr als zwei Stationen und die neuen australischen Spieler reihten sich in dieses Festival nahtlos ein. Nur der Torwart wusste zu gefallen, schaffte er doch punktgenaue Abstöße in die gegnerische Hälfte, aber die Spieler konnten daraus leider nichts machen. Als Fußballfan bin ich immer überrascht, wie selbst talentierte Spieler es schaffen, innerhalb von kurzer Zeit wie Amateurspieler auszusehen. Zwar dachte ich, ich wäre überkritisch, wenn aber selbst Orsolya feststellt, dass das Spiel nicht viel mit dem Sport gemein hat, dann liegt wirklich etwas im Argen. Und dabei hat sich das Spiel in der zweiten Halbzeit sogar etwas verbessert. Da auch von Tokyo noch weniger kam als von Vegalta, fiel aus einem Freistoß, welcher im Gewühl ins Tor geköpft wurde, in der zweiten Halbzeit das 1:0 für Vegalta. Wenn es keine Mannschaft schafft, den Ball weiter als 2 Stationen zu spielen, ist es auch kein Wunder, dass man Standards benötigt. Zu keinem Zeitpunkt sah es in der Folgezeit so aus, als ob noch ein Team etwas am Spiel drehen würde oder überhaupt noch einmal gefährlich vor dem Tor auftauchen würde. Dann schafften es fünf Vegalta-Verteidiger nicht, zwei Tokyo-Spielern den Ball ohne Foul abzunehmen. Da das Foul im Strafraum stattfand, schaffte der FC Tokyo den Ausgleich durch einen in Deutschland sehr bekannten Spieler, den Ex-Schalker Edu. So trennten sich die Mannschaften mit einem verdienten Unentschieden, wobei Vegalta immerhin noch in der letzten Minute so etwas ähnliches wie eine Torchance hatte. Dabei war es eigentlich schwerer, den Ball am Tor vorbei zu schießen, als das Tor zu treffen. Aber wenn es schlecht läuft, läuft ja garantiert alles schlecht und so war es kein Wunder, dass es der Spieler schaffte.

Trotz allem war es ein schöner Tag. Wir hatten viel Spaß auf der Tribüne, auch wenn mir keiner glauben wollte, dass man bei den Temperaturen schon ohne Jacke, nur im Trikot, rumlaufen kann. Immerhin habe ich meine Eltern jetzt schon bei allen angemeldet und gegen Kobe gibt es in einem Monat dann ein Familientreffen. Hoffentlich gibt es dann aber auch einen Sieg!
Fans Vegalta SendaiAnzeigetafel Vegalta Sendai

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://rj-webspace.de/vegalta-vs-tokyo/

Der Fahrradsattel

Es gibt Sachen, die sind mir in der Kindheit kaum passiert. Eine davon war das Zerstören von Hosen. Zu ungern habe ich mich in Situationen gebracht, wo diese reißen konnten. Um so schlimmer ist es, dass es hier mittlerweile in sechs Monaten schon zwei Mal passiert ist. Vor drei Wochen wollte ich nur mit meinem Rad in die Innenstadt fahren und dann zu meinem Büro. Das ist eine Strecke von vielleicht 15 Minuten Fahrtzeit. Auf einmal fand ich zwei Löcher in meiner Jeans. Das war ein wirklich unangenehmes Gefühl. An sich stellt eine zerstörte Jeans jetzt aber noch keinen Beinbruch dar – besonders, wenn man noch sechs Ausweichhosen dabei hat. Trotzdem wollte ich mich sicherheitshalber mal informieren, wie groß die Chance wäre, eine neue Hose zu bekommen. Wie immer hatte ich aber nicht die Rechnung mit den Japanern gemacht. Im Jeansladen fiel man fast vom Glauben ab, als ich nach einer Beinlänge von 36 fragte. 30, ja das könne man im Ausnahmefall noch besorgen, aber 36? So etwas trägt doch keiner!

