Endlich ist es geschafft! Ich verdiene etwas Geld und kann Japanern über die beste Stadt der Welt erzählen, eine win-win Situation, leider war der Weg dahin sehr lang. Letzte Woche Donnerstag befand ich mich im strömenden Regen gerade am anderen Ende der Stadt in Izumi, als plötzlich das Telefon klingelte und ich eine Nachricht erhielt. Professor Morimoto schrieb mir, er habe wichtige Unterlagen für meinen Job und ich muss die heute noch unterschrieben in der Verwaltung der Geisteswissenschaften abgeben. Nun ist es so, dass ich von dieser Stelle selbst an sonnigen Tagen und beim Ignorieren aller Verkehrsregeln etwa eine Stunde benötigen würde. Und genau diese eine Stunde hatte ich vom Erhalten der Nachricht, bis zum Schließen der Verwaltung. Da saß ich den ganzen Vormittag in der Uni bis ich entschied, mit dem Fahrrad noch einige Besorgungen in Izumi zu machen und dann so etwas! Zu allem Überfluss hatte auf einmal der Regen eingesetzt und ich stand auf der Landstraße und durfte mir eine Lösung für das Problem einfallen lassen. Das erste Problem war: Wen anrufen? Professor Morimotos Nummer war nicht in der Nachricht enthalten und die Verwaltung verstand mich nicht. Kurz entschlossen rief ich Norihiro an, das Telefon war natürlich ausgeschaltet. So ging ich meine Kontakte durch: Orsolya, das Kenkyoshitzu, Masami, Sato – niemand hatte sein Telefon an. Langsam war ich am Verzweifeln und hatte nur noch 10 Minuten bis zur Schließzeit, als Sato mich auf einmal zurückrief. Er wollte mir dann die Nummer von Professor Morimoto schicken. Aber anstatt einfach nur die Nummer zu schreiben, rief er mich noch zwei Mal an – einmal, um zu sagen, er hat die Nummer und schreibt die Nachricht jetzt und dann, um zu sagen, dass er die Nachricht jetzt geschickt hat. Warum könnte man es einfach machen, wenn es auch kompliziert geht? Zum Glück erreichte ich endlich meinen Prof und konnte die Unterschrift auf den nächsten Tag verschieben. Wie es aussieht, scheint das aber Standard zu sein. Sowohl Morimoto als auch Masami bestätigten mir, dass unsere Verwaltung sich immer in der letzten Sekunde meldet.
Natürlich konnte man es mir auch am nächsten Tag nicht leichter machen. Ich brauchte 4 Stunden, um alle Unterlagen auszufüllen und immer fehlte irgend etwas. Bürokratie in Japan ist das Schlimmste, aber immerhin kann ich jetzt endlich arbeiten. Nur kurzzeitig entstand noch eine unschöne Stille: Nach den 4 Stunden hatten wir alle Unterlagen abgegeben und es sollte noch einmal mein Studentenausweis kopiert werden. Leider habe ich nur einen Behelfsausweis und auf einmal stammelte die Verantwortliche vor sich hin und starrte mich entsetzt an. Da holte ich schnell meine Aliencard heraus und belegte damit, dass ich eine Arbeitserlaubnis habe. Ihr Gesicht entspannte sich und als sie zum Kopierer ging stellte sie lautstark fest, dass ich ja auch ein Visum für 2 Jahre habe. In diesem Moment schaute mich Professor Morimoto überrascht an und meinte nur: Du hast 2 Jahre? Es ist ja nicht so, als ob mein Betreuer so etwas wissen sollte, aber der Gesichtsausdruck mit seiner Frage im Verbund brachten mich echt zum Lachen.
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