Januar 2015 Archiv

Dontosai

2015 01 14_02 DontosaiAlles hat seine Vor- und Nachteile. Auf den ersten Blick ist meine Wohnung ideal gelegen. Einmal über die Straße und ich bin in einem Supermarkt, eine Minute die Straße runter sind der andere Supermarkt und die Bank und in der entgegengesetzten Richtung in der gleichen Entfernung findet sich zudem noch ein Gemüseladen. Nur manchmal hat die Lage auch starke Nachteile, wie heute zum Beispiel. Wir feiern Dontosai, das öffentliche Verbrennen der alten Glücksbringer und die Darbietung von Opfern an die Götter, um ein erfolgreiches Jahr zu haben. Besonders der Verbrennteil hat es mir angetan. Ein Glücksbringer kann locker einmal zwischen fünf und einhundert Euro kosten. Nach einem Jahr soll sich die Wirkung der Glücksbringer ins Gegenteil umkehren, weshalb sie öffentlich verbrannt werden. Viele Japaner folgen diesem Aufruf. Alleine heute habe ich in wenigen Minuten gesehen, wie mehrere zehntausend Euro in Rauch aufgingen. Wegen den zerstörten Glücksbringern müssen natürlich auch gleich neue als Nachschub beschafft werden. Das ist ein riesiges Geschäft, aber solange die Japaner es freiwillig machen und damit die vielen Schreine erhalten bleiben, will ich mich nicht beschweren. Problematisch ist es nur, weil der Anreiseweg genau an meiner Wohnung vorbeigeht. Das Heimkehren wird da zu einem echten Problem. Vor der Haustür war auf einmal eine Behelfsbushaltestelle, die Straßen waren verstopft und die Mitte der Straße blieb frei, denn man könnte ja die herumlaufenden Gabengeber behindern.

2015 01 14_03 Dontosai                                                 2015 01 14_01 Dontosai      2015 01 14_05 Dontosai       

In diesem Fall handelt es sich um ganze Firmenbelegschaften, welche bekleidet mit dünnen weißen Unterhosen und umbundenem Bauch in der Kälte zum Tempel ziehen, um dort ihre Gaben abzugeben und um ein erfolgreiches Jahr zu bitten. In Anbetracht der Tatsache, dass wirklich den ganzen Tag Gruppen liefen, muss man fast davon ausgehen, dass alle Firmen der Stadt da waren. Es sah so aus, als ob dabei besonders die jungen Angestellten den kurzen Strohhalm gezogen hatten und sich bei Temperaturen um null Grad für die Firma opfern mussten. Aber auch der eine oder andere Chef ließ es sich nicht nehmen, Erfolg für die Firma zu erbitten.

                    2015 01 14_04 Dontosai                                                  2015 01 14_06 Dontosai

All das ist ein klares Zeichen, wie gläubig Japaner eigentlich noch sind. Sie würden es nie öffentlich zugeben, ehe ihnen aber jemand das Gegenteil beweist, wollen sie auch kein Unglück über sich ergehen lassen und den Traditionen folgen. Für Außenstehende dagegen ist es ein großes Schauspiel und Festivalessen wird sowieso gerne genommen. Dementsprechend kann ich auch mal einen Tag das Chaos verzeihen und die Tradition in mich aufsaugen, wer weiß wann ich das nächste Mal die Möglichkeit dazu habe.

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Zurück in den Alltag

2015 01 06_02Es ist soweit, der letzte Tag der Reise in den Westen Japans hat begonnen. No2015 01 06_01ch etwas erschöpft nach dem 700 km Essenstrip vom Vortag überlegten wir, wie wir den letzten Tag verbringen wollen. Wirklich gesehen hatten wir von Osaka noch nichts, da es am Vortag ja anstelle des Erkundens eine lange Zugfahrt gab. Aber Regen und eine geplante 875 km Zugfahrt zurück nach Sendai machten nicht wirklich Vorfreude, um noch einmal durch die Stadt zu ziehen. Wir entschieden uns kurzerhand, einen Abstecher zum Tsutenkaku, dem 103 Meter hohen Sende- und Aussichtsturm, zu unternehmen, da sich dort eines der besten Essensviertel der Stadt befindet. Diese Tour erschien uns als zeitaufwändig genug, schließlich hatten wir zwei Tage zuvor fast 2 Stunden bis zum Turm benötigt. Was wir nicht wussten war, dass wir aufgrund der Pagode einen riesigen Umweg gelaufen waren und eigentlich hätte man den Turm in fünf Minuten erreichen können. Was soll`s, man lernt schließlich nie aus und so fanden wir uns früher als geplant in einer der extremsten Essensstraßen wieder, welche wir in Japan kennen. Jeder Laden bewirbt seine Speisen mit riesigen Figuren, welche an den Häusern hängen: Wale, Krabben, komische japanische Samurai, all das und viel mehr findet man vor und die groß2015 01 06_04e Frage steht an, welcher dieser Läden 2015 01 06_03jetzt am geeignetsten ist. Jedem, der hier langgeht, kann ich nur empfehlen, sich gut umzuschauen. Wir entschieden uns anhand der Länge der Warteschlange und fanden so ein Kushiage-Restaurant (Frittiertes, in ein dicke Sojasoße gedippt) und waren begeistert. War das Okonomiyaki, besonders im direkten, wenn aber auch unfairen, Vergleich zu Hiroshima noch ohne Chance, so ist Kushiage hier wirklich sehr zu empfehlen. Eine Vielzahl an Geschmacksrichtungen warten auf ihre frische Zubereitung bei Zuruf. Die Soße ist genial und jeder, der auch nur ein wenig Japanisch spricht, wird begeistert sein von der Möglichkeit, Osaka-ben, also den örtlichen Dialekt, einmal live und in Aktion zu erleben.

