Eine der Sachen, welche sich durch meinen Lehrerberuf geändert haben, ist, dass ich heutzutage mehr darauf achte, was die Studenten antreibt, ihre Fächer zu studieren und auch Sprachen zu lernen. Man merkt den Unterschied zwischen den Studenten, welche nur Deutsch lernen, weil sie für ihr Studium eine Sprache benötigen und denen, welche einen Aufenthalt in dem Land planen, schon ziemlich stark. Besonders die Studenten, die einen Deutschlandaufenthalt planen, stellen viel mehr Fragen. Und was mich natürlich besonders freut: Sie hören aufmerksamer zu, was ich in meinen Deutschlandvorträgen so erzähle. Vor ein paar Tagen hatte ich die interessante Möglichkeit zu hören, warum einige meiner Mitstudenten sich für Deutsch entschieden haben und die Gründe sind wirklich abstrus. Zum einen gibt es das Problem, dass die Eltern erwarten, dass man studiert und dass dadurch auf jeden Fall die Entscheidung für ein Feld fallen muss. Nach einer groben Orientierung in eine Studienrichtung, also Naturwissenschaften, BWL, Medizin oder Philosophische Fakultät, hat man ein Jahr Zeit, sich für ein Fach zu entscheiden. Einer meiner Mitstudenten mochte nun deutsche Bands wie Rammstein oder Kraftwerk und nahm dies zum sehr schlüssigen Anlass, doch die Sprache zu studieren. Die nächste ist begeistert von deutschen Autos. Ein Charakter in einem Anime fährt einen Volkswagen Käfer und dieser gefällt ihr so gut, dass sie mehr über Deutschland lernen will. Eine dritte Begründung war das deutsche Brot. Eine Studentin mag deutsche Backwaren und will auf diesem Weg lernen, wie man diese herstellt.
In meinen Augen stellt sich die berechtigte Frage, inwiefern bei solchen Gründen jetzt gerade das Lernen von deutscher Literatur der Weg ist, um diese Ziele zu erreichen. Ein breites Spektrum an Wissen über das Nibelungenlied oder Kafka dürfte jetzt nicht gerade dazu beitragen, dass die Personen besser in ihrem Bereich zurechtkommen. Im Endeffekt geben die Fragen nach der Zukunft der Beteiligten schon die notwendige Antwort. Ein Großteil will Beamter werden und dafür benötigt man nur einen Abschluss in einem Fach der Philosophischen Fakultät und da ist der Grund egal. Auch ansonsten verlangt ein Großteil der japanischen Berufe ein abgeschlossenes Studium, aber nicht unbedingt in einem vorgeschriebenen Fachbereich. Trotz allem muss ich sagen, ich habe schon seltsame Gründe gehört, warum man ein Fach studiert und seien es all die Lehramtsstudenten, die denken, dass Lehrer ja so viel Freizeit haben. Aber die Japaner schlagen wirklich alles. Man kann nur hoffen, dass in Deutschland das System nie so verwässert wird, wie es hier bei einigen Studenten passiert.
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