Frohe Weihnachten liebe Leser! Jetzt ist es also so weit und aus den besinnlichen Tagen, welche einem die Weihnachtsfeiertage versprechen, wird nichts, da sich Besuch angemeldet hat: Meine Eltern waren zwar im April schon einmal da, ihnen hat es aber so gut gefallen, dass sie gleich noch einmal kommen, um dem Trubel der Weihnachtsfeiertage in Deutschland zu entgehen und sich Japan im Winter anzuschauen. Es ist zu befürchten, dass sie bei einem weiteren Aufenthalt wohl im Sommer kommen würden, weil sie dann erfolgreich alle vier Jahreszeiten in Japan erlebt hätten.
Der erste Tag sollte aber relativ ruhig angegangen werden, es sind ja schließlich Feiertage. Um Mittag herum erhielt ich die Nachricht, dass sie Tokyo erreicht haben und sich nun direkt auf den Weg nach Sendai machen. Für mich war dies eine gute Nachricht, denn sie bedeutete, dass ich mich nicht um das Abholen kümmern brauchte. Wenn sie schon in Tokyo zurechtkommen, würde die Suche des Hotels direkt in Bahnhofsnähe kein Problem darstellen. Vielmehr verabredeten wir uns zu einem Treffen bei mir zu Hause, wo ich Orsolya schon verrückt machte, dass Deutsche ja immer pünktlich sind. Nur um meine Worte Lügen zu strafen, erreichten meine Eltern die Wohnung natürlich dreißig Minuten zu spät, da ihr Taxi im Stau stand. Nach der Bescherung ging es dann „ganz weihnachtlich“ zum örtlichen Sushigroßmeister.
Dieser kennt uns schon ziemlich gut und war bestens auf uns vorbereitet. Zum Einstieg erhielten wir erst einmal sehr guten Weihnachtssekt, ehe er uns mit einer Selektion von Sashimi, Seegurke, gebratenem Fisch in Misomarinade, besonderen Garnelen und zur Abrundung natürlich mit Sushi versorgte. Das Essen war göttlich und besonders die Seegurke sagte mir zu. Ihm selber gefiel es auch, konnte er doch endlich einmal einige seiner Spezialitäten an Ausländern versuchen. Seegurken hatte er zum Beispiel noch nie Ausländern zum Essen gegeben. Als gute Stammkunden waren wir aber natürlich auch auf ihn vorbereitet. Nachdem wir bei einem unserer letzten Besuche Fotos von Gästen an der Wand entdeckt hatten, erhielt er von uns ein neues Bild für die Sammlung, welches ihn und uns bei dem letzten Besuch meiner Eltern zeigte. Kurz entschlossen holte er begeistert eine Signaturtafel heraus, welche Restaurants in Japan für VIP-Gäste bereithalten, um Autogramme zu sammeln. Auf dieser mussten wir uns nun verewigen. Zum Abschluss des Abends holte er dann noch eine Weihnachtstorte heraus. In Japan wird zu Weihnachten traditionell eine Erdbeer-Sahne-Torte gegessen und er hatte eine besonders gute davon vorrätig. So konnten wir den Abend aus japanischer Sicht ganz traditionell begehen.
Was soll man zu diesem Sushimeister noch sagen? Das Essen ist über jeden Zweifel erhaben und wer immer noch behauptet, alles Sushi wären doch das Gleiche, der hat noch nie bei echten Profis gegessen. Aber auch ansonsten hatten wir einen tollen Abend. Als akzeptierte Stammgäste zeigte er uns so einiges Neues und auch ansonsten war er sehr gesprächig. Highlight war aber sicherlich die Beratschlagung, was man denn nun in Sendai alles machen könne. Wir hatten schon vor Monaten versucht eine Onsen für meine Eltern zu mieten, sind aber kläglich gescheitert. Unser Sushimeister kannte aber natürlich jemanden und innerhalb von zehn Minuten hatten wir die Beschäftigung für den nächsten Tag gefunden. Über Beziehungen geht in Japan wirklich alles und ich bin schon gespannt, wie es wird. Er betonte auch extra, seinen Namen zu erwähnen, um besonders gute Behandlung zu erfahren, wobei ich keinen Zweifel habe, dass dies auch ohne diesen der Fall sein wird. Als Ausländer hätte man es aber hierzulande wirklich schwerer.
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