Ich bin ja immer noch begeistert von der Erfahrung einer Tuk Tuk-Fahrt, aber meine Lunge erholt sich noch ganz langsam von dem Benzingestank der javanesischen Motorräder. Das mit dem Gestank ist übrigens wörtlich zu nehmen, denn die Rauchwolken einiger Autos und Motorräder lässt schon die berechtigte Frage aufkommen, was in den Tank der einzelnen Maschinen gefüllt wurde. Wenn man dann aber sieht, wie direkt an der Straße in durchsichtigen Gläsern Ampullen mit Benzin angeboten werden, ist es auch wiederum nicht so überraschend. Auf jeden Fall sollte die Fahrt heute etwas entspannter verlaufen, weshalb wir schweren Herzens auf ein Auto umsteigen mussten.
Das erste Ziel unserer Reise waren die örtlichen Vulkane. Nach einem 2 km Aufstieg hatte man die Möglichkeit, den Verlauf des letzten Ausbruchs zu sehen und in einem behelfsmäßigen Ausstellungsraum die Auswirkungen einer Aschewolke anhand von Alltagsgegenständen zu verfolgen. Auf dem Weg nach oben verloren wir aber unsere Gruppe. Um so überraschender war es, als eine Gruppe ortsansässiger Jugendlicher uns ohne ein Wort Englisch erklären wollte, dass unsere Begleiter nicht erscheinen werden, da es ihnen zu hoch wurde. Es dauerte mehrere Minuten ehe wir die eigentliche Nachricht verstanden. Wie sich herausstellte, hatte Orsolyas Familie an einer Kreuzung unsere Spur verloren. Da sie nicht sicher waren, in welche Richtung wir gegangen sind, zeigten sie den Jugendlichen ein Bild von dem auffälligsten Mitglied unserer Reisegruppe und fragten, ob sie uns gesehen hätten. So waren die Javanesen natürlich begeistert, als sie mich wirklich sahen. Das Überbringen der Nachricht nutzten sie gleich dazu, sich mit mir fotografieren zu lassen. Dies gab mir wiederum eine erste Vorschau auf den Rest des Tages. Zurück an der Basisstation und am Auto versorgen wir uns noch mit einigen Speisen von den örtlichen Ständen. Orsolyas Familie ist zwar wegen der Qualität in Sorge und traut nur Läden, welche sie kennen, Orsolya und ich haben damit weniger Probleme und so gab es ein Äquivalent von japanischen Oden – gekochtes Gemüse mit einer sehr intensiven Soße. Der Stand sah zwar nicht so vertrauenserweckend aus und die Plastetüte, in der uns das Essen überreicht wurde, erst recht nicht, im Endeffekt war es aber sehr schmackhaft. Im Allgemeinen kann ich jedem nur raten, die Sorgen auszublenden und die indigene Essenskultur zu genießen. Solange das Essen gekocht ist, ist man eh ziemlich sicher und ansonsten verpasst man hier einiges.
Weiter ging es zu einer Tempelanlage namens Prambanan. Prambanan ist die größte hinduistische Tempelanlage Indonesiens. Sie wurde im 9. Jahrhundert errichtet, aber schon kurze Zeit später wieder verlassen und durch Erdbeben stark beschädigt. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Steine der verfallenen Anlage von den Menschen überall auf Java für andere Bauten verwendet. Nachdem die Anlage im Zuge der Kolonialisierung im 19. Jahrhundert wieder entdeckt wurde, wurde sie wieder aufgebaut und gilt seit 1991 als UNESCO-Welterbe. Sie besteht aus verschiedenen Schreinen, welche ein sehr beeindruckendes Aussehen haben. Leider ist keine vollständige Rekonstruktion der Tempelanlage möglich, da die Betreiber nur die Gebäude wieder aufbauen, von denen noch ein Großteil der Originalsteine vorhanden ist. Deshalb kann man nur einige der Hauptanlagen besichtigen, von anderen Anlagen sind nur die Grundmauern mit vereinzelten Steinen an ihrer einstigen Stelle zu sehen. Trotz allem kann man sich vorstellen, wie beeindruckend die Anlage einmal ausgesehen haben muss und die zahlreichen Verzierungen an der Anlage sind eine Augenweide.
Leider dachten das mit der Augenweide auch die Javanesen. Alle paar Minuten wurde ich gebeten, doch ein Foto mit jemandem zu machen. Wenn ich dann auch nur kurz stand, kamen auch schon weitere Familien, um Fotos zu machen. Ich fühlte mich wie verfolgt. Wenn ich mich nicht verzählt habe, wurde ich alleine in dieser Tempelanlage so 43 Mal fotografiert. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie sehr mir das auf die Nerven ging. Um so dankbarer war ich deshalb, als unser nächster Weg uns zu einem sogenannten Unterirdischen Tempel brachte.
Dieser Tempel war zwar nicht so groß und beeindruckend, aber er war vor allem nicht so überfüllt. Auch von der gesamten Aufmachung fand ich ihn sehr gelungen. Es handelte sich nämlich um eine große Tempelanlage, die nach ihrer Errichtung verschüttet wurde und sich jetzt mehrere Meter unter der normalen Erdoberfläche befindet. Die Anlage wurde dabei eindeutig von Archäologen ausgegraben, welche nicht das Ziel hatten, Touristen anzulocken. Da ich ja auch einen Abschluss in Archäologie habe, fand ich es super spannend, den anderen die Zusammenhänge für die gewählte Art der Restaurierung zu erklären. Allgemein war es nach all den überfüllten Tempeln sowieso eine Abwechslung, ein wenig Platz zum Treten zu haben. Nach neuesten Nachrichten hat unser gestriger Tempel wohl an dem Tag 250.000 Tickets verkauft und wir mussten uns da durchdrängeln. Da bin ich für jede Abwechslung dankbar.
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