Vielleicht erinnert sich einer der geneigten Leser ja noch an meine Ausführungen zum Thema Okayama. Okayama stand in den Bestenlisten von Japan auf Platz Nummer 2 beim Thema „Schönster Park von Japan“. Nachdem es gestern in den Schnee ging und die Natur aufgrund der Wetterbedingungen so ziemlich gar nicht zu sehen war, galt es deshalb für heute wieder näher an diese zu kommen. Was liegt da näher, als den ersten Platz auf der Liste der schönsten Parkanlagen Japans zu besichtigen? Und zu unserem Glück befindet sich dieser Park natürlich in Kanazawa!
Trotz leichtem Nieselregen machten wir uns heute also auf, um die Stadt Kanazawa zu erkunden. Zuerst ging es zu diesem Zweck in den örtlichen Geishadistrikt. Nun hat Kanazawa an verschiedenen Stellen in der Stadt davon gleich zwei und doch gelang es uns leider nicht, einen Blick auf die örtlichen Amüsierdamen zu werfen. Amüsierdame ist dabei nicht unbedingt aus deutscher Sicht zu sehen, sondern im eigentlichen Sinne des Wortes zu betrachten. Geishas, das Bild Japans in westlichen Medien, sind lange ausgebildete Unterhalterinnen. Sie sollen das zumeist männliche Klientel bei deren Dienstbesprechungen mit Musik und weitreichender Allgemeinbildung, aber auch mit Spielen, welche in Europa kein Erwachsener mehr spielen würde, unterhalten. In Anbetracht der Jahrhunderte alten Tradition der Geishas werden die Stadtbezirke, in denen sie agieren, auch in einem möglichst traditionellen Kontext belassen und man kann sich ein Bild davon machen, wie Japan vor 100 Jahren im Allgemeinen ausgesehen hat.
Im Anschluss an den Geishadistrikt hatte sich das Wetter endlich so weit entwickelt, dass wir uns in den Park begeben konnten. Die Informationen waren nicht verkehrt, er ist wirklich ein Unikat und einer der schönsten Parks, welche ich in Japan bisher sehen konnte. Ob der Park deshalb aber auf Platz eins gewählt werden muss? Ich kann es nicht sagen, für mich und den europäischen Geschmack war der Park in Okayama schöner. Dies mag aber an den unterschiedlichen Herangehensweisen liegen.
War Okayama eine echte Parkanlage, welche zum Flanieren in der Natur einlud, so setzt der Park in Kanazawa die Grundprinzipien eines japanischen Gartens auf kleinstem Raum um. Es sind wirklich alle Dinge vorhanden, welche von solch einem Park erwartet werden. Durch diese Ballung wirkt der Park aber auch stark überladen und man weiß nicht unbedingt, was man zuerst bestaunen soll. Ich würde aber jedem Touristen empfehlen, der Japan mal abseits des Mainstreams zwischen Tokyo, Kyoto und Osaka erkunden will, den beiden Parks eine Chance zu geben und sich selbst ein Bild zu machen.
Am Abend ging es dann noch in ein Restaurant. Nach all meinen Erfahrungen vor zwei Tagen war ich schon leicht nervös. Ob ich wieder weggeschickt werde oder ob ich dieses Mal gleich im ersten Restaurant etwas Essbares erhalte? Ich hatte Glück. Die Karte war zwar ziemlich kompliziert zu lesen, denn wer kennt schon all die japanischen Fischuntersorten und ihre Kanjis. Der Kellner hatte am Anfang Angst vor einem Fiasko aufgrund der Sprache. Nachdem dies aber von mir geklärt werden konnte und er mich gut verstand, fand er Gefallen an uns. Er empfahl uns einige örtliche Fischspezialitäten, die ich so noch nie gegessen habe. Wir wussten zwar nicht immer ganz genau, was wir jetzt gerade essen, aber das ist ja auch nebensächlich, solange es schmeckt. So wurde der Tag in Kanazawa schön abgerundet und wir konnten uns auf die nächste große Fahrt am morgigen Tag vorbereiten.
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