Tag Zwei des elterlichen Aufenthaltes steht an und für heute haben wir etwas sehr Spezielles im Plan: Es geht in die Onsen, welche unser Sushimeister für uns besorgt hatte. Was uns erwartet und wie es aussieht, ist zwar nicht ganz klar, aber wen stört das schon? Augen zu und durch heißt es im Sprichwort und seitdem ich Japan bereise, bin ich damit immer gut gefahren. Mit einem kostenlosen Bus ging es erst einmal für eine Stunde in die Richtung des Onsenortes Akiu, wo wir direkt vor dem Onsenhotel abgesetzt wurden. Dort erwartete man uns schon und nach kurzer Orientierung stand auch schon das Mittagessen auf dem Tisch.
Das Essen gestern war schon genial, aber das heutige Essen konnte es mit ihm aufnehmen! Es gab Sashimi, Tempura, Fisch, Gemüse, Tofu und vieles mehr und alles war sehr gut zubereitet. Wer in Japan Essen geht, sollte auf jeden Fall traditionelles Essen in einer japanischen Ryokan oder Onsen probieren. Von der Qualität ist es mit Sterneessen vergleichbar und für das Gebotene auch noch ziemlich günstig. Im Anschluss schwitzten wir im vierzig Grad heißen Wasser der Onsen das zu uns genommene Essen wieder aus. Es war ein rundum gelungener Aufenthalt. Auch meinem Vater schien es sichtlich zu gefallen, da es wirklich mal was anderes war und es schon interessant ist, bei leichtem Schneerieseln im Freien in einer heißen Quelle zu sitzen. Der Tipp hatte sich auf jeden Fall gelohnt und wir müssen dem Sushimeister bei Gelegenheit unbedingt einmal danken.
Eigentliches Ziel des Tages war aber ein Treffen am Abend. Wir waren mit Kuma und einigen der anderen Fußballbekanntschaften verabredet. Dazu ging es in ein Akita-Restaurant, wo die örtlichen Spezialitäten der genannten Region angeboten werden. Besonderes Highlight sind aber die Namahages. Namahage ist der örtliche Dämon von Akita, der in ganz Japan bekannt ist. In der Mitte des Restaurantbesuches wird deshalb der Raum abgedunkelt und die Namahages besuchen den Gastraum. Das ist jedes Mal ein großer Spaß, besonders für jüngere Gäste. Aber auch das Essen ist gut.
Zu Gast waren diesmal Kuma und seine Frau sowie Ota und sein Sohn. Es wurde ein witziger Abend, auch wenn besonders Ota und meine Eltern nur mit Handzeichen kommunizierten. Einfach mal mit Japanern einen Abend zu verbringen, ist immer ein Erlebnis. Es gab Nabe, einen heißen Eintopf, der am Tisch zubereitet wird. Da bis auf Kumas Frau niemand wirklich einen Plan zur Zubereitung hatte, musste sie dies übernehmen und gab uns anderen Befehle. Es ist schon beachtlich, wie bei den Japanern wirklich nur Frauen kochen können. Das Vorurteil stimmt wirklich.
Nachdem bei unserem letzten Aufenthalt die Fußballfreunde meine Eltern mit kleinen Geschenken versorgt hatten, war es diesmal an uns, uns zu revanchieren. Für jeden der Vier und die dazugehörigen Familienmitglieder hatten meine Eltern ein kleines Weihnachtsgeschenk aus Deutschland mitgebracht und sie zeigten sich begeistert. Besonders die Tatsache, dass Vegalta keine Flaschenöffner wie der 1.FCM im Angebot hat, wurde dabei als Manko erkannt und muss laut unseren männlichen Fußballfans unbedingt beim Verein moniert werden. Es machte auf jeden Fall viel Spaß, nur die Sprachbarriere ist wirklich ärgerlich. Sowohl in Japan, als auch in Deutschland sollte jeder froh sein, der die Möglichkeit hat, Englisch zu lernen. Ohne diese Sprache als Vermittler verliert man einfach zu viel Kontext. Zum Glück verstanden Orsolya und ich aber genug Japanisch, um dieses Manko ein wenig auszugleichen. Ich freue mich aber auf den Tag, wenn Spracherkennung eine direkte Übersetzung ermöglicht. Jeder sollte wenn möglich versuchen, solche interkontinentalen Freundschaften zu pflegen. Ich werde auf jeden Fall meinen Bekannten auch nach Japan weiterhin schreiben.
Neueste Kommentare