August 2014 Archiv

Die Rückkehr nach Bali und der Tag der geklauten Schuhe

Vier Tage bin ich jetzt auf Java und habe die Zeit so viel mehr genossen, als es jemals auf der Ferieninsel Bali der Fall war. Um so ärgerlicher war es für mich, dass ich heute wieder dorthin zurückkehren musste. Es galt um 4.00 Uhr aufzustehen, um dann um 7.30 Uhr mit dem Flieger wieder nach Bali zu fliegen, wo es um Mitternacht dann weiter nach Tokyo gehen sollte. So ganz ersichtlich wurde mir der Grund für die frühe Abreise aus dem Hotel nicht wirklich, war das Hotel doch nur etwas mehr als fünfzig Kilometer vom Flughafen entfernt. Aber unser Chauffeur war der festen Überzeugung, dass wir die Zeit brauchen würden. Es kam, wie es kommen musste und wir durften uns zwei Stunden auf dem Flughafen in Java vergnügen. Immerhin war das genug Zeit, um mich über die hygienischen Zustände in Java aufzuregen. Dass man in Java kein Toilettenpapier benutzt sondern Wasserschläuche, was regelmäßig zu einer riesigen Überflutung in den Toiletten führt, konnte ich ja noch so halbwegs ignorieren, solange ich sie nicht selber nutzten musste. Aber als ich mir dank eines Bodychecks eine Schnittwunde am Finger zuzog und niemand in dem Flughafen über ein normales Pflaster verfügte (unsere waren leider im aufgegebenen Gepäck), das überraschte mich ja doch schon ein wenig. Ich sollte doch solange das Blut aufsaugen, bis es aufhört zu bluten. Eine interessante medizinische Vorgehensweise, aber ich vermute und hoffe einfach mal, dass ich die falschen Mitarbeiter befragte.

Endlich konnte es dann aber nach Bali losgehen. Meine Laune litt allerdings ein wenig darunter, dass ein weiterer Tag unter der Knechtschaft des ungarischen Führers anstand. Musste das wirklich sein? Es war ein relativ ruhiger Flug, währenddessen mein Finger auch endlich aufhörte zu bluten. Der Reiseführer wartete schon am Flughafen auf uns. Das heutige Ziel sollte eine Tempelanlage auf Felsen im Ozean sein. Diese Anlage besteht aus drei Tempeln, welche zwar nicht direkt zu besichtigen sind, aber aufgrund ihrer Lage auf Felsen entlang der Küste einen sehr interessanten Eindruck hinterlassen. Leider schaffte es aber unser Reiseführer mal wieder, mir den Spaß an der Sache so richtig zu versalzen. Wir waren eine Gruppe von vier Leuten und von diesen hatte genau eine Person nichts von seinen Erklärungen, da er nur Ungarisch sprach und mich sowieso die meiste Zeit ignorierte. Dafür erwartete er, dass Orsolya für mich doch bitte seine Monologe übersetzt, was diese natürlich eher unwillig machte.
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Die Tempel waren wirklich schön anzusehen und aufgrund der Lichtverhältnisse wollte ich zuerst einige Fotos aus Richtung von dem östlicheren der drei Tempel machen, was mir lautstark untersagt wurde. Wir mussten zuerst nach Westen gehen, obwohl aus meiner Sicht die Bedingungen für Fotos dort nicht so anständig waren. Im Endeffekt brachten auch Beschwerden von Orsolya oder der Vorschlag, dass wir den anderen in zehn Minuten folgen würden nichts, wir mussten seinem Plan folgen. Zum Glück war ich nicht derjenige, der ihn bezahlte, sonst hätte ich ihm meine persönliche Meinung zu diesem Thema nur zu gerne mal genauer dargelegt!

