Das Formular A38

Wer kennt nicht die berühmte Szene aus „Asterix erobert Rom“, in der die beiden Helden durch „das Haus, das Verrückte macht“ laufen müssen, um den Passagierschein A38 zu bekommen? Nicht anders fühlte ich mich heute, an meinem ersten Tag zurück in Sendai. Wie man es so kennt, sind nach acht Tagen des ausgestellten Handys auf einmal die Nachrichtenboxen voll mit Meldungen, was man so alles erledigen soll. Das Ausfüllen eines fünfseitigen Fragebogens zu meinen Erfahrungen als TA in mehreren Ausführungen, war dabei noch eine der schneller zu erledigenden Sachen. Richtig lustig wurde es bei einer Mail, die meine Forschungen betraf: Nach langem Warten hat die Bibliothek endlich meine Fernleihe erhalten und ich soll diese doch bitte bezahlen und abholen. Zu diesem Zweck schickte man mir eine E-Mail mit allen Zahlungsinformationen, bis auf die Nummer des Kontos, auf das ich einzahlen soll. Etwas unschlüssig, ob ich etwas überlesen habe, ging es deshalb in die Bibliothek. Dort bat man mich doch bitte in einer Woche wiederzukommen, man befände sich gerade in Sommerzeit und hat deshalb nur kurzzeitig und an bestimmten Tagen offen, die natürlich nicht in dieser Woche lagen.

So leicht gebe ich dann aber doch nicht auf und so erwähnte ich bei der Verabschiedung noch schnell, dass ich nur wegen einer Fernleihe da sei, welche auf meinen Namen läuft. Jetzt machte es klick. Wie es scheint, kennt jeder in der Bibliothek schon meine Geschichte. Denn sofort wurde der Schalter geöffnet und aus einem Regal wurde der dicke Aktenberg, der meine Forschung betraf, herausgeholt. Bescheidene achtzehn Unterschriften musste ich setzten, um überhaupt an die Rechnung für meine Fernleihe zu gelangen. Die Frage, was ich da überhaupt unterschrieb, stellte ich mir sicherheitshalber lieber nicht. In Anschluss daran musste ich zur Post gehen, um dort die Kosten direkt am Automaten zu bezahlen. Leider ließ dies meine Bankkarte nicht zu, so dass ich gezwungen war, einen Überweisungsträger handschriftlich auszufüllen. Diesen musste ich dann in den Bankautomaten einlegen, welcher diesen scannte, mehrmals wegen der Handschrift nachfragte und mich dann das Geld direkt in den Bankautomaten einzahlen ließ. Wozu man dabei den Zettel ausfüllen muss, wenn man das Ganze auch digital machen könnte, ist mir zwar ein Rätsel. Für das hochtechnologisierte Japan ist das im Endeffekt aber doch ein Standardzustand.

Nach der Bezahlung ging es zurück in die Unibibliothek, um die Quittung abzugeben. Anstelle dieser wurde mir dann ein Brief überreicht, welchen ich jetzt per Post an eine mir unbekannte Adresse senden muss. Die Adresse ist nur auf dem Briefumschlag vorgedruckt. Der Sinn der Übung wurde mir lieber nicht direkt erklärt. Aber immerhin konnte ich, nachdem das erledigt war, endlich den Umschlag mit 70 A4-Seiten entgegennehmen, welcher mir für das Erste das weitere Forschen erlauben wird. Die Bürokratie, um diesen Umschlag zu bekommen, müssen die Japaner sich aber auf jeden Fall von uns Deutschen abgeschaut haben, denn so extrem sind meines Wissens nach sonst keine Länder.

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