Bali, Tag eins

Puh, der Urlaub fängt ja gut an! Um 7 Uhr gab es Frühstück und dann ging es schon per Auto los zu unserem ersten Ziel des Tages. Für die Reise hatte sich unsere Gruppe einen ungarischen Reiseleiter besorgt, welcher in Bali lebt und Touristen das Land zeigt. In unserem Fall handelt es sich dabei um einen Kampfsportlehrer, welcher vor vier Jahren Ungarn in Richtung Bali verlassen hat. Und wie es den Anschein hat, hat er auch nicht mehr vor, in die Heimat zurückzukehren.

Die ersten zwei Ziele sind dabei kaum einer Erwähnung wert. Es handelte sich um Schmuck- und Kleidungsmanufakturen, wo bei einer Schauproduktion die Herstellung unter „humanen“ Bedingungen besichtigt werden kann. Ich persönlich wurde von diesen Bedingungen eher weniger überzeugt. Wenn so die Vorzeigebetriebe aussehen, dann will ich mir gar nicht vorstellen, wie es in den anderen Firmen läuft. So befand sich der Silberschmied in einem dreistöckigen Gebäude. In den oberen zwei Etagen befinden sich zwei Marmorsäle, inklusive 9 Klimaanlagen, in denen mit großer Show der Schmuck vorgezeigt wird. Im unteren Stock befindet sich dagegen die Manufaktur. In dieser sitzen 12 Männer mit stark veraltetem Werkzeug an alten Tischen und stellen den Schmuck her. Dabei herrschten schon um 9 Uhr tropische Temperaturen und die schnellsten Raucher hatten schon handgezählte 15 Zigaretten geraucht, die sie brauchten, um ihre zitternden Finger unter Kontrolle zu bringen. Das Werkzeug war zum Teil stark verrostet und über Arbeitsschutzmaßnahmen reden wir lieber gar nicht. Wenn ich sehe, wie oben groß geprotzt wurde und unten die Arbeiter arbeiten müssen, vergeht jedenfalls mir der Geschmack an derartigen Showtouren.

Bali_MopedZum Glück hatte unser Führer aber ein Einsehen und er fuhr uns zu einem großen Vulkan, auf dessen Spitze ein Tempel steht. Auf dem Weg dorthin fielen mir einige Dinge auf. Zum einen waren das die Schulkinder. Alle Kinder gehen mit Besen in die Schule. Wie uns erklärt wurde, gibt es hierzulande keine Schulpflicht und wenn man geht, dann lernt man dort Haushaltskunde und derartige Dinge. Ein breites Wissen ist für die Bewohner der Insel reinster Luxus, den sich die wenigsten leisten können. Leisten können sich dafür alle Motorräder und wie es aussieht, gibt es auch keinen echten Führerscheintest. Zumindest 80 Prozent der von uns beobachteten ca. 13- bis 14-jährigen Kinder, welche eine lokale Schule besuchten, fuhren mit dem eigenen Motorroller nach Hause und die Polizei interessierte es nicht. Kein Wunder, dass der Verkehr hierzulande so gefährlich ist. Weiterhin fielen mir die Ausländer auf. So ein Gehabe, mit denen die Bewohner der Insel verspottet werden, war wirklich grenzwertig. Natürlich sind die Verkäufer nervig, die an allen Ecken versuchen, ihren Kram an den Mann oder die Frau zu bringen, aber sie benötigen das zum Überleben. Muss man in solch einer Situation die Einheimischen noch offen verspotten? Die Wenigsten hier scheinen derartigen Sachen freiwillig nachzugehen. Mehr als einmal konnte man aber sehen, wie sich einige der Ausländer so verhielten, wie ich mir immer Kolonialherren vorgestellt habe.

Nach langer Fahrt fanden wir endlich den Bali_tempelTempel auf dem Berg, welcher aber nicht wirklich beeindruckend war. Hierzulande fehlt es an Geld, um die eigenen Tempel zu erhalten, besonders wenn der Verfall dank dem Wetter noch schneller geschieht. Wer also Tempel wie in Japan oder Thailand erwartet, kann sehr schnell enttäuscht werden. Mit diesem Tempel war es aber noch nicht geschehen Noch drei weitere fuhren wir an und genau 50 Prozent, die letzten Beiden, gefielen uns. Zwar waren auch diese in einem relativ schlechten Zustand, aufgrund der Eigenheiten des Tempels war dies in den Fällen aber zu verschmerzen. Zum einen handelte es sich um einen Reinigungstempel, wo die gläubigen Hinduisten in ein heiliges Wasser steigen, um vor dem Bösen beschützt zu werden. Zum anderen war es ein Tempel eines alten Königs, welcher Gräber in die Wand schlagen ließ und gleichzeitig den Tempel mit Reisfeldern umschließen ließ. Dieser Tempel sah dann auch dementsprechend beeindruckend aus.

Bali_TeeDas Highlight des Tages war aber ein Verkaufsort mit Besichtigung der Herstellung. Dieses Mal war es aber richtig gemacht. Es handelt sich um eine Kaffeefarm. In Bali gibt es einen speziellen Kaffee, welcher aus Kaffeebohnen gewonnen wird, die von einem katzenähnlichen Tier verdaut wurden und dann ausgeschieden. Dies hört sich schlimmer an als es ist, schließlich wird nicht das Äußere der Bohne getrunken. Durch das Verdauen Bali_Kaffeebekommen die Bohnen einen komplett anderen und einzigartigen Geschmack. Um nun diesen gewöhnungsbedürftigen Kaffee zu bewerben, wurde eine Parkanlage mit den verschiedensten Gewürzen angelegt, bei denen den Besuchern die Natur näher gebracht wird. Auf diesem Gelände wachsen auch die Bohnen, die während der Nacht dann von den Tieren gefressen werden und nach dem Entkernen und Mahlen dann zu Kaffee werden. Mein Liebling war aber eine vegetarische Fledermaus, welche ziemlich cool anzuschauen war. Bali_FledermausUm dann zu entscheiden, welches der vorhandenen Gewürze für das Trinken am besten ist, kann man als Besucher im Anschluss an die Führung noch 20 Tee- und Kaffeesorten probieren. Das war ein Angebot, das wir gerne annahmen, auch wenn ich mich bei dem Bali Kaffee weigerte, da es doch zu eklig wurde. Trotzdem war dies der beste Teil der Tour, dicht gefolgt von einem Affenpark. Dabei handelte es sich um eine Parkanlage, wo Affen frei herumlaufen Bali_Affenund auch schon mal auf Menschen, wie die komplett überrumpelte Orsolya, springen. Der Park war mir persönlich eigentlich zu überfüllt und die Affen zu abgerichtet auf Touristen. Es war aber lustig mehrere Affen zu sehen, wie sie sich um ihre Kinder kümmerten. Aber an meine Fledermaus kam es nicht heran. Mal schauen, was uns morgen erwartet.

Als erste Einschätzung bleibt zu sagen: Ich habe mir Bali luxuriöser vorgestellt. Die sogenannten Traumstrände kann ich bisher nicht bestätigen, obwohl unserer hier vor Ort nett ist. Aber die Armut hatte ich nicht so extrem erwartet, da die meisten nur Gutes über Bali erzählen. Trotz allem ist es aber mal was anderes und ich genieße auch die Abwechslung und den Aufenthalt hier.

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