Das Katzencafe

Kommen wir zu einem Thema, welches mich arg getroffen hat: Jedes Land hat seine guten und seine schlechten Seiten, egal ob es nun Japan oder Deutschland heißt. Im Fall von Japan versuche ich gerne diese Seiten auszublenden, da dies aber nicht immer funktioniert, will ich wenigstens auch davon berichten.

Ich bin nun nicht unbedingt der große Tierliebhaber. Weder einen Hund, noch eine Katze habe ich gehabt und um die Gespensterheuschrecken meiner Verwandtschaft habe ich immer einen Bogen gemacht. Obwohl ich mich also nie um ein Tier kümmerte, habe ich trotzdem eigentlich nichts gegen sie. Sowohl die Hunde der Verwandtschaft, als auch all die Katzen meiner Freunde mag ich soweit. Als mich Orsolya vor einer Weile dazu aufforderte, in ein Katzencafe zu gehen, dachte ich also an nichts Schlimmes. Katzencafe, also ein Cafe, wo ein paar Katzen durch die Gänge streunen und sich im Zweifel von den Gästen streicheln lassen, in Deutschland ist das ja mittlerweile auch angekommen. Was kann daran schon schlimm sein?
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Wieder einmal hatte ich die Rechnung nicht mit den Japanern gemacht. Hierzulande wird das Thema etwas ernster genommen. Bei dem „Cafe“ handelt es sich eher um einen Streichelzoo. Man erhält ein paar Schuhe und kann dann in einen Raum mit ca. 20 Katzen gehen, die aus meiner Sicht auf viel zu kleinem Raum gehalten werden. Der Boden klebt abscheulich und die Katzen sind fett und faul. Schon beim Betreten des Ganzen hatten wir bemerkt, dass wir eindeutig zur falschen Stelle gekommen waren. Während wir das ganze Schauspiel also relativ entsetzt beobachteten, waren eine Vielzahl von Japanerinnen ganz anderer Meinung. So süß seien doch die Katzen, so verschmust und sowieso, das Cafe sei doch ein Traum. Ich hatte die Lage falsch eingeschätzt. Nicht die Katzen waren fett und faul, nein sie wurden genau dazu erzogen, denn faule Katzen lassen sich von den Besuchern verwöhnen und die sollen doch auf ihre Kosten kommen.
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Da wir notgedrungen für eine halbe Stunde gezahlt hatten, entschieden wir, nicht rückwärts herauszugehen, sondern uns ein wenig um die Katzen zu kümmern. Und siehe da, als die Lethargie erst einmal beseitigt war, wollten auf einmal alle spielen. Wir nutzten ein paar billige Kopfhörer, um die Katzen hinterherjagen zu lassen und die freuten sich sichtlich, auch mal ein wenig Bewegung zu bekommen. Für die Japanerinnen war das natürlich gar nicht toll, da so ziemlich alle Katzen auf einmal mir beziehungsweise den Kopfhörern folgten, aber darauf wollte ich keine Rücksicht nehmen. Mein meistes Beileid erhielt aber eine sehr junge Katze, die hinter einem Vorhang entsetzlich darum flehte, herausgelassen zu werden und keiner kam dem nach. Wir konnten leider auch nichts am Vorhängeschloss machen, was uns sehr leid tat.
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Alles in allem waren wir schwer enttäuscht über die gesamte Angelegenheit. Man kann über Deutschland sagen was man will, der Tierschutz funktioniert auf jeden Fall besser als hier. Wie die Japanerinnen daran Spaß haben konnten, ohne vor Mitleid zu zerfließen, erschließt sich mir wirklich nicht. Ich glaube, meine Bekannten aus Göttingen wären Amok gelaufen. Aber so ist das wohl in jedem Land, es gibt nicht immer nur Sonnenschein!

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