Zurück in Hiroshima

Osaka ist laut, unfreundlich und kulturell sowieso uninteressant. Da gibt es nur eine Lösung: In den Zug und zurück nach Hiroshima. So saß ich heute also wieder im Shinkansen und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Zugegeben, so schlimm ist Osaka gar nicht, aber wir hatten gute Gründe für diese Entscheidung. Der ein oder andere Leser erinnert sich eventuell noch an den Professor in Hiroshima, welchen wir vor zwei Tagen im Okonomiyaki-Restaurant trafen. Dieser schrieb uns heute Nacht eine E-Mail, ob wir denn nicht Lust hätten, mit ihm Essen zu gehen, er lädt uns ein. So etwas lässt man sich nicht entgehen, schließlich war er sehr freundlich und Interaktion mit Japanern ist immer gut. Kurzentschlossen sprangen wir also in den Zug, um das Essen mit einem Besuch in Himeji zu verbinden.

2015 01 05_02Himeji ist eine alte Burg, welche als die schönste Burg Japans zählt. Aufwendig restauriert thront sie über der Stadt und kann auf eine abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken. Nahe Osaka gelegen, hatte sie die Kontrolle über eine der wichtigsten Handelsregionen Japans. Wer diese Provinz kontrollierte, der hatte gute Aussichten auf die Kontrolle über ganz Japan. Besonders der Tokugawa-Clan wusste dies zu nutzen, um seine Vormachtstellung über diese Region zu festigen und schickte in seiner Herrschaftszeit über 40 verschiedene Clans aus ganz Japan dort hin. Versagte die Familie oder zeigte Schwäche, so wurde sie sofort ausgetauscht. In den dreißiger Jahren drohte dann der Verfall der mittlerweile verlassenen2015 01 05_01 Burg. Deshalb wurde sie durch den Krieg hindurch bis in die fünfziger Jahre aufwendig restauriert. Derzeit wird die Burg gerade wieder restauriert. Bis heute sind noch Teile der Burg aufgrund der Arbeiten geschlossen und bis vor ein paar Wochen war es nicht möglich, ein Foto ohne Geländer um die Burg zu machen. Im März soll aber alles fertig sein und deshalb lohnte es sich, endlich die Burg zu besuchen. Es ist wirklich beeindruckend, wie einen die Burg sofort begrüßt, wenn man auch nur den Bahnhof verlässt. Die Stadtplaner haben sich hier wirklich auf das Wichtigste konzentriert und so dem Weltkulturerbe den Glanz verliehen, welchen es verdient. Einziger Wermutstropfen ist, dass ein Besuch der Burg selber noch nicht möglich ist, was ich irgendwann in der Zukunft unbedingt noch einmal nachholen werde.

Im Anschluss ging es aber schnell weiter nach Hiroshima, wir hatten immerhin einen straffen Zeitplan. Dort besorgten wir noch einige deutsche Süßigkeiten, welche wir gegen Hiroshimaer Spezialitäten tauschten, welche uns der Professor mitbrachte. So wurde es ein interessanter Abend, bei dem wir Deutschland und Japan verglichen, 2015 01 05_05neue Kontakte knüpften und dazu noch das beste Tempura – frittierte Fische und Gemüse – aßen, welches ich bisher in Japan hatte. Das wir bei unserem letzten Besuch in Hiroshima mit unserem Nachbarn sprachen, hat sich wirklich ausgezahlt und wir bleiben auf jeden Fall weiter in Kontakt. Wer offen und aufgeschlossen auf Leute zugeht, der hat wirklich mehr von einem Auslandsaufenthalt!

2015 01 05_03Persönliches Highlight für mich war dann auch die anschließende Rückfahrt2015 01 05_04 nach Osaka. Zwar fuhren wir im langsamsten Shinkansen, dafür war es aber der Typ, welchen ich schon bei meinem ersten Besuch vergötterte. Endlich mit ihm fahren zu können, hat den Abend passend abgeschlossen. Beeindruckt fand ich auch, wie kindergerecht die Japaner den Zug gestaltet haben: Es gab am Anfang des Zuges einen Kinderspielplatz, wo sich die Kleinen vorstellen können, selber den Zug zu fahren. Nach all den Eindrücken waren wir dann wieder in Osaka, wo uns morgen die letzten Stunden des Urlaubs verbleiben, um die Stadt noch ein wenig zu erkunden.

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