Java_02_4Im Endeffekt lohnte sich der Besuch des Tempels aber auf alle Fälle und wir konnten sogar noch eine Kokosnuss trinken. Im Anschluss ging es dann weiter in ein Restaurant. Orsolyas Eltern hatten darum gebeten, für uns doch noch mal ein gutes indonesisches Restaurant zu finden. Unser Reiseführer brachte uns zu diesem Zweck in seine Heimatstadt und in sein Lieblingsrestaurant. Dieses wird zwar von einem Perser und einem Türken betrieben, welche auf der riesigen Karte neben unzähligen Sachen wie Kebab nur acht indonesische Rezepte vorzuweisen hatten, aber immerhin schmeckten die soweit. Aus meiner Sicht waren es aber leider die Standardrezepte, welche ich in diesem Urlaub schon viel zu oft zu verspeisen hatte. Ich glaube man merkt schon,Java_02_6 dass ich mit dem Herrn nicht wirklich zufrieden war und wie sich herausstellte, eigentlich auch keiner der anderen. Das lässt sich jetzt aber nicht mehr ändern und ein paar anständige Sachen hat er uns auf jeden Fall gezeigt. Ich weiß aber auch, dass ich auf Führungen dieser Art für die nächsten Jahre verzichten werde, soweit es möglich ist.

Im Anschluss ging der Tag für Orsolya und mich aber endlich richtig los. Ihre Eltern machten sich auf zum Flughafen und wir wurden ein paar Kilometer vor dem Strand rausgelassen, wo wir uns die nächsten fünf Stunden vergnügen sollten. Der Strand war alles, was wir uns vorgestellt hatten: weite Sanddünen und blaues Wasser. Wir erreichten ihn gerade zum Sonnenuntergang, was das Wasser in tolle Farben färbte. Leider bemerkten wir bei all der Freude, endlich nach acht Tagen einen echten Strand gefunden zu haben, nicht, dass wir beim Umziehen für wenige Minuten meine Sandalen unbeobachtet ließen. Als diese im Anschluss weg waren, dachten wir jeweils vom anderen, dass dieser die Schuhe schon eingepackt hatte. So genossen wir den Strand und schwammen ein wenig, auch wenn das Wasser nicht so tief war. Anschließend spazierten wir drei Kilometer den Strand entlang, ehe wir uns für einen abschließenden Cocktail in eine Strandbar zurückziehen wollten.
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In diesem Moment traf uns die Erkenntnis, dass die Schuhe von mir fehlten. In einer Rekordzeit sprintete ich zurück zu dem Ort, wo ich sie zuletzt gesehen hatte. Aber obwohl ich mir mehrere Lampen lieh, konnte ich sie nicht entdecken. Nachdem ich endlich aufgab und mich erinnerte, dass im Koffer im Auto immerhin Ersatzschuhe bereit standen und ich nicht barfuß fliegen muss, gab ich die Suche auf. Zusammen mit Orsolya ging es zurück in die Strandbar, in die wir zuvor schon hinein wollten. Die Mitarbeiter schauten zwar etwas verdutzt wegen meinen fehlenden Schuhen, aber sie ließen uns gewähren und das Getränk war wirklich gut. Ohne den Stress hätte das Getränk aber wohl noch besser geschmeckt. Im Anschluss wurden wir dann von unserem Fahrer abgeholt und zum Flughafen gebracht. Auf dem Weg berichtete er, dass diese Art von Diebstählen häufiger vorkommen. Ich erinnerte mich auch wieder daran, dass die Schuhe schon nach dem Umziehen weg waren. Der Sprint zurück war also von vornherein vergebene Liebesmühe. Jetzt kann ich nur hoffen, dass ich durch freundliche Unterstützung aus Deutschland wieder an Schuhe herankomme. Größe 46 gibt es in Japan dafür einfach zu selten.

Freddie Mercury steht nicht mehr
am Genfer See sondern jetzt am Indischen Ozean! 😉


Trotz dieses unglücklichen Ereignisses war die Tour entlang des Strandes aber der beste Teil unserer Reise durch Bali. Gleichviel Spaß hat mir eigentlich nur das Rafting gemacht. Java dagegen ist eine ganz andere Geschichte und wenn ich noch einmal nach Indonesien reisen sollte, würde es wohl eher irgendwo auf Java sein und die Inseln um Bali herum. Bali brauche ich nicht unbedingt. Aber ich gebe zu, wie die letzten Stunden zeigten, ist Bali der perfekte Ort für Leute, die Surfen, Schwimmen und Sonne tanken wollen. Man muss nur an die richtigen Orte fahren. Insgesamt hat der Urlaub aber viel Spaß gemacht, auch wenn ich wohl einiges anders organsiert hätte. Einmal in Leben sollte man aber Indonesien erlebt haben, da es doch etwas ganz anderes ist, als die Länder, die ich bisher bereist habe!

