Vier Tage bin ich jetzt auf Java und habe die Zeit so viel mehr genossen, als es jemals auf der Ferieninsel Bali der Fall war. Um so ärgerlicher war es für mich, dass ich heute wieder dorthin zurückkehren musste. Es galt um 4.00 Uhr aufzustehen, um dann um 7.30 Uhr mit dem Flieger wieder nach Bali zu fliegen, wo es um Mitternacht dann weiter nach Tokyo gehen sollte. So ganz ersichtlich wurde mir der Grund für die frühe Abreise aus dem Hotel nicht wirklich, war das Hotel doch nur etwas mehr als fünfzig Kilometer vom Flughafen entfernt. Aber unser Chauffeur war der festen Überzeugung, dass wir die Zeit brauchen würden. Es kam, wie es kommen musste und wir durften uns zwei Stunden auf dem Flughafen in Java vergnügen. Immerhin war das genug Zeit, um mich über die hygienischen Zustände in Java aufzuregen. Dass man in Java kein Toilettenpapier benutzt sondern Wasserschläuche, was regelmäßig zu einer riesigen Überflutung in den Toiletten führt, konnte ich ja noch so halbwegs ignorieren, solange ich sie nicht selber nutzten musste. Aber als ich mir dank eines Bodychecks eine Schnittwunde am Finger zuzog und niemand in dem Flughafen über ein normales Pflaster verfügte (unsere waren leider im aufgegebenen Gepäck), das überraschte mich ja doch schon ein wenig. Ich sollte doch solange das Blut aufsaugen, bis es aufhört zu bluten. Eine interessante medizinische Vorgehensweise, aber ich vermute und hoffe einfach mal, dass ich die falschen Mitarbeiter befragte.
Endlich konnte es dann aber nach Bali losgehen. Meine Laune litt allerdings ein wenig darunter, dass ein weiterer Tag unter der Knechtschaft des ungarischen Führers anstand. Musste das wirklich sein? Es war ein relativ ruhiger Flug, währenddessen mein Finger auch endlich aufhörte zu bluten. Der Reiseführer wartete schon am Flughafen auf uns. Das heutige Ziel sollte eine Tempelanlage auf Felsen im Ozean sein. Diese Anlage besteht aus drei Tempeln, welche zwar nicht direkt zu besichtigen sind, aber aufgrund ihrer Lage auf Felsen entlang der Küste einen sehr interessanten Eindruck hinterlassen. Leider schaffte es aber unser Reiseführer mal wieder, mir den Spaß an der Sache so richtig zu versalzen. Wir waren eine Gruppe von vier Leuten und von diesen hatte genau eine Person nichts von seinen Erklärungen, da er nur Ungarisch sprach und mich sowieso die meiste Zeit ignorierte. Dafür erwartete er, dass Orsolya für mich doch bitte seine Monologe übersetzt, was diese natürlich eher unwillig machte.
Die Tempel waren wirklich schön anzusehen und aufgrund der Lichtverhältnisse wollte ich zuerst einige Fotos aus Richtung von dem östlicheren der drei Tempel machen, was mir lautstark untersagt wurde. Wir mussten zuerst nach Westen gehen, obwohl aus meiner Sicht die Bedingungen für Fotos dort nicht so anständig waren. Im Endeffekt brachten auch Beschwerden von Orsolya oder der Vorschlag, dass wir den anderen in zehn Minuten folgen würden nichts, wir mussten seinem Plan folgen. Zum Glück war ich nicht derjenige, der ihn bezahlte, sonst hätte ich ihm meine persönliche Meinung zu diesem Thema nur zu gerne mal genauer dargelegt!