Kein gutes Ergebnis für mich, aber ich habe ja noch Alternativen. Nach einigen Experimenten mit meinem Fahrradsattel entschied ich, dass das Problem bei der Jeans gelegen haben musste. Der Stoff war schon von Natur aus ziemlich dünn und eventuell gab es Problme beim Waschen. So ging es gestern wieder mit dem Rad auf meine Lieblingsstrecke in Richtung Flughafen. Diese Strecke habe ich schon so oft befahren, um jede leichte Erhebung auf dem Weg zu kennen und bisher ist noch nie etwas passiert. Nach der halben Strecke war die nächste Jeans im Eimer. So konnte es nicht weitergehen und ich rief Freunde an, die im Radladen neben meiner Wohnung nach Behelfsmöglichkeiten für meinen wahrscheinlich zu harten Sattel fragen sollten. Die Frage ist nur: Wie erklärt man solch ein Problem auf Japanisch? Zuerst schaute der Verkäufer etwas verlegen, als ihm per Hand vorgeführt wurde, wo denn das Problem liege und dann lachte er verlegen vor sich hin, dass er von solchen Problemen noch nie gehört hätte. Ein Sattelaustausch wäre aber ohne Weiteres möglich und er hätte sogar einen in Schwarz und Blau, was wunderbar zum Rad passen würde. Von den guten Nachrichten beflügelt, legte ich die Strecke in Rekordzeit zurück und erreichte den Laden eine Minute vor Schließzeit. Dem Verkäufer wurde noch einmal anschaulich klargemacht, was das Problem ist. Aber er war komplett überfordert, ob sein Sattel das Problem beseitigen könnte. Kurzerhand wurde der ältere oberste Chef des Ladens gerufen. Dieser entsprach jedem Klischee, was man vom weisen Lehrmeister aus einem Film haben kann. Er rieb sich lange den nicht vorhandenen Bart, während er laute mhhh Geräusche von sich gab. Ohne Rückfragen stellte er fest „nicht gut“ und verschwand im Laden, um mir zwei Bezüge mit dem vielsagenden Wort „das“ zu reichen. Auf meine Nachfrage, welchen er von beiden empfehlen würde, tastete er kurz und überreichte mir einen Bezug mit einem bestimmten „das“ und verschwand wieder in dem Büro, aus dem er gekommen war. Dabei war er nicht unhöflich oder ähnliches, aber ein zehn Minuten langes Verkaufsgespräch mit vier Worten hatte ich auch noch nicht. Hoffen wir mal, dass diese Lösung hilft. Kleiner werde ich so schnell nicht und aus Deutschland neue Jeans zu besorgen, ist ohne Anprobe auch unangenehm.

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://rj-webspace.de/der-fahrradsattel/

Das verspätete Abschlussfoto

Ist denn wirklich schon ein Semester vergangen? In den letzten Tagen war an Japans Universitäten kaum ans Arbeiten zu denken. Überall in der Stadt standen in Grau gehüllte Studenten, welche Abschiedsbilder von ihrem Universitätsleben schießen wollten. Dazu muss man wissen, dass in Japan fast alle Universitätskurse im April anfangen, während dies in Deutschland bekanntlich eher das Wintersemester betrifft. Zum Zwecke des Graduierens kommen nun alle Studenten in Anzügen zur Universität und lassen sich noch einmal mit Freunden und Professoren ablichten. Erst durch diese Tatsache bemerkte ich, dass damit fast alle meine alten Bekannten die Universität verlassen werden. All diejenigen, welche ich schon 2010 kennengelernt habe, sind jetzt mit Ausnahme von Shimizu fertig und der kommt ja erst nächstes Semester zurück nach Japan. Das Leben wird einsamer im Büro und meine Stimmung war schon etwas bedrückt, als sich das wirkliche Unglück ereignete.

