Bali, Tag 3

Habe ich mich eigentlich über den Fahrstil unseres Führers aufgeregt? Ja, mhh, ok, dann kann ich mir ja den Rest für heute sparen und wünsche allen noch einen schönen Tag!

Halt! So einfach ist es dann doch nicht. Unser heutiges Ziel der Reise sollte ein Wasserfall auf der anderen Seite der Insel sein. Mir kam die Sache von Anfang an spanisch vor. Sollte es wirklich möglich sein, die Strecke an einem Tag zu meistern, ohne dass es anstrengend wird? So ganz überzeugt war ich nicht von der Sache, aber ich bin ja nicht der Reiseführer. Tja, ich hätte mal lieber Führer spielen sollen, dann wäre alles etwas entspannter gelaufen. Um 6 Uhr klopfte es auf einmal an der Tür und wir bekamen die Info, uns fertig zu machen. Es sollte auf einmal früher losgehen, wie der Reiseführer per SMS in der Nacht mitgeteilt hatte. Offizieller Grund war wohl der Verkehr, welcher uns zu sehr aufhalten würde. Etwas später im Auto wurde mir aber vermittelt, dass man noch in einem eine Fahrstunde entfernten Hotel anhalten müsse, um mehrere Fahrgäste mitzunehmen. Am Vortag hatte der Führer vorsichtig angefragt, ob wir es denn wohl überleben, das Auto mit einer Familie zu teilen und unsere Gruppe konnte wohl nicht ablehnen. Hätte ich davon gewusst, ich wäre wohl zusammen mit dem Freund von Orsolyas Mutter im Hotel geblieben, der durch Krankheit nicht mitkonnte.

Das uns zur Verfügung stehende Auto verfügt über drei Sitzreihen mit Sitzbänken in der normalen Größe einer Limousine. Es sind zwei Sitze in der ersten Reihe und dann in den anderen Reihen 2 Size mit etwas Platz dazwischen für eine dritte Person. Ich spreche nicht Ungarisch und war deshalb für den Führer uninteressant. Deshalb wurde entschieden, dass der Vater der Familie auf dem Beifahrersitz platznehmen soll. In der letzten Reihe nahmen die 10-jährige Tochter und seine Ehefrau Platz. Was übrigbleibt, kann sich jeder vorstellen: Der 1,94 Meter große Deutsche muss zusammen mit zwei anderen Personen in der mittleren Reihe Platz nehmen. Bein-, Körper- oder gar Kopffreiheit sind ja eh überbewertet. Im Endeffekt hätte ich das aber alles ohne Probleme durchgestanden, wenn die gesamte Fahrt abzüglich Zwischenstopps nicht 9 Stunden gedauert hätte und dazu auch noch der schon beschriebene Kamikazefahrstil kam. Immerhin war aber die zweite Familie nett. Beide Erwachsenen konnten Deutsch und als der Vater erfuhr, dass ich aus Magdeburg komme, fragte er mich darüber aus, wie es dem ruhmreichen FC ergeht. Schließlich hatte er seit der Wende von dem nichts mehr gehört, obwohl er doch mal einer von Deutschlands besten Vereinen war. Mit dieser Frage wurde mir die Familie sofort sympathisch.

Bali_28_1Die eigentlichen Ziele der Reise waren aber nicht schlecht, nur damit niemand meint, ich würde mich nur beschweren! Zuerst ging es zu einem Tempel, welcher offensiv Werbung für Hahnenkämpfe machte. Dieser war besonders interessant anzuschauen, da es viele kleine Pagoden gab, welche durch die örtlichen Familien errichtet wurden. Einziges kleines Problem für mich war, dass unser Führer meinte, er könne nur erzählen, wenn ich dastehen würde. Schließlich würde mir Orsolya schon alles übersetzen. Bali_28_2Erstens hatte ich keine Lust darauf und zweitens waren seine Auslassungen so ausschweifend, dass auch Orsolya nicht zuhören wollte und deshalb mit mir versuchte, eigenständig die Anlage zu besuchen. Endergebnis war, dass die Gruppe unserer Tempelstrecke folgen musste, wir aber dadurch nicht wirklich frei erkunden konnten.

