Ich kann so nicht arbeiten

Es ist ein wunderschöner Montag, der Regen der letzten Tage ist endlich vergangen und nach einem erholsamen Wochenende bin ich vollkommen überzeugt, in der Uni weiterzuarbeiten. Leider kommt es wie so häufig und es wird versucht, den ehrenvollen Vorsatz durch nicht beeinflussbare äußere Umstände zum Scheitern zu bringen.

Um zehn Uhr, ich hatte mich gerade anständig in meine Quellen eingelesen, geht auf einmal eine Sirene los und eine japanische Stimme erzählt in sich überschlagenden Worten etwas. Was stört jetzt schon wieder meine Ruhe? Gibt es ein neues Erdbeben, kommt der Taifun zurück, hat Korea uns den Krieg erklärt oder wird Tokyo mal wieder von seltsamen Monstern angegriffen? Wobei, die letzten beiden Punkte sind eigentlich nur beliebte Themen in japanischen Filmen, also kann ich die schon mal ausschließen und sowieso, ich darf nach den Bedingungen für meine deutsche Lebensversicherung ja eh nicht aktiv an Kampfgeschehen teilnehmen. Langsam erheben sich meine Mitstudenten und laufen gelangweilt zur Treppe, wo uns Japaner mit Helmen und übergroßen Armbinden, wie sie in Deutschland seit 50 Jahren verpönt sind, mit großen Aufschriften „Sicherheitsbeauftragter“ den richtigen Weg weisen. Weil es ja so schwer zu verstehen ist, dass man sich bei einem Notfall nach unten bewegt, besonders wenn man eh im 8. Stock studiert. Nachdem sichergestellt war, dass wir auch den Unterschied zwischen hoch und runter wissen, gesellte sich auch gelangweilt einer unserer Professoren zu uns.

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Es handelte sich um eine Erdbebenübung und es wurde erwartet, dass wir uns alle auf einem großen Platz nahe der Fakultät treffen, wo wir irgendwelche Meldekarten ausfüllen sollten. Von der Idee ja sehr schlau, nur blöd, wenn keiner der Studenten einen Stift hat. Zum Glück hatte ich einen, so dass wir den Handel schlossen, dass ich den Stift gebe und die anderen mein Formular ausfüllen. Endlich, nach langweiligen 45 Minuten, sprach einer der Verantwortlichen in sein Sprachrohr, auch wenn ich wahrscheinlich ohne dieses lauter als er mit diesem gewesen wäre, und gab uns endlich frei – wir waren erfolgreich gerettet.

Nun gut, hoffen wir, dass ich das Wissen nie anwenden muss, aber es war schon ganz anschaulich, wie genau die Rettung hierzulande durchgeplant ist.

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