Endlich, der Urlaub hat wirklich begonnen! Zu humanen Zeiten erwartete uns vor dem Hotel ein unseren Ansprüchen vollkommen genügendes Gefährt, ein Tuk Tuk. Was sich vom Namen her wie ein Traktor anhört, war auch in Wirklichkeit nicht weit davon entfernt. Es handelt sich um eine motorisierte Rikscha, eine Mischung aus Motorrad und vorne angebrachter Sitzmöglichkeit. Mit diesem, leider für asiatische Körpergrößen ausgelegten Gefährt, ging es zum nahegelegenen Borobodurtempel. Bei Borobudur handelt es sich um eine etwa 30 km von Yogyakarta entfernte Pyramide, welches Teil des UNESCO-Welterbes ist. Nach nur kurzer Fahrt erreichten wir das Ziel und ich kann nur sagen, der indonesische Verkehr ist in einem Tuk Tuk noch viel angsteinflößender.
Gebaut wurde die Anlage irgendwann um 800, wobei sie um 1100 wohl durch die drei örtlichen Vulkane zerstört wurde und in Vergessenheit gelangte, ehe sie 1835 durch Engländer und Holländer ausgegraben wurde. Nach einer großangelegten Restaurierung in den Siebzigern kann sie wieder besichtigt werden und gilt als eine der wichtigsten Anlagen des Buddhismus hier auf Java. Die Anlage selber hat eine quadratische Basis und neun Stockwerke mit vier Galerien. Entlang dieser Stockwerke sind Reliefs zum Wirken Buddhas eingelassen, welche den Gläubigen auf dem Weg zur Erleuchtung begleiten sollen. Da Java nun mittlerweile hauptsächlich muslimisch ist, gab es einige Anschläge auf den Tempel, was unter anderem dazu führt, dass viele der Statuen keine Köpfe mehr haben.
Der Tempel selber war überfüllt. Aufgrund der Nationalfeiertage war halb Java auf dem Weg, um die Anlagen zu besichtigen. So fühlte es sich auf jeden Fall an. Dabei lohnte es sich wirklich, sich durch die Menschenmassen zum Tempel hochzuquälen. Auch wenn einiges durch die Anschläge auf den Tempel beschädigt ist, so ist die Pyramide doch schon ziemlich beeindruckend, besonders wenn man sich vorstellt, dass sie vor über tausend Jahren erbaut wurde. Leider hatte ich den Einfluss der Menschenmassen aber etwas unterschätzt. Zwar kamen wir gut voran und konnten alle Fotos machen, die ich wollte. Doch bei jedem kurzen Verweilen fand sich eine javanesische Familie, die mich fragte, ob sie nicht ein Foto mit mir machen könnte. Ich fühlte mich wie ein Star, als sich förmlich Schlangen bildeten. Sogar auf den überfüllten Stufen versuchten einige, schnell noch ein Foto mit mir zu ergattern. Woran das liegt, dass Ausländer hier so beliebte Fotoobjekte sind, habe ich leider nicht herausfinden können. An der Größe kann es eigentlich nicht liegen, denn es gibt auch größere Indonesier. Aber eventuell liegt es an der Hautfarbe. Mehr als einmal blieb mir auf jeden Fall nichts anderes übrig als zu fliehen, wenn ich überhaupt weiter kommen wollte. Auf Starruhm kann ich wirklich verzichten.
Nach der Tempelanlage sollte es langsam zum Ausgang gehen. Der Weg war von einer schier endlosen Schlange an Verkäufern eingefasst, die auf fast einem Kilometer allen möglichen Kram anboten. Um den penetranten Angeboten zu entkommen entschieden wir, per Abkürzung querfeldein zu laufen. Schon nach den ersten Metern ergab sich aber auch da ein Hindernis. Wir fanden die Papiere für ein Fahrzeug der Marke Daihatsu. Was sollten wir also machen? Die örtlichen Ordner meinten, sie haben keine Ahnung, wir sollten doch eine Information aufsuchen. Leichter gesagt, als getan. Zur Stärkung kauften wir uns an einem großen Stand, wo Familien Selbstgekochtes verkauften, eine Kokosnuss, welche Orsolya meisterhaft runterhandelte. Dann ging es auf den langen Weg entlang der Händler zur Information, wo man sichtlich überrascht die Papier entgegennahm und uns erklärte, wie wichtig die hierzulande wohl für den Fahrer seien.
Nach den Menschenmassen reichte es uns aber auch mit dem Tempel und wir genehmigten uns bei einer alten Händlerin noch einige uns unbekannte Früchte, welche wie eine Mischung aus Apfel und Orange schmeckten. Dann ging es mit dem Tuk Tuk zurück zum Hotel. Der erste Tag auf Java hat auf jeden Fall einen sehr guten Eindruck hinterlassen und ich freue mich auf das, was da noch kommt.
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