Tokyo und die Forschung

Auch wenn es in meinen Berichten nicht so aussehen mag, ich befinde mich dieses Mal im Rahmen einer Forschungsreise in Japan. Natürlich heißt das nicht, dass ich 24 Stunden am Tag im Büro eingesperrt bin, aber meine Berichte umfassen aus gutem Grund zumeist die Wochenenden, wo ich ein wenig Zeit für andere Sachen finde. Eigentlich verbringe ich die meiste Zeit in der Uni, wo ich momentan eine neue Quelle gefunden habe, welche ich übersetze. Ich kann nur sagen, dass Japanisch von vor zweihundert Jahren schon nervig ist, aber eines, das dazu noch zu bestimmten Spezialthemen verwendet wurde, ist wirklich bescheiden!

Aber im Endeffekt sollte diese Reise nicht nur Sendai beinhalten, sondern die OAG in Tokyo und die Todai erwarteten ebenfalls meine Aufwartung. Besonders an der Todai gab es einiges, was ich an Material zusammensuchen wollte. Aus diesem Grund ging es für eine Forschungsreise nach Tokyo. Orsolya begab sich gleichzeitig auch nach Tokyo, um ihren Vater in Empfang zu nehmen, weshalb das Wohnen etwas preiswerter wurde. Trotz allem war die Tour aber keine Vergnügungsreise und zuerst ging es deshalb für mich zur Todai. Dort angekommen begeisterten mich einmal mehr die japanischen Fremdsprachenkenntnisse:

Ich bestellte ein Buch, welches ich schon vor zwei Monaten bestellt hatte und auf einmal erhielt ich den zweiten Teil dieses Werkes, den ich bisher nicht kannte, gleich noch dazu. Wie sich herausstellte, hatte die Bibliothek ein Problem mit dem Autor. Ludwig Rieß hat einen Namen, welchen Japaner so nicht schreiben können. Normalerweise wird er deshalb als Ludwig Riess geschrieben. In diesem speziellen Fall wurde seine Unterrichtsmitschrift im ersten Buch unter diesem Namen abgelegt, der zweite Teil aber unter Ludwieg Liess, da dem japanischem Alphabet der Unterschied zwischen L und R nicht bekannt ist und die Umschrift deshalb immer einem Glücksspiel gleicht. Wie es nun kommt, dass zwei eindeutig zusammengehörende Bücher zwei verschiedene Autorenschreibweisen haben, lässt sich nicht feststellen, aber immerhin stellte die Bibliothek diesmal die Zusammengehörigkeit fest und überließ mir nun beide Werke. Zwar durfte ich keine Kopien des Werkes anfertigen, aber immerhin nutzte ich die Zeit, um das Buch in der Bibliothek ausgiebig zu bearbeiten und in unbemerkten Momenten Fotos der der Unterrichtsmitschrift anzufertigen. Dadurch kann ich jetzt im Endeffekt das Werk auch in Deutschland betrachten. Die Frage ist aber, wie man bitte anständig forschen soll, wenn man noch nicht einmal bei der eindeutigen Bestellung eines Werkes genau dieses auch bekommt!

In Sendai ist mir dazu das Gleiche geschehen: Über ein Jahr suche ich alles Material zusammen, was wir über Deutsche in Japan zur Verfügung haben und jetzt, am Ende meiner Reise, entdeckt man auf einmal noch ein weiteres Werk, welches ich gut gebrauchen kann. Ich muss es jetzt in Eile übersetzen, wofür ich vorher viel mehr Zeit für gehabt hätte. Die späte Entdeckung lag aber einmal mehr nicht an mir, sondern man schaffte es nicht, den Autor unter seinem Namen abzulegen, sondern man verwechselte Vor- und Nachname. Obwohl ich beide Versionen versuchte und selbst einen Nachforschungsauftrag abgab, schaffte man es erst jetzt, das Werk zu entdecken.

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