Im Fischmarkt

fisch2Es gibt einige Sachen, welche ich in Tokyo schon gesehen habe, der sagenumwobene Fischmarkt gehörte bisher nicht dazu. Es muss auf jeden Fall ein großes Schauspiel sein: Jeden Morgen um 5.00 Uhr treffen sich die örtlichen Restaurantchefs auf dem Markt, um die besten Thunfische frisch für ihr Restaurant zu kaufen. Dabei werden unvorstellbare Höchstpreise erreicht. Eine begrenzte Anzahl an Besuchern hat die Möglichkeit, diese Auktion zu verfolgen. Ich selber habe schon mehrere Anläufe genommen, um die Auktion mitzuerleben. Aber jedes Mal, wenn ich im dazugehörigen Stadtteil im Hotel war, konnte ich meinen Mitstreiter Dennis nicht davon überzeugen, rechtzeitig beim Markt aufzuschlagen, da dieser doch den Schlaf bevorzugt. Allgemein empfehle ich jedem, der den Fischmarkt besuchen will, sich ein Hotel in der Umgebung des Marktes zu suchen, da zur Öffnung des Marktes in Tokyo noch keine U-Bahn fährt und man auf Taxis angewiesen wäre, um den Markt zu erreichen. Wenn man dann keinen der begehrten Plätze im Markt bekommt, dann ärgert man sich natürlich nach der teuren Taxifahrt doppelt.

Orsolyas Vater und seine Frau wollten auf jeden Fall den Markt sehen und diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen. Da der Fischmarkt um 3.30 Uhr aufmacht und um 7.00 Uhr schon alles vorbei ist, sollte sich so ein Besuch auch nicht negativ auf meine Forschungen auswirken. Also sagte ich zu und stand um 3.30 Uhr am Treffpunkt bereit, um zum Markt zu laufen. Gut, wirklich schwergefallen ist mir das nicht, es war nicht so, als ob ich vorher geschlafen hätte! Nein, der FCM spielte in dieser Nacht und so entschied ich, gleich wach zu bleiben, da ich eh nicht hätte schlafen können. Mit Glücksbringer aus Hachinohe bewaffnet verfolgte ich so das Hinspiel des FCM gegen Offenbach und ließ das ganze Gebiet erwachen, als endlich das erlösende 1:0 fiel. Während ich also wartete und immer noch den Ticker verfolgte, geschah genau wie erwartet – nichts. Die eigentlichen Verursacher des frühen Aufstehens schafften es selber nicht rechtzeitig aus dem Bett und ehe sie überhaupt da waren, war das Spiel auch schon zu Ende und alle meine Müdigkeit komplett verschwunden. Um 3.50 Uhr erschienen sie endlich, Unpünktlichkeit muss eine ungarische Spezialität sein, und wir konnten uns auf den 20 Minuten langen Fußmarsch machen. Dank unserer Ortskenntnisse schafften wir es relativ zügig zum Markt, aber es kam, wie es kommen musste: Als wir kurz nach 4.00 Uhr am Markt eintrafen, war natürlich alles schon ausgebucht. 60 Plätze sind wohl zu vergeben und nur wer es vor 4.00 Uhr zum Markt schafft, hat auch eine realistische Chance, dem Spektakel beizuwohnen.

fisch1Gut, manchmal hat man halt Pech und dementsprechend blieb uns nichts anderes übrig, als den Rest des Marktes zu erkunden. Es gibt dort nur kleinere Orte, die man sich ansehen darf. Zum einen wäre da der Restaurantbereich, in welchem man den örtlichen Fisch direkt probieren kann und zum anderen gibt es eine Einkaufshalle. Diese riesige Halle ist eigentlich für Großhändler bestimmt, unter Umständen darf man aber auch hinein, wenn man etwas kauft. Dies gaben wir auch vor und schauten uns um. Es gab eine derartig große Auswahl, dass es bei weitem nicht immer klar war, auf was für Fisch man gerade schaute. Leider war der Besuch nur von kurzer Dauer. Orsolya und mir in unserem Outfit wurde der Einkaufsplan auch abgenommen. Aber es war leider der Vater, welcher im besten Touristenoutfit mit kurzer Hose und Schlappen herausstach und eine Wache auf den Plan rief, die ihn aufforderte, doch bitte die Halle zu verlassen. Egal, so gab es halt um 6.00 Uhr auf dem Markt Fisch zum Frühstück und der Tag konnte trotzdem noch gut anfangen. Etwas enttäuscht war ich dann nur einige Tage später. Für zwei Tage hieß es beim Abendbrot immer, dass man ja unbedingt den Fischmarkt noch einmal sehen möchte. Da die Frauen streikten, bot ich mich als Partner für den Fischmarktbesuch an, aber im Endeffekt verschlief Orsolyas Vater und ich war umsonst wach geblieben. Aber gut, so habe ich wenigstens beim nächsten Japanbesuch noch eine Sehenswürdigkeit in Tokyo auf der Liste!

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