So gestärkt ging es auf den ersten Teil der Strecke. In weiser Voraussicht hatten wir uns vor Tagen schon den letzten Zug nach Sendai sichern lassen und so konnten wir noch einen kurzen Abstecher ins verregnete Tokyo machen, um die letzten Besorgungen abzuschließen. Im direkten Vergleich bleibe ich trotzdem bei meiner Einschätzung: Osaka ist eine tolle Stadt, besonders für Shoppingfreunde und Menschen, die gerne Englisch sprechen wollen. Für alle anderen mag Tokyo die bessere Wahl sein, welches doch ungleich mehr Sehenswürdigkeiten hat, als dies in Osaka der Fall ist. Auch die Mentalität ist in beiden Städten komplett anders. Osaka ist die lockere, aber dadurch auch unfreundlichere Stadt, während in Tokyo alles etwas steifer, dafür aber immer korrekt und freundlich abläuft. Für mich persönlich gibt es aber gar keine Frage, beide Städte sind nicht meine erste Wahl. Jedem Japanreisenden kann ich nur die kleinen Städte empfehlen. Ok, klein ist relativ, aber wer etwas erleben möchte, der sollte lieber in eine Stadt, wie meine beiden japanischen Lieblingsstädte Hiroshima oder Sendai, fahren. Nur hier hat man die Möglichkeit, das echte Japan kennenzulernen, solange man offen und freundlich auf die Japaner zugeht. Besonders in Hiroshima ist dies absolut der Fall.

Ist Osaka nun die schreckliche Stadt, als welche sie mir für neun Jahre nicht zuletzt dank einer durch Dennis inszenierten Lebensmittelvergiftung in Erinnerung blieb? Bei weitem nicht und ich würde und werde bestimmt einmal wieder vorbeischauen, um zu sehen, wie sie sich entwickelt hat. In der direkten Wahl bin ich aber jetzt erst mal froh, nach Hause zurückzukehren. Und zu Hause, das ist im Moment eindeutig Sendai, die schöne aber „kleine“ Stadt im Nordosten Japans!

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Zurück in Hiroshima

Osaka ist laut, unfreundlich und kulturell sowieso uninteressant. Da gibt es nur eine Lösung: In den Zug und zurück nach Hiroshima. So saß ich heute also wieder im Shinkansen und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Zugegeben, so schlimm ist Osaka gar nicht, aber wir hatten gute Gründe für diese Entscheidung. Der ein oder andere Leser erinnert sich eventuell noch an den Professor in Hiroshima, welchen wir vor zwei Tagen im Okonomiyaki-Restaurant trafen. Dieser schrieb uns heute Nacht eine E-Mail, ob wir denn nicht Lust hätten, mit ihm Essen zu gehen, er lädt uns ein. So etwas lässt man sich nicht entgehen, schließlich war er sehr freundlich und Interaktion mit Japanern ist immer gut. Kurzentschlossen sprangen wir also in den Zug, um das Essen mit einem Besuch in Himeji zu verbinden.