Mein Büro hatte ebenfalls Fotosession und ich wusste nichts davon. Da normalerweise nur Graduierte auf das Foto kommen, sollte das normalerweise kein Problem sein. Da ich aber im Jahr 2011 das Foto verpasste, meinten mein Professor und einige der Graduierten auf einmal, ich müsse unbedingt mit abgelichtet werden. All mein Hadern half nichts, der zwei Köpfe größere Deutsche, welcher zu allem Überfluss auch noch im orangen Hemd erschienen war, musste mit drauf. Zum Glück war ich aber nicht der Einzige, der nicht begeistert von dem Fotoshooting war. Shimizus guter Freund und Drummer seiner Band, Matsubara, war gar nicht begeistert. Mit seinen ca. 1,60 m Körpergröße machen wir schon oft genug den Scherz, dass er im Vergleich zu mir wie ein Kind erscheint. Das kann sich ein stolzer Japaner natürlich nicht gefallen lassen und er versuchte, zum Rand des Fotos zu fliehen, um nicht den direkten Vergleich mit mir zu haben. Da seine Nachbarn ihn aber unbedingt neben sich haben wollten, zog ich ihn kurzerhand am Kragen zurück und erklärte freundlich, dass die Flucht nur feige wäre. So erhielt ich nach der ausgefallen Feier für das Masterzeugnis in Göttingen letztendlich noch einen Ausgleich, auch wenn dies bedeutete, dass ich mit vielen Studenten noch Einzelfotos machen musste, da alle eine Erinnerung an mich haben wollten. Das beste Foto wurde dabei jenes, in dem ich besagten Matsubara und einen anderen japanischen Studenten am Kragen hochnehmen sollte, als ob sie Gewichte wären. Bei deren Körpergröße und Gewicht für mich natürlich kein Problem und für die Japaner ein großer Spaß.

Ansonsten geht das Leben nach dem Abschluss der Studenten endlich wieder normaleren Bahnen entgegen und man kann das Büro wieder in Ruhe und alleine nutzen. Wobei mir gestern die Ergebnisse der großen Universitätsumfrage der Tohoku in die Hände fielen. Beim Punkt „Erfahrungen mit Unfällen und Vorfällen“ lag neben den natürlichen Verkehrsunfällen der Punkt „Sehen von verdächtigen Personen“ auf Rang zwei. Wonach entschieden wird, wer verdächtig ist, würde mich schon interessieren und wieso so etwas in eine Auflistung mit Stalking, Raub und Unfällen als Punkt aufgenommen wird. Bei der Reaktion einiger Studenten hier im Gebäude, wenn ich auf dem Weg zum Büro bin, will ich nicht wissen, wie häufig ich damit gemeint war. Wobei ich dabei noch nicht mal die kurzen Wege zur Mensa im kurzärmligen Hemd im Winter meine, sondern die allgemeinen Blicke. Dass wir hier auch Ausländer im Gebäude haben, überrascht einige Japaner bis heute noch und manchmal fühlt man sich wie im Zoo.

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://rj-webspace.de/das-verspaetete-abschlussfoto/

Der Sushi-Shinkansen

Ich bin begeistert, anders kann ich es einfach nicht sagen! Im Rahmen der Matratzensuche habe ich ein sehr interessantes Sushi-Restaurant besucht, welches das Kaiten, also Fließband-Sushi, noch einmal auf eine höhere Stufe gehoben hat. Normalerweise sind Kaiten-Sushis relativ langweilig. Zwei bis drei Köche stehen in einer kleinen Küche, welche von einem Fließband umgeben ist, auf dem Sushi herumfährt. Die Aufgabe der Köche ist, das Band immer wieder neu zu befüllen und den Kunden deren Sonderwünsche, welche per Zuruf getätigt werden, zu erfüllen. Diese Methode hat für das Restaurant aber den Nachteil, dass man nur eine beschränkte Anzahl an Gästen Zutritt gewähren kann. Nun besuchte ich aber zum ersten Mal ein Großrestaurant. Es gibt hier nicht nur einen Preis für alle Sushis, so dass man nicht auf die Tellerfarbe und den damit verbundenen Preis achten muss, es ist auch komplett anders aufgebaut. Die Köche stehen in der Küche und der Gast bekommt sie gar nicht zu Gesicht. Als Ersatz ermöglicht ein Touchscreen, die Karte aufzurufen und Sonderwünsche anzumelden. Anstelle von Personal liefert dann ein kleiner Plastikzug, welcher von dem Restaurant Sushi-Shinkansen genannt wird, die bestellten Sushis an den Tisch. Eine geniale Lösung, welche auch Eindruck macht. Kein Wunder also, dass neunzig Prozent der Gäste Familien mit Kindern waren, welche sichtlich Spaß hatten, den Zug immer wieder zu rufen. Aber schaut euch die Bilder an, so etwas sieht man in Deutschland nicht so oft und für das Restaurant ist es ideal, weil man sich die Kellner komplett einsparen kann.
sushi-restaurant
eingelegter-ingwerdas-war-mal-eingelegter-ingwer
sushi-auswahl
touchscreen
sushi

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://rj-webspace.de/der-sushi-shinkansen/