Anschließend ging es 2.000 Meter in die Höhe und dort in ein großes Parkgelände mit einem ansehnlichen botanischen Garten. Endlich konnte man die balinesische Fauna einmal in voller Pracht erleben. Den kurzen Aufenthalt dehnten wir noch gewaltsam etwas aus, indem wir darauf bestanden, die Parkanlage hinter dem Garten zu besichtigen. So konnten wir uns noch etwas autolose Zeit beschaffen. Danach ging es weiter zum nächsten Ziel. Diesmal stand wieder ein Tempel an, welcher in einem großen Bergsee zu Ehren von Shiva errichtet wurde.

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Da unsere Tour gerade in der Nähe eines Marktes vorbeiführte, wurden dorthin ein Abstecher gemacht und wir bekamen die Möglichkeit zum Einkaufen. Für mich ergab sich so ein interessantes Schauspiel. Weder Orsolya noch ihre Mutter haben je gehandelt und das wurde von den Einheimischen gnadenlos ausgenutzt. Kein Objekt hatte Preise dran und sobald die Beiden Interesse hatten, war dies zu einfach zu erkennen und die Beiden erhielten den „Ausländer-Discount“, also 0 Prozent auf den Preis extra. Nun wollte dieser Preis wieder normalisiert werden. Ich erwies mich als ziemlich gut darin, worauf die Verkäufer versuchten, Orsolya so zu fragen, dass ich gar nicht hören konnte, worum es geht. Im Endeffekt erhielten wir aber noch einen brauchbaren Preis, da ich lautstark erklärte, dass wir gerne gehen können, wenn das so weitergeht. Wie sehr sich die Preise unterscheiden, kann man aber an einer Tüte Kekse erkennen: Orsolyas Mutter kaufte mit Handelshilfe von unserem Führer für 20.000 Rupien 3 Packungen Kekse. Das ist in Indonesien viel Geld, hierzulande sind das nicht mal zwei Euro. Wir dagegen sollten 10.000 Rupien für eine Packung zahlen. Dann bekamen wir das Angebot, 2 Packungen für 15.000 Rupien zu bezahlen, nur um im Endeffekt bei 5.000 Rupien für eine Packung zu landen, was etwa 50 Cent entspricht. Eine zweite Packung Kekse erstanden wir etwas später an einem anderen Stand, wo wir die Verkäuferin auf 2.500 Rupien, also ca. 25 Cent, runterhandelten. Das war auch der Preis, welchen ich vorher bei einigen einheimischen Käufern als Standardpreis hörte.

Bali_28_7Im Anschluss an den Markt stand endlich unser Endziel, ein 20 Meter hoher Wasserfall, an. Dieser sah sehr beeindruckend aus und war der Hauptpunkt, weshalb sich die Fahrt lohnte. Da es langsam dunkel wurde, ging es endlich zurück in Richtung Hotel, wobei wir noch einen Tempel am Wegesrand mitnahmen. Für mich war dieser Bali_28_6das Highlight, aber nicht wegen dem Aussehen, sondern weil wir eine nette Familie auf dem Weg zum Beten trafen. Diese war mit allen Altersklassen angereist und so spielten wir ein wenig mit dem einjährigen Sohn und redeten mit der 85-jährigen Großmutter, die es aus eigener Kraft irgendwie die vielen steilen Stufen hinauf schaffte.

Wir haben heute doch relativ interessante Orte besichtigt. Als wir gegen 23 Uhr endlich im Hotel waren blieb mir trotzdem die Erkenntnis, dass ich so etwas nicht noch öfter brauche. Führer können interessant sein, für meine Interessen ist das aber nichts. Ich muss erkunden können und sehen, was ich auch wirklich sehen will. Für längere Zeit sollte diese Reise also einmalig bleiben und ich freue mich schon sehr auf den zweiten Teil der Reise, weil es dann besser werden sollte. So jetzt entschuldigt mich aber, mir tun von der Fahrt alle Knochen weh und ich muss mich etwas pflegen!

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