Japan und die Mode

Wer sich mit Japan schon einmal näher beschäftigt hat, dem wird eine Sache besonders aufgefallen sein: die Unterschiede in der japanischen Mode. Wir sprechen von einem Land, welches von Uniformen dominiert wird. Egal, welcher Arbeitsbereich es ist, überall wird eine Uniform getragen. Das gilt sowohl für die Schüler als auch für die Putzfrau oder die normalen Angestellten in einem Büro. Bestes Beispiel dafür ist das Rathaus. Findet man hier in Deutschland eine breit gefächerte Auswahl an Kleidungsstücken vor, so sind in Sendai im Kundenkontakt Uniformen vorgeschrieben, welche mit denen von Bahnangestellten zu vergleichen sind. Sollte es wider Erwarten dann doch einmal nicht vorgeschrieben sein, so kann man sich über das weiße Hemd mit schwarzem Sakko eigentlich von vornherein als Kleidungsstück der Wahl bei einem Mann sicher sein.

Eine derartige Uniformität spiegelt sich natürlich auch im allgemeinen Leben wider. Extravagantes oder gar gefärbtes Haar ist nicht vorgesehen, Schulen und viele Arbeitgeber gehen sogar so weit, das schwarze Haar vorzuschreiben. Der Ausbruch aus dieser Einengung erfolgt nun am Wochenende. Während die meisten Japaner trotzdem ihre Uniformen auftragen, so sieht ein Teil der Japaner sich genötigt, aus den Grenzen auszubrechen. An der Kleidung sieht man das besonders schön. Grelle Farben, wie Pink, sind sogar bei Männern beliebt und auch zumindest zweifelhafte Schnitte der Kleidung sind vielerorts anzutreffen. Bestes Beispiel dafür sind auch die Schuhe, wie ich sie ja schon öfter im Bilderblog verlinkt habe. Alles was süß und extrem ist, kommt bei den Frauen besonders gut an, während Männer versuchen, sich besonders lässig zu geben. Wie sehr sich diese Mode lohnt, zeigen auch die Kaufhäuser. In Europa sind Punkmode und Subkulturenkleidung nur in bestimmten Läden zu finden und zumeist abseits der Mainstreamläden. Hierzulande dagegen hat das führende Kaufhaus eine eigene Etage für Gothik- und Lolitakleidung. Kleinmädchenkleider mit „Alice im Wunderland“-Bedruckung findet man hier ebenso, wie ein mit einer Katze bedruckter Pullover, welcher am Saum eine Kette befestigt hat, die zu einem Halsband führt, das entweder als eben jenes verwendet werden kann, oder als Hundeleine – ganz im Motto des Pullovers also. Nun sollte man meinen, derartige Kleidung würde aber sehr selten verkauft werden, aber dem ist nicht so. Eine Mitstudentin kam letztens in einem schwarzen Gothiklolitakleid in die Uni, inklusive angebrachtem Schwanz und niemand sagte auch nur ein Wort zu der Bekleidung, nicht einmal hinter ihrem Rücken. Man muss den Leuten abseits der Arbeit halt ihre Freiheiten lassen, solange sie zur Arbeit (wie diese Studentin dann einen Tag später auch wieder) mit einem Anzug erscheinen.

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Ein weiteres Mittel neben der Mode sind die Haare. Ich gebe es zu, als jemand, der relativ lange Haare hatte, fragte ich mich schon mehr als einmal, wie es die Japaner schaffen, abends ihre Frisuren zu gestalten, welche selbst Comicfiguren vor Neid erblassen lassen würden. Vor ein paar Wochen kam ich dann darauf: Während in Europa Haarverlängerungen gemacht werden, würde dies hier den Verpflichtungen auf der Arbeit entgegenstehen. Aus diesem Grund kauft man hierzulande Perücken. Hierbei handelt es sich nicht einmal um Subkulturen. Wenn man mit offenen Augen durch Japan geht, so kann man bei einer Vielzahl von Leuten das Nachhelfen leicht erkennen. Die Kunden sind dabei sehr verschieden. Ob Paare, Rentner oder die Geschäftsfrau im Anzug, wenn man nur einmal fünf Minuten vor einem der vielen Perückenstände verbringt sieht man alle Personengruppen, welche sich auf diese Weise zumeist offensichtlich die Friseurbesuche ersparen. Aber auch abseits der Perücken gibt es viele Hilfsmittel für eine andere Frisur. Ob Einhängehaar, falsche Pferdeschwänze oder Kreide zum tageweisen Färben der Haare, hierzulande wird alles angeboten.

Dem geneigtem Leser, welcher also einmal Interesse an Japan hat und hierzulande dann die Möglichkeit eines Flirts erhält, kann ich nur raten genau hinzuschauen, wenn er sich auf jemanden einlässt. Ansonsten kann es passieren, dass man nach dem Date seinen Partner auf einmal nicht mehr wiedererkennt und eine böse Überraschung erlebt. Dies Phänomen ist dabei so verbreitet, dass selbst das japanische Fernsehen diese Handlungen als festen Bestandteil in sein Programm aufgenommen hat. Immer wieder kommt es in Fernsehserien vor, dass eine Frau versucht, ihr wirkliches Ich vor ihrem Ehemann bis nach der Ehe zu verheimlichen. Nicht nur Ausländer sind also von der Problematik betroffen.

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1 Kommentar

    • Jagno, Brigitte auf März 7, 2015 bei 10:10 am
    • Antworten

    Hallo Reik, danke für den Modeartikel. Die Uniformität ist nicht schlecht. Stellt sich nie die
    Frage – was ziehe ich an ! Hauptsache – wir erkennen dich wieder ! Liebe Grüße Oma Brigitte

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