Der Kundenservice

Es ist wieder einmal passiert: Ein PC von mir gab in Japan seinen Geist auf. Das ist mittlerweile der dritte PC, welcher einen Japanaufenthalt von mir nicht überlebt hat. Diesmal war ich dabei aber noch nicht einmal da. Ich hatte ihn in Sendai gelassen, als ich in Deutschland war und auf einmal wollte er nicht mehr anspringen. Nun gut, wenigstens die Festplatte funktioniert noch. Deshalb entschied ich, mir ein Gehäuse für diese zu besorgen, um sie weiter zu verwenden. So gingen wir heute in den Elektronikladen Labi und ich schnappte mir den ersten Verkäufer. Ein Gehäuse sollte es sein, mit einer Größe von 2,5 Zoll und am besten USB 3.0, das kann doch gar nicht so schwer sein. Dem Verkäufer war das aber nicht geheuer und so verschwand er mit meiner Festplatte im Gepäck zum Kundenservice, um sich die Größe bestätigen zu lassen. Kurze Zeit später kam er zurück und bestätigte, was eh schon alle wussten: Ich brauche ein 2,5-Zoll Gehäuse. Ganze zwei Gehäuse-Hersteller standen dafür zur Verfügung und ich entschied mich für das teurere. Die Gehäuse passen universal auf alle Festplatten, da brauche ich mir gar keine Sorgen machen, versicherte mir der Verkäufer noch.

Da ich dem Ganzen nicht ganz traute, ging es im Anschluss auf eine Treppe am Ausgang des Ladens, wo das Gehäuse gleich ausprobiert wurde. Und siehe da, das Gehäuse ist zu klein. Mehr noch, wenn man nicht vorsichtig ist, kann es durch die Größe sogar noch die Platine der Platte beschädigen. So geht es ja nun nicht und zurück ging es in den Laden. Am Servicecounter erwarteten uns schon drei Japaner. Zuerst zeigten wir das Problem dem Chef. Der traute seinen Augen natürlich nicht und hämmerte meine Festplatte erst einmal mit Gewalt ins Gehäuse. „Passt nicht“, war seine lapidare Antwort. DAS hätte ich ihm auch vorher sagen können, ohne dass er meine Platte in Gefahr bringt! Mit Mühe und Not gelang es ihm, die Platte wieder aus dem Gehäuse zu holen, wo sie zu zwei Dritteln festhing und überreichte sie dem Kundenservice. Mürrisch zog er ab, um mit dem Verkäufer ein ernstes Wort zu reden. Jetzt wird die Platte aber bestimmt umgetauscht, dachte ich mir. Der Techniker wartete, bis der Chef verschwunden war und versuchte es dann noch einmal selber. Er dachte bestimmt, dass der Chef inkompetent ist und der Ausländer aus einem Dritte-Welt-Land kommt, wo es so etwas modernes wie Festplattengehäuse nicht gibt. Diese Gedanken konnte man in seinem Gesicht lesen, als er mit Festplatte und Bedienungsanleitung noch einmal den gleichen Mist versuchte, nur um meine Festplatte wieder im Gehäuse festhängen zu haben. Mir wurde richtig schlecht und ich konnte mir das Trauerspiel nicht mehr anschauen. Zum Glück kam der Chef zurück und entschied, das Gehäuse zurückzunehmen. Ein neues wollte man mir aber auch nicht verkaufen, schließlich sind die Gehäuse alles Standardgrößen und das andere passt da bestimmt auch nicht….

Nun gut, wenn Japan mein Geld nicht haben möchte. Aber jetzt weiß ich wenigstens, dass man bei solchem Kundenservice wirklich nichts zur Reparatur bringen sollte. Ich bin froh, dass die Platte immer noch funktioniert, nachdem sie mit ihr fertig waren. Wenn ich nur vom jetzigen optischen Eindruck ausgehe, scheint nicht viel gefehlt zu haben und ich hätte das Gehäuse nicht mehr benötigt.

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