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Java 2.014

Heute ist der letzte Tag auf Java. In den letzten 7 Tagen habe ich viel gesehen: Wasserfälle, Tempel und Elefanten. Das Einzige, was wirklich fehlte, war der Kontakt zur lokalen Bevölkerung. Eines vorneweg, so richtig gelungen ist das heute wohl auch nicht, aber immerhin ging es heute zum ersten Mal in eine Stadt. Das Ziel der Reise war die von Einheimischen Yogya oder vollständig Yogyakarta genannte Stadt. Zu diesem Zweck hatten wir uns einen Fahrer besorgt, der eigentlich aber leider relativ sinnlos war. Zum einen erlebt man in einem Auto die Kultur sowieso nicht und zum anderen haben wir gerade Feiertage und die Stadt quoll über an Menschen. Das machte das Fahren fast unmöglich. Java_01_2So schafften wir es nur bis zum Sultanspalast. Eigentlich habe ich mir unter einem Sultanspalast aber etwas anderes vorgestellt. Die Anlage sah nicht schlecht aus, aber im Endeffekt war sie sehr schlicht und einfach gehalten. Für einen Sultan hätte ich mir es prunkvoller vorgestellt. Relativ schnell konnte es deshalb zum eigentlichen Ziel der Reise weitergehen, der Innenstadt. Zu diesem Zweck musste man einen längeren Weg zu Fuß zurücklegen. Da sich die anderen nicht wirklich einigen konnten, wie man laufen soll oder ob man doch lieber ein Tuk Tuk nehmen soll, übernahm ich die Führung und marschierte los. Ein Kilometer ist nun wirklich kein unüberwindliches Hindernis zu Fuß!

Java_01_7Während die anderen noch überlegten, was man überhaupt in der Stadt machen könnte, versuchten wir, eine Straße zu überqueren. In Ermangelung von Ampeln und Verkehrsregeln war das ein schweres Unterfangen. Mit der Hilfe eines Einheimischen gelang es dann aber doch. Dieser Einheimische stellte sich als Mitarbeiter der Touristeninformation heraus. Aufgrund der Feiertage hatte er frei, nahm sich unserer aber an. Auf dem Weg in die Stadt erklärte er uns Sicherheitsmaßnahmen, die wir einhalten sollten und auf was wir beim Shoppen achten sollten. Weiterhin gab er uns Tipps für Sehenswürdigkeiten und Essensspezialitäten. Da unsere weiblichen Begleiter Interesse an Kunst hatten, beschrieb er uns den Weg zu einer Kunstgalerie. Java_01_3Da die Innenstadt aber total überfüllt war, führte er uns im Endeffekt direkt dort hin. In dieser Galerie konnte man sehen, wie Künstler mit Wachs und bestimmten pflanzlichen Farben Wandbilder herstellen. Im Endeffekt dauerte der Besuch doch länger, als von mir gedacht, da meine Begleiter begeistert Shoppen gingen. Im Anschluss daran ging es durch die Innenstadt.

Yogyakarta ist eine verrückte Java_01_1Stadt. Es gibt gesonderte Wege für Tuk Tuks und Pferdekutschen und Verkehrsregeln spielen gar keine Rolle. Wenn man die Straße überqueren will, hebt man den Arm und hofft, dass jemand anhält und einen durchlässt. Besonders beeindruckend sah aber der kilometerlange Motorradparkplatz aus. Bei einer Mischung aus Shopping und Besichtigung hatten wir dann die Möglichkeit, das typische Essen der Gegend zu sehen. Bei den Lagerbedingungen im Zusammenhang mit den derzeitigen 35 Grad Java_01_4im Schatten würde unser Gesundheitsamt wohl Amok laufen. Wir ließen uns es trotzdem nicht nehmen, ein paar Sachen zu probieren. Orsolyas Eltern kommentierten das nur mit „Ihr werdet einen neuen Rekord im auf die Toilette rennen aufstellen“. Ohne Gefahr hat man aber keinen Spaß und so riskierten wir es trotzdem und es lohnte sich!

