Das Meer ruft

2015 05 17 Hachinohe3Hachinohe, was gibt es da eigentlich? Das ist eine sehr berechtigte Frage. Der normale Deutsche hat noch nicht unbedingt von diesem Ort gehört und während meiner 2 Reisen in diesem Ort habe ich bisher genau einen Ausländer getroffen. Eigentlich ist das verwunderlich, denn die Küste von Hachinohe ist doch als eine der schönsten Japans einzuordnen. Da das Wetter in Hachinohe dem regnerischen Wetter in Sendai um Längen überlegen war, ging es aus diesem Grund genau dort hin. Nur ein paar Kilometer sind zur Küste zurückzulegen. Wo soll es da schon groß Probleme geben? Tja, interessanterweise ist Orsolya kein Dennis und beschwerte sich über unseren kleinen Spaziergang. Nichtsdestotrotz fanden wir den Weg und landeten beim Möwentempel.

Der Möwentempel ist ein Ort, den man einfach erlebt haben muss, um es zu glauben. Errichtet wurde er auf einem Felsen im Meer. Er ist ganz den Seemöwen gewidmet und diese haben das Angebot dankend angenommen. Schon von Weitem sieht man die schwarzen Wolken und schon hundert Meter vor dem Ziel wird man vom lautem Gekrächze der Möwen begrüßt. Der Tempel selber ist auf jeden Fall einen Besuch wert, da man aufgrund seiner Lage auf einem Felsen einen schönen Ausblick auf das Meer hat. Sein Gimmick ist aber gleichzeitig das größte Problem. Egal, wo man hintritt, überall besteht die Gefahr, auf eine Möwe zu treten und damit vielleicht eine Attacke zu riskieren, welche wohl Hitchcock zu

   2015 05 17 Hachinohe4        2015 05 17 Hachinohe6        2015 05 17 Hachinohe5       2015 05 17 Hachinohe9seinem Klassiker „Die Vögel“ inspiriert haben könnte. Und wirklich, sie sitzen überall: zwischen den Treppenstufen zum Brüten, auf der Treppe, im Tempel und auf Statuen. Zu den unzähligen Möwen auf dem Boden kommt dann noch einmal die gleiche Menge in der Luft, den Wind zum Gleiten nutzend. Wie ein Wunder war es aber unser glücklicher Tag. Zum einen erwarb ich einen Glücksbringer zum Fußballerfolg, der erste, der mir in Japan so direkt über den Weg gelaufen ist und zum anderen schafften wir es in trockenen Sachen wieder heraus. Das ist keine selbstverständliche Sache, wie uns später Einheimische berichteten. Demnach sind drei bis vier Treffer in Form von Vogelkot normal. Wir hatten also wirklich Glück.

 

Im Anschluss an den Tempel ruhten wir uns erst einmal am örtlichen Strand aus. Obwohl ich hier vor fünf Jahren schon mal gebadet habe, reichte es bei sommerlichen zwanzig Grad dann diesmal nur für die Füße, da das Meerwasser doch noch recht kühl war. Zu meiner Freude trafen wir aber einen alten Bekannten. Es war ein japanischer Rentner, welcher wohl täglich an die Strände von Hachinohe fährt und dort ein Tanzprogramm zur Fitness absolviert. Vor fünf Jahren trafen wir ihn schon an 2 verschiedenen Stränden und er ist immer noch fit genug dafür. Fit genug sind aber auch wir und so ging es die 20 Kilometer bis zum nächsten Strand entlang des Meeres zuerst per Fuß weiter. Eigentlich war geplant, bei Ermüdungserscheinungen mit dem Bus weiterzufahren, nur leider verpassten wir diesen, so dass ich 10 Kilometer vor dem Ziel einer meuternden Ungarin gegenüberstand. So etwas wäre mir mit Dennis nie passiert…..!

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Ein Brite (übrigens der einzige Ausländer, welchen ich bisher in Hachinohe gesehen habe) fuhr gerade in diesem Moment mit dem Auto an uns vorbei. Erhielt an und fragte, ob er uns mitnehmen kann. So schafften wir es doch noch relativ entspannt zum Strand, welcher schon für eine Vielzahl von japanischen TV-Serien für Filmaufnahmen herhalten musste. Dort probierten wir gleich noch einmal das Wasser, es wurde aber irgendwie nicht wärmer. So spazierten wir noch 1 1/2 Stunden auf einem Weg am Meer entlang, welcher uns von dem Briten empfohlen wurde. Das war eine wirklich schöne Strecke, welche neben dem Strand auch noch einige schöne Kliffe zu bieten hatte. Nach ca. 25 km Laufstrecke erreichten wir dann doch den Zug, um zurück nach Hachinohe zu fahren.

2015 05 17 Hachinohe7In Hachinohe fanden wir dann wieder ein tolles Lokal mit Platz für sechs Leute. Zuerst erschien es uns, als ob wir falsch gewählt hätten. Das Essen war zwar genial, aber der Besitzer erschien uns sehr verschlossen und grimmig. Nachdem wir aber mit einem Paar aus Hachinohe ins Gespräch kamen, weichte auch unser Koch auf. Er berichtete, wie er auch kurz in Hamburg als Koch ausgebildet wurde und wie das Leben mit einem solchen Minirestaurant funktioniert. Das Paar dagegen kommt noch diesen Monat als Teil einer Bigband zu einem Jazzfestival nach Sendai, wo wir uns eventuell noch einmal treffen 2015 05 17 Hachinohe8wollen. Dazu tauschten wir unsere Telefonnummern und E-Mail-Adressen austauschten. Die Menschen in Hachinohe sind auf jedem Fall ziemlich freundlich und ich werde dieses japanische Kleinod schon irgendwie vermissen. Wobei, alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei! Das Problem dürfte dabei wohl nur Orsolya sein, der es zwar auch sehr gefallen hat, die mir aber aus unerfindlichen Gründen nicht mehr glaubt, wenn ich von kurzen Spaziergängen spreche. Am nächsten Morgen ging es dann zurück nach Sendai, wo noch genug Forschungen auf mich warten. Der kleine Abstecher hat mir aber sehr gut getan, um die Batterien wieder aufzuladen und ich bereue ihn wahrlich nicht.

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