11. März

Weshalb sollte ich für dieses Datum irgendeine besondere Überschrift nehmen? Es ist das vierte Jubiläum des Tages, welcher die Ostküste Japans für immer verändert hat. Tausende Tode, Familien, die auseinandergerissen wurden und die deutschen Medien schaffen es wieder einmal, nur über die Atomkraft zu berichten.

Egal, ob man nun auf den Kalender schaute oder nicht, jedem Bewohner von Sendai wurde klar, dass heute ein besonderer Tag war. Passend zum dunklen Wetter legte sich eine gespenstische Atmosphäre über die Stadt. Obwohl eigentlich nur die Flaggen auf Halbmast standen und die Menschen ihrem geregelten Leben nachgingen, fühlte sich alles doch irgendwie anders an. Der Tsunami 2011 hat sich tief in das kollektive Gedächtnis der Stadt eingebrannt. Bis heute gibt es ganze Regionen an der Küste, die nicht wieder aufgebaut wurden. Das wohl beklemmendste Erlebnis hatte dabei heute Orsolya. Zusammen mit einer ausländischen Delegation wurde sie von der Uni in das Tsunamigebiet gebracht. Dabei stießen sie auf menschliche Tragödien. Als Beispiel sei der Ort genannt, welcher schon vor Jahren von einem Tsunami schwer getroffen wurde und sich deshalb besonders mit Bunkern und Schutzwällen schützte, aber nicht mit der Höhe des Tsunamis gerechnet hatte. Im Endeffekt wurde der Bunker, welcher zum Schutz gedacht war, zur Todesfalle für die Schutzsuchenden. Oder der Fall einer Schule, die extra zum Schutz auf dem Berg errichtet wurde. Die Hälfte der Schülerschaft überlebte in der Schule, während ihre Freunde und viele Verwandte in der Stadt nicht so glücklich waren. Es gab nur 88 Überlebende in einem Ort mit mehreren tausend Einwohnern.

Ich persönlich suchte den Stadtpark auf. In diesem gab es ein Gedenkkonzert einer Schule. Während sich die Menschen um den Chor drängten und den Opfern gedachten, hatte auch die Natur ein Einsehen und untersetzte mit leichtem Schneefall die Stimmung.

Eins kann ich sagen: Ich habe nie bereut, wieder nach Japan gekommen zu sein! Die Angst, die viele Deutsche im Zusammenhang mit Japan betroffen hat, werde ich nie verstehen. Man sollte auf jeden Fall in meiner Umgebung auch nie heuchlerisch über die Opfer von Fukushima sprechen, aber die wirkliche Tragödie unerwähnt lassen. Die wahren Opfer verdienen, dass ihnen gedacht wird!

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