Nach einiger Zeit war dann meine Stunde gekommen. Da ich als Gast im gesamten Urlaub keinen einzigen Wunsch geäußert hatte, wollte man mir etwas Gutes tun. Orsolyas Familie hatte bei meiner Erklärung für Groundhopping genau zugehört und so ging es zur Überraschung einiger Ortsansässiger weiter zum Stadion vom PSIM Yogyakarta, dem örtlichen Zweitliga-Team. Java_01_5Leider wird das Stadion gerade umgebaut, es macht aber einen interessanten Eindruck. Es ist zwar alles etwas alt, wenn ich aber zwischen solchen Stadiongrößen des deutschen Fußballs wie zum Beispiel der „bluechip Arena“ und diesem Stadion wählen müsste, ich würde das nehmen. Einen Fanshop konnte ich leider nicht finden und die Einheimischen fragten mich nur, ob mir Deutschland als Champion nicht reicht.

Im Anschluss ging es für Orsolyas Familie zurück ins Hotel und wir erkundeten noch ein wenig die Stadt. Jetzt gab es nur zwei Probleme: Wie sollten wir ohne das Taxi zurückkehren und was essen wir? Das Essen war schnell entschieden und Orsolya bekam Guldog beim Straßenhändler. Das ist eine einheimische Spezialität aus Reis, Fleisch und Früchten. Es wird auf einem Bananenblatt serviert. Auf die gebratenen Vögel, noch mit Kopf, verzichtete sie dann aber doch dankend. Wir bleiben aber bei unserem Standpunkt: Wenn man schon vor Ort ist, muss man auch das lokale Essen probieren. Und die vielen Indonesier in den Läden belegen ja, dass es nicht so schlimm sein kann. Java_01_6Nun blieb nur die Frage der Rückkehr zum Hotel. Auf der Straße sprachen uns verschiedene zwielichtige Personen an, ob wir gefahren werden wollen. Da wir ungern auf halber Strecke ohne Geld aussteigen wollten, entschieden wir uns dagegen. Das erste anständige Angebot war wiederum in einer Kunstgalerie. Man wollte uns auf zwei Motorrädern nach Hause bringen. Die Idee hörte sich sehr verlockend an. Da wir aber den Fahrstil von Motorrädern hier kennen und Krankenhausaufenthalte nicht unbedingt zu meinen Urlaubserfahrungen zählen sollen, entschieden wir uns dann aber doch dagegen. Im Endeffekt fragten wir in einem Hotel an, welches Himmel und Hölle in Bewegung setzte, uns einen vertrauenserweckenden Fahrer zu besorgen. Im Endeffekt wurde es ein Hotelangestellter, der in seiner Freizeit das Extrageld gut gebrauchen konnte und uns mit perfektem Fahrstil und in Rekordzeit ins Hotel brachte. Das geschah gerade noch rechtzeitig, wie uns der besorgte Blick von Orsolyas Mutter zeigte, die schon am Eingang Ausschau hielt. So hatten wir es gut ins Hotel geschafft und konnten uns auf die Abreise morgen vorbereiten.

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Java, Tag 3 oder wie ich 43 Mal von Einheimischen fotografiert wurde

Ich bin ja immer noch begeistert von Java_31_2der Erfahrung einer Tuk Tuk-Fahrt, aber meine Lunge erholt sich noch ganz langsam von dem Benzingestank der javanesischen Motorräder. Das mit dem Gestank ist übrigens wörtlich zu nehmen, denn die Rauchwolken einiger Autos und Motorräder lässt schon die berechtigte Frage aufkommen, was in den Tank der einzelnen Maschinen gefüllt wurde. Wenn man dann aber sieht, wie direkt an der Straße in durchsichtigen Gläsern Ampullen mit Benzin angeboten werden, ist es auch wiederum nicht so überraschend. Auf jeden Fall sollte die Fahrt heute etwas entspannter verlaufen, weshalb wir schweren Herzens auf ein Auto umsteigen mussten.