Im Endeffekt lohnte sich der Besuch des Tempels aber auf alle Fälle und wir konnten sogar noch eine Kokosnuss trinken. Im Anschluss ging es dann weiter in ein Restaurant. Orsolyas Eltern hatten darum gebeten, für uns doch noch mal ein gutes indonesisches Restaurant zu finden. Unser Reiseführer brachte uns zu diesem Zweck in seine Heimatstadt und in sein Lieblingsrestaurant. Dieses wird zwar von einem Perser und einem Türken betrieben, welche auf der riesigen Karte neben unzähligen Sachen wie Kebab nur acht indonesische Rezepte vorzuweisen hatten, aber immerhin schmeckten die soweit. Aus meiner Sicht waren es aber leider die Standardrezepte, welche ich in diesem Urlaub schon viel zu oft zu verspeisen hatte. Ich glaube man merkt schon, dass ich mit dem Herrn nicht wirklich zufrieden war und wie sich herausstellte, eigentlich auch keiner der anderen. Das lässt sich jetzt aber nicht mehr ändern und ein paar anständige Sachen hat er uns auf jeden Fall gezeigt. Ich weiß aber auch, dass ich auf Führungen dieser Art für die nächsten Jahre verzichten werde, soweit es möglich ist.
Im Anschluss ging der Tag für Orsolya und mich aber endlich richtig los. Ihre Eltern machten sich auf zum Flughafen und wir wurden ein paar Kilometer vor dem Strand rausgelassen, wo wir uns die nächsten fünf Stunden vergnügen sollten. Der Strand war alles, was wir uns vorgestellt hatten: weite Sanddünen und blaues Wasser. Wir erreichten ihn gerade zum Sonnenuntergang, was das Wasser in tolle Farben färbte. Leider bemerkten wir bei all der Freude, endlich nach acht Tagen einen echten Strand gefunden zu haben, nicht, dass wir beim Umziehen für wenige Minuten meine Sandalen unbeobachtet ließen. Als diese im Anschluss weg waren, dachten wir jeweils vom anderen, dass dieser die Schuhe schon eingepackt hatte. So genossen wir den Strand und schwammen ein wenig, auch wenn das Wasser nicht so tief war. Anschließend spazierten wir drei Kilometer den Strand entlang, ehe wir uns für einen abschließenden Cocktail in eine Strandbar zurückziehen wollten.
In diesem Moment traf uns die Erkenntnis, dass die Schuhe von mir fehlten. In einer Rekordzeit sprintete ich zurück zu dem Ort, wo ich sie zuletzt gesehen hatte. Aber obwohl ich mir mehrere Lampen lieh, konnte ich sie nicht entdecken. Nachdem ich endlich aufgab und mich erinnerte, dass im Koffer im Auto immerhin Ersatzschuhe bereit standen und ich nicht barfuß fliegen muss, gab ich die Suche auf. Zusammen mit Orsolya ging es zurück in die Strandbar, in die wir zuvor schon hinein wollten. Die Mitarbeiter schauten zwar etwas verdutzt wegen meinen fehlenden Schuhen, aber sie ließen uns gewähren und das Getränk war wirklich gut. Ohne den Stress hätte das Getränk aber wohl noch besser geschmeckt. Im Anschluss wurden wir dann von unserem Fahrer abgeholt und zum Flughafen gebracht. Auf dem Weg berichtete er, dass diese Art von Diebstählen häufiger vorkommen. Ich erinnerte mich auch wieder daran, dass die Schuhe schon nach dem Umziehen weg waren. Der Sprint zurück war also von vornherein vergebene Liebesmühe. Jetzt kann ich nur hoffen, dass ich durch freundliche Unterstützung aus Deutschland wieder an Schuhe herankomme. Größe 46 gibt es in Japan dafür einfach zu selten.
Trotz dieses unglücklichen Ereignisses war die Tour entlang des Strandes aber der beste Teil unserer Reise durch Bali. Gleichviel Spaß hat mir eigentlich nur das Rafting gemacht. Java dagegen ist eine ganz andere Geschichte und wenn ich noch einmal nach Indonesien reisen sollte, würde es wohl eher irgendwo auf Java sein und die Inseln um Bali herum. Bali brauche ich nicht unbedingt. Aber ich gebe zu, wie die letzten Stunden zeigten, ist Bali der perfekte Ort für Leute, die Surfen, Schwimmen und Sonne tanken wollen. Man muss nur an die richtigen Orte fahren. Insgesamt hat der Urlaub aber viel Spaß gemacht, auch wenn ich wohl einiges anders organsiert hätte. Einmal in Leben sollte man aber Indonesien erlebt haben, da es doch etwas ganz anderes ist, als die Länder, die ich bisher bereist habe!
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