Im Museum

Wer in den letzten Tagen meinem Facebookaccount gesehen hat, wird den Eintrag schon gesehen haben: Eine japanische Seite schreibt über meine Eltern und mich! Wie konnte es so weit kommen? Gestern erreichten meine Eltern Japan, um nach allen meinen Provokationen in Form von Bildern, endlich auch mal wieder das Land zu bereisen. Zu diesem Zweck bleiben sie jetzt 17 Tage hier und wir werden eine kleine Rundreise – von Tokyo über Hiroshima und Kanazwa nach Sendai – unternehmen.

Erster Stopp dabei ist Tokyo und hier stand noch eine Rechnung offen. Vor drei Jahren hatte ich entdeckt, dass der japanische Fußballverband zur WM 2002 ein Fußballmuseum eröffnet hatte. Dieses Museum ist in so gut wie keinem Guide enthalten, aber auf jeden Fall eine Reise wert – besonders, nachdem ich dort den echten Asia Cup anheben durfte. Am Eingang gab es aber ein Problem, welches auf das gesamte Museum zurückfällt: Der Tresen wurde mit einer Vielzahl von Anstecknadeln der verschiedensten Vereine verziert. Das ist ein Unterfangen, welches ziemlich beachtlich aussieht, aber die berechtigte Frage aufwirft, wo die Nadel des ruhmreichen Europapokalsiegers von 1974 ist. Komische Vereine aus Dortmund und Köln, ja die sind vertreten, selbst Uerdingen findet Erwähnung, aber aus dem Osten der Republik fehlt da etwas. Um diesen Umstand zu ändern, hatten wir extra eine Anstecknadel besorgt und begaben uns so zum Museum. Bevor aber die Übergabe erfolgen sollte, musste erst einmal das Museum besichtigt werden.

Tokyo1Schon am Eingang fiel uns auf, dass ein Japaner uns auf Schritt und Tritt folgte. Während wir noch die Aufstellungen der Mannschaften besichtigten, sprach er uns endlich an. Er wollte wissen, wo wir denn her sind. Aus Deutschland? Da steht doch eine Wachsfigur mit dem echten Trikot von Oliver Kahn, inklusive Unterschrift und Foto von ihm! Das müssen wir uns als Deutsche doch anschauen! Unsere Begeisterung hielt sich zwar in Grenzen, da ich ihm zum einen in echt gesehen habe, unter anderem bei einer Niederlage Bayerns in Magdeburg und da wir zum anderen in einem Museum der japanischen Fußballgesellschaft waren, um etwasTokyo2 über Japan zu hören, nicht über Kahn. Während wir also noch mehr oder weniger interessiert das Trikot anschauten, verschwand der Herr, nur um einige Augenblicke später mit einer Kamera aufzutauchen und uns zu fragen, ob er für die Webseite des Museums ein Foto machen könnte. Als gute Gäste sagten wir natürlich umgehend zu und so wurden wir für die Ewigkeit festgehalten. Der restliche Rundgang war sehr ansprechend. Unter anderem hinterließen wir die besten Wünsche für die japanische Nationalmannschaft für Brasilien und besichtigten die Pokale der Frauenmannschaft. Das Museum ist sehr modern gemacht und für Sportbegeisterte eine Reise wert.

Wie selten aber ausländische Gäste sind, Tokyo3offenbarte sich einige Stunden später, als wir beim Abendbrot saßen. Das Museum hatte uns als Gäste des Tages ausgewählt und präsentierte uns mit der Frage, wie wir den Weg in das Museum gefunden hätten und ob man denn jetzt etwa im Ausland bekannt werden würde. Dann müsste man ja auch noch mehr an der internationalen Präsentation des Museums machen.

Ach und bevor die Frage aufkommt: Unsere diplomatische Mission haben wir natürlich ebenfalls erfüllt! Zwar hatte die Sekretärin bisher noch nie eine Nadel von Ausländern erhalten und die dazugehörigen Fragezeichen standen ihr ins Gesicht geschrieben, aber freudig übernahm sie den Pin und verewigte damit endlich auch Magdeburg in der Anstecknadelwand. Wieder ein Punkt Guerillawerbung mehr für den Club!

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