Das erste Ziel unserer Reise waren die örtlichen Vulkane. Nach einem 2 km Aufstieg hatte man die Möglichkeit, den Verlauf des letzten Ausbruchs zu sehen und in einem behelfsmäßigen Ausstellungsraum die Auswirkungen einer Aschewolke anhand von Alltagsgegenständen zu verfolgen. Auf dem Weg nach oben verloren wir aber unsere Gruppe. Um so überraschender war es, als eine Gruppe ortsansässiger Jugendlicher uns ohne ein Wort Englisch erklären wollte, dass unsere Begleiter nicht erscheinen werden, da es ihnen zu hoch wurde. Es dauerte mehrere Minuten ehe wir die eigentliche Nachricht verstanden. Java_31_1Wie sich herausstellte, hatte Orsolyas Familie an einer Kreuzung unsere Spur verloren. Da sie nicht sicher waren, in welche Richtung wir gegangen sind, zeigten sie den Jugendlichen ein Bild von dem auffälligsten Mitglied unserer Reisegruppe und fragten, ob sie uns gesehen hätten. So waren die Javanesen natürlich begeistert, als sie mich wirklich sahen. Das Überbringen der Nachricht nutzten sie gleich dazu, sich mit mir fotografieren zu lassen. Dies gab mir wiederum eine erste Vorschau auf den Rest des Tages. Zurück an der Basisstation und am Auto versorgen wir uns noch mit einigen Speisen von den örtlichen Ständen. Orsolyas Familie ist zwar wegen der Qualität in Sorge und traut nur Läden, welche sie kennen, Orsolya und ich haben damit weniger Probleme und so gab es ein Äquivalent von japanischen Oden – gekochtes Gemüse mit einer sehr intensiven Soße. Java_31_4Der Stand sah zwar nicht so vertrauenserweckend aus und die Plastetüte, in der uns das Essen überreicht wurde, erst recht nicht, im Endeffekt war es aber sehr schmackhaft. Im Allgemeinen kann ich jedem nur raten, die Sorgen auszublenden und die indigene Essenskultur zu genießen. Solange das Essen gekocht ist, ist man eh ziemlich sicher und ansonsten verpasst man hier einiges.

Weiter ging es zu einer Tempelanlage namens Prambanan. Prambanan ist die größte hinduistische Tempelanlage Indonesiens. Sie wurde im 9. Jahrhundert errichtet, aber schon kurze Zeit später wieder verlassen und durch Erdbeben stark beschädigt. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Steine der verfallenen Anlage von den Menschen überall auf Java für andere Bauten verwendet. Nachdem die Anlage im Zuge der Kolonialisierung im 19. Jahrhundert wieder entdeckt wurde, wurde sie wieder aufgebaut und gilt seit 1991 als UNESCO-Welterbe. Java_31_5Sie besteht aus verschiedenen Schreinen, welche ein sehr beeindruckendes Aussehen haben. Leider ist keine vollständige Rekonstruktion der Tempelanlage möglich, da die Betreiber nur die Gebäude wieder aufbauen, von denen noch ein Großteil der Originalsteine vorhanden ist. Deshalb kann man nur einige der Hauptanlagen besichtigen, von anderen Anlagen sind nur die Grundmauern mit vereinzelten Steinen an ihrer einstigen Stelle zu sehen. Trotz allem kann man sich vorstellen, wie beeindruckend die Anlage einmal ausgesehen haben muss und die zahlreichen Verzierungen an der Anlage sind eine Augenweide.

Leider dachten das mit der Augenweide auch die Javanesen. Alle paar Minuten wurde ich gebeten, doch ein Foto mit jemandem zu machen. Wenn ich dann auch nur kurz stand, kamen auch schon weitere Familien, um Fotos zu machen. Ich fühlte mich wie verfolgt. Wenn ich mich nicht verzählt habe, wurde ich alleine in dieser Tempelanlage so 43 Mal fotografiert. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie sehr mir das auf die Nerven ging. Um so dankbarer war ich deshalb, als unser nächster Weg uns zu einem sogenannten Unterirdischen Tempel brachte.

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Dieser Tempel war zwar nicht so groß und beeindruckend, aber er war vor allem nicht so überfüllt. Auch von der gesamten Aufmachung fand ich ihn sehr gelungen. Es handelte sich nämlich um eine große Tempelanlage, die nach ihrer Errichtung verschüttet wurde und sich jetzt mehrere Meter unter der normalen Erdoberfläche befindet. Die Anlage wurde dabei eindeutig von Archäologen ausgegraben, welche nicht das Ziel hatten, Touristen anzulocken. Da ich ja auch einen Abschluss in Archäologie habe, fand ich es super spannend, den anderen die Zusammenhänge für die gewählte Art der Restaurierung zu erklären. Allgemein war es nach all den überfüllten Tempeln sowieso eine Abwechslung, ein wenig Platz zum Treten zu haben. Nach neuesten Nachrichten hat unser gestriger Tempel wohl an dem Tag 250.000 Tickets verkauft und wir mussten uns da durchdrängeln. Da bin ich für jede Abwechslung dankbar.

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