In den letzten 10 Jahren bin ich relativ viel geflogen. Bei all den Reisen nach Japan und zurück hätte ich schon einiges an Flugmeilen für mich sammeln können, wenn ich denn mal mit der selben Linie fliegen würde. Leider tue ich das nie. Air France, Etihad Airways und All Nippon Airways sind nur einige der Fluglinien, welche mich schon sicher nach Japan gebracht haben. Dieses Mal hatte ich leider keine Wahl und mir wurde im Rahmen meines Stipendiums ein Flug mit SAS bezahlt. SAS bzw. Scandinavian Airlines hat seinen Hauptsitz in Kopenhagen und wird relativ häufig genutzt. Was sollte da also schon schiefgehen? Sehr viel, wie sich zeigte! Es fing damit an, dass ich 24 Stunden vorher bei der Airline anrief, um mir vegetarisches Essen zu sichern. Bisher war dieses Vorgehen noch nie ein Problem. Dieses Mal wurde mir aber mitgeteilt, ich wäre zu spät dran und eigentlich hätte sich auch mein Reisebüro darum kümmern sollen. Sollten sie auch, haben sie aber offensichtlich nicht! Gut, dieses Problem kann ich auf mich selber schieben, ich hätte mich halt besser kümmern müssen und dann esse ich halt die Beilagen.
So ging es dann am frühen Morgen in Tokyo los, um das erste Mal nach 1,5 Jahren nach Deutschland zu fliegen. Wie sich herausstellte, sollten sich alle meine Vorahnungen vom Vortag bestätigen. Um den Kunden ihr Economy Plus Programm zu verkaufen, hat die Airline wirklich alles, was ich bei einem 13-Stunden-Langstreckenflug an Service erwarte, eingespart. Sie wollen Filme schauen? Dann warten sie gefälligst ab, bis der Film durchgelaufen ist und wieder von vorne anfängt! Wenn sie spulen wollen, müssen sie doch nur upgraden! In Anbetracht dieser Filmsituation schaute ich somit einige Filme in umgedrehter Reihenfolge, also das Ende zuerst, ehe ich mich mit dem Bordmagazin beschäftigte. „Zweitpünktlichste Airline der Welt“ durfte ich dort lesen – gut für mich, so schaffe ich es wenigstens schnell nach Hause. Da die moderne Airline von heute natürlich weiß, wie man seine Kunden schröpfen kann, war nicht nur das Entertainment System beschränkt. Das Bordmagazin verriet: Saft oder Getränke, solchen Luxus können sie bis auf das Willkommensgetränk gerne für drei Euro pro Getränk haben, oder sie upgraden. Tee und Kaffee gab es dafür umsonst. Immerhin, jeder Sitz erhielt eine Flasche Wasser zum Beginn der Reise, was ich bei der hohen Anzahl freier Sitze dazu nutzte, um meinen Wasserhaushalt auf diesem Weg hochzuhalten. Es war schon alles etwas befremdlich, aber immerhin erreichte ich sicher Kopenhagen. Allerdings, wie sollte es auch anders sein, geschah dies mit einer Stunde Verspätung.
