Juli 2014 Archiv

Der Besuch im Krankenhaus

Vor einigen Tagen musste ich wegen unsäglichen Zahnschmerzen in die Notfallaufnahme des Krankenhauses. Im Endeffekt konnte sich die Schmerzen aber niemand erklären und sie gingen dann auch von alleine wieder weg. Deshalb hatte ich für die nächste Zeit eigentlich erst einmal genug von Krankenhäusern. Der plötzliche Anruf von meiner alten Konversationspartnerin Mayumi ließ meine Entscheidung aber kurzfristig wanken. Die Arme wurde für mehrere Monate ins Krankenhaus eingewiesen, da es Komplikationen bei der Geburt ihrer Zwillinge geben könnte. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen und sofort machte ich mich zusammen mit Orsolya auf den Weg in das drei Orte entfernt liegende Kinderkrankenhaus von Miyagi, in dem sie sich langweilen musste.

Dieses Krankenhaus war so anders als alles, was ich bis dato von Krankenhäusern erwartet habe. So schafften wir es zum Beispiel in mehreren Stunden Aufenthalt in einem Kinderkrankenhaus, in dem wir auch in der Lobby Zeit verbrachten, genau ein Kind zu sehen. Noch viel überraschender waren aber die Zugangsvoraussetzungen. Einfach mal kurz einen Überraschungsbesuch im Krankenhaus ableisten? Nein, so etwas wäre ja verrückt! Am Eingang des Krankenhauses wurden wir abgefangen und mussten alle möglichen Formulare ausfüllen, damit wir Zugang bekommen. Dann erhielten wir einen Besucherausweis, mit dem wir uns aber praktisch nirgends bewegen konnten, ohne dass Mayumi dabei war. Alle Türen zum Besucherzentrum öffneten sich nur unter der Voraussetzung, dass Mayumi ihre Krankennummer nannte. Wir fühlten uns wie in einem Gefängnis. Wie das laufen soll, wenn Mayumi später ans Bett gefesselt ist, will ich mir gar nicht vorstellen.

Im Großen und Ganzen geht es Mayumi zu unserer Freude aber gut. Das Gespräch mit ihr ergab aber interessante Einblicke in die Psysche der Japaner. Während andere werdende Eltern sich wohl erst einmal Gedanken über den Namen der Kinder, das Kinderzimmer und eventuell auch schon über die Betreuung der Kleinen in der Zukunft machen, wird hier in Japan schon gerechnet, wie man das Geld für das Studium der Kinder zusammenbekommt und ob man ihnen ein Auslandssemester ermöglichen kann. Der Punkt, dass sich die Kinder eventuell ganz anders entwickeln und gar kein Interesse für die Uni haben könnten, kommt gar nicht in Betracht. Im Prinzip hat Mayumi genauso wie viele andere japanische Eltern die ich kenne, schon den Lebensplan der noch nicht mal geborenen Zwillinge im Kopf. Ich bin auf jeden Fall schon gespannt, was im Endeffekt dabei herauskommt und habe versprochen, dass ich dann dabei helfe, die Kinder mit ins Fußballstadion zu nehmen. Als cooler Onkel sollte ich mich ganz gut machen. Trotz der Prozedur am Eingang, werden wir Mayumi von jetzt an auf jeden Fall regelmäßig besuchen, damit sie sich nicht zu sehr langweilt.

Ach und wenn ich gerade bei Krankenbesuchen bin: Auf diesem Weg auch noch einmal gute Besserung und eine schnelle Genesung an meine Großmutter in Deutschland, die im Moment auch ans Bett gefesselt ist!

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Das Problem mit der Waschmaschine

Es gibt Dinge, für die ich ein besonderes Talent habe. Eines dieser Talente ist eher unfreiwillig und hat mit dem Defekt von Gebrauchsgegenständen zu tun, welche ich eigentlich nur ungern ersetzen will. So warte ich jetzt schon seit Wochen auf die Rückkehr meines geliebten fahrbaren Untersatzes und verliere viel Zeit durch das unsägliche Laufen – oder schlimmer noch, ich verschwende Geld für den Bus. Aber auch ein anderer Gegenstand wollte auf einmal nicht mehr so, wie ich will. Meine Waschmaschine hat nach 4 Jahren Waschen von westlicher Kleidung den Geist aufgegeben. Wobei, von Geistaufgeben kann nicht die Rede sein. Eher funktioniert sie wunderbar, verursacht beim Betrieb aber eine Geräuschkulisse, welche jeden Bewohner des Hauses senkrecht im Bett stehen lässt. Nach langem hin und her gab es keine andere Lösung, als endlich für Ersatz zu sorgen.

Dieser Ersatz steht mittlerweile in meiner Wohnung und wurde relativ günstig in einem Gebrauchtladen gekauft. Nun stehe ich aber vor einem Dilemma: Neben der neuen Waschmaschine steht auch noch die alte Maschine noch da. Die Wohnung mag noch so groß sein, für zwei Waschmaschinen habe ich trotzdem eigentlich nicht die Kapazitäten. Schon in der ersten Woche nach dem Kauf meldete ich mich von daher bei der Stadt, um die Abholung von Sperrmüll zu beantragen. Wie sich herausstellte, war dies ein sinnloses Unterfangen. Waschmaschinen sind vom Sperrmüll ausgeschlossen und das Geschäft, welches meine neue Maschine geliefert hat, sollte auch die alte Waschmaschine mitnehmen. Wie es aber so häufig ist, wenn man billig kauft, kauft man doppelt und das Geschäft meinte, dass diese Regel nur für neu gekaufte Maschinen gelten würde. Was macht man also? Eine einfache Läsung war nicht in Sicht. Die Gebrauchtläden, welche ich fragte, wollten die Maschine nicht, da sie ja zu alt sei. Die Müllabfuhr wollte sie nicht, weil sie ja nicht von ihnen abgeholt werden darf. Ich wurde so verzweifelt, dass ich sie schon einem Nachbarhaus vor die Tür stellen wollte, damit die sich mit dem Problem rumschlagen können.

Mittlerweile nimmt die Maschine schon einen Monat Platz weg, den ich weitaus besser nutzen könnte und ich sitze in der Falle. Wie immer habe ich es geschafft, einen solchen ungewöhnlichen Fall zu provozieren, dass niemand so wirklich wusste, wie man mir helfen kann. Im Endeffekt kam die Lösung durch meine Touren an den Stadtrand. Am anderen Ende der Stadt konnte ich einen Laden überzeugen, die Maschine eventuell zu kaufen. Die Angestellten wollen in zwei Wochen vorbeikommen und sich die Waschmaschine anschauen. Da sie die Maschine ungetestet mitnehmen wollen hoffe ich, dass sie diese im Notfall auch umsonst behalten, weil die Tankkosten für das Zurückbringen teurer wären. Trotz der hoffentlich erfolgreichen Lösung stehe ich aber schon vor dem nächsten Problem. Was mache ich mit all den Sachen, wenn ich zurückkehre? Über das Problem hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht! Aber Ausstattung für die Wohnung sollte ich mir auf jeden Fall nicht mehr kaufen, ehe ich eine Lösung gefunden habe.

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