Tja, ich glaube, jetzt brauche ich niemandem erzählen, was an diesem verkorksten Tag eine Verspätung für meinen Anschlussflug bedeutete. 30 Minuten hatte ich, um diesen zusammen mit Orsolya, welche auf dem Weg nach Ungarn die gleiche Strecke flog, pünktlich zu erreichen. So sprinteten wir aus dem Flieger, nur um in einer ewig langen Schlange zur Gepäckkontrolle zu landen. Fünfzehn Minuten später waren wir endlich dran. Bis auf Orsolyas Jacke, welche zweimal geprüft wurde, ging alles problemlos durch und ich machte mich bereit, zum Gate zu sprinten, als mich eine Stimme barsch bat, noch einmal meinen Laptop herauszugeben. Sprengstoffkontrolle war angesagt. Während ich verzweifelt auf die Zeiger meiner Uhr schaute, durfte ich erleben, wie mit Seelenruhe Abstriche vom PC, von der Tastatur und von der Verpackung gemacht wurden. Alles war negativ, außer der Streifen vom Äußeren des PCs. Die Zeit verstrich, während das Personal mit aller Ruhe den Streifen mehrmals in das Gerät steckte und immer noch nichts passierte. Langsam wurde ich unruhig und erklärte, dass ich doch gerne den PC anmachen kann, um zu beweisen, dass er echt ist. Aber barsch wurde mir erklärt, doch einfach meine Klappe zu halten. Endlich, nach zähen Minuten, fühlte man sich gemüßigt, noch einmal einen neuen Teststreifen zu nutzen und siehe da, alles war negativ. Also Sachen gepackt und losgesprintet. Keine zehn Meter weiter erwartete uns das nächste Hindernis, die Passkontrolle. Mit Selenruhe kontrollierte man unsere Pässe und erklärte, man werde dem Gate schon Bescheid geben, dass wir kommen, es ist ja auch nicht weit. Nicht weit? Das letzte Gate im Terminal galt es zu reichen. In fünf Minuten war das eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Trotzdem rannten wir mit unserem Handgepäck so sehr es ging durch die Masse an Menschen, wobei ich mich schon jetzt fragte, ob es nicht besser wäre, SAS ein Hotel zahlen zu lassen, schließlich war das ganze Chaos nun wirklich nicht unser Verschulden. Endlich, pünktlich zur angegebenen Zeit, erreichten wir das Gate, welches schon abgesperrt war. Nur ein einzelner SAS-Angestellter war noch da und er war der Meinung, mich in meiner gerade ziemlich guten Laune auch noch anzubellen, was wir denn Wichtiges zu tun hatten, um so spät zu erscheinen. Er bekam den Pass von mir freundlich auf den Tresen geknallt und dazu den Hinweis, dass er sich gerne bei seiner Airline erkundigen kann, was wir Besseres zu tun hatten. In weiser Voraussicht entschied er sich dann doch, sich zu entschuldigen und nur noch mit Orsolya, die seine Begrüßung nicht mitbekommen hatte, zu sprechen. Das Gate wurde noch einmal geöffnet und die Bordluke des Fliegers heruntergelassen, um uns noch einsteigen zu lassen. Wir schafften es also doch noch nach Hannover. Wie durch ein Wunder erhielten wir sogar ausnahmsweise ein Glas Wasser umsonst, da wir doch etwas außer Atem waren.
Wir wussten allerdings nicht, dass gerade ein Orkan über Deutschland tobte. Das Flugzeug schaukelte und einige Luftlöcher ließen den einen oder anderen im Flieger schon zusammenzucken. Selbst auf der Landebahn wurden wir fast noch weggedrückt, bevor der Pilot das Flugzeug sicher zum Stehen brachte. Zum ersten Mal seit Jahren hörte ich Leute im Flieger klatschen. Es war also geschafft, wir waren sicher und heile in Deutschland an unserem Ziel angekommen. Ganz im Gegensatz zu einigen anderen Reisenden. Der Flughafen Hannover war überlastet mit Fliegern, welche nicht auf ihrem Zielflughafen, besonders Hamburg, landen konnten. Dass wir es also über diese Region bis hierher geschafft hatten, war großes Glück und was könnte uns jetzt noch stoppen? Das Gepäck natürlich! Erst standen wir 45 Minuten am Gepäckband, ehe wir mehr durch Zufall erfuhren, dass unser Gepäck nicht mehr kommen würde. Bei deutlich überfordertem Personal durften wir also auch noch vermisstes Gepäck anmelden, um im Anschluss endlich von meinem Vater, welcher dankbarerweise dem Wetter getrotzt hatte, in Richtung Heimat gefahren zu werden. Immerhin, am nächsten Tag fanden sich beide Gepäckstücke wieder, sehr zu meiner Freude, da ich in Rodensleben nur noch begrenzt Sachen hatte und natürlich meine Sachen alle im Gepäck waren. Eines war aber sich, noch am Tag meiner Ankunft buchte ich sofort den Rückflug in meine zweite Heimat, diesmal aber mit einer anderen Airline.
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