2015 01 05_02Himeji ist eine alte Burg, welche als die schönste Burg Japans zählt. Aufwendig restauriert thront sie über der Stadt und kann auf eine abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken. Nahe Osaka gelegen, hatte sie die Kontrolle über eine der wichtigsten Handelsregionen Japans. Wer diese Provinz kontrollierte, der hatte gute Aussichten auf die Kontrolle über ganz Japan. Besonders der Tokugawa-Clan wusste dies zu nutzen, um seine Vormachtstellung über diese Region zu festigen und schickte in seiner Herrschaftszeit über 40 verschiedene Clans aus ganz Japan dort hin. Versagte die Familie oder zeigte Schwäche, so wurde sie sofort ausgetauscht. In den dreißiger Jahren drohte dann der Verfall der mittlerweile verlassenen2015 01 05_01 Burg. Deshalb wurde sie durch den Krieg hindurch bis in die fünfziger Jahre aufwendig restauriert. Derzeit wird die Burg gerade wieder restauriert. Bis heute sind noch Teile der Burg aufgrund der Arbeiten geschlossen und bis vor ein paar Wochen war es nicht möglich, ein Foto ohne Geländer um die Burg zu machen. Im März soll aber alles fertig sein und deshalb lohnte es sich, endlich die Burg zu besuchen. Es ist wirklich beeindruckend, wie einen die Burg sofort begrüßt, wenn man auch nur den Bahnhof verlässt. Die Stadtplaner haben sich hier wirklich auf das Wichtigste konzentriert und so dem Weltkulturerbe den Glanz verliehen, welchen es verdient. Einziger Wermutstropfen ist, dass ein Besuch der Burg selber noch nicht möglich ist, was ich irgendwann in der Zukunft unbedingt noch einmal nachholen werde.

Im Anschluss ging es aber schnell weiter nach Hiroshima, wir hatten immerhin einen straffen Zeitplan. Dort besorgten wir noch einige deutsche Süßigkeiten, welche wir gegen Hiroshimaer Spezialitäten tauschten, welche uns der Professor mitbrachte. So wurde es ein interessanter Abend, bei dem wir Deutschland und Japan verglichen, 2015 01 05_05neue Kontakte knüpften und dazu noch das beste Tempura – frittierte Fische und Gemüse – aßen, welches ich bisher in Japan hatte. Das wir bei unserem letzten Besuch in Hiroshima mit unserem Nachbarn sprachen, hat sich wirklich ausgezahlt und wir bleiben auf jeden Fall weiter in Kontakt. Wer offen und aufgeschlossen auf Leute zugeht, der hat wirklich mehr von einem Auslandsaufenthalt!

2015 01 05_03Persönliches Highlight für mich war dann auch die anschließende Rückfahrt2015 01 05_04 nach Osaka. Zwar fuhren wir im langsamsten Shinkansen, dafür war es aber der Typ, welchen ich schon bei meinem ersten Besuch vergötterte. Endlich mit ihm fahren zu können, hat den Abend passend abgeschlossen. Beeindruckt fand ich auch, wie kindergerecht die Japaner den Zug gestaltet haben: Es gab am Anfang des Zuges einen Kinderspielplatz, wo sich die Kleinen vorstellen können, selber den Zug zu fahren. Nach all den Eindrücken waren wir dann wieder in Osaka, wo uns morgen die letzten Stunden des Urlaubs verbleiben, um die Stadt noch ein wenig zu erkunden.

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In „Nicht-Hiroshima“

2015 01 04_05Es ist natürlich in Japan nicht nur alles Gold, was glänzt. Einen Ort hatte ich 2015 01 04_02von meiner persönlichen Japankarte schon vor mittlerweile 9 Jahren gelöscht: Osaka, Japans große Stadt im Westen, hat mir bei meinem ersten Besuch so rein gar nicht zugesagt. Weder war die Stadt sonderlich schön, noch gab es viele Dinge zu sehen. Eindrücke können natürlich auch trügen und nachdem so viele Menschen von dieser Stadt schwärmen, entschied ich, der Stadt noch eine Chance zu geben. Das war auch der eigentliche Grund der Reise nach Hiroshima. Hiroshima ist eine Stunde von Osaka entfernt und wenn ich schon in diese Umgebung hier fahre, dann will ich auch mein Lieblingsessen essen. Heute früh ging es aber deshalb gleich weiter mit dem Zug in Richtung Osaka. Leider muss ich sagen, meine Eindrücke von damals wurden wieder bestätigt. Nachdem ich mich schon schweren Herzens von Hiroshima verabschiedete, erwarteten mich in Osaka erst einmal schäbige und dreckige Straßen und unfreundliche Japaner. Man möge sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: „Unfreundliche Japaner“, noch nirgendwo sonst habe ich sie bisher getroffen! Auch Regeln, wie an der Ampel bei Rot zu halten, welche jeder Japaner in jeder Situation befolgt, werden hier reihenweise gebrochen. Das alles ist aber nicht so schlimm, ich bin ja da, um die Stadt noch einmal neu zu entdecken. Dazu ging es erst einmal zu einem örtlichen Tempel, ganz in der Nähe unseres Hotels. Leider hatten wir die Rechnung ohne den Tempel gemacht, schloss dieser doch schon um vier Uhr. So blieb uns nichts anderes ü2015 01 04_03brig, als in Gedanken an meinen Vater aus der Entfernung ein Foto von der örtlichen Pagode zu machen. Es tut mir auch sehr leid, dass ich sie ihm nicht persönlich zeigen konnte, aber vielleicht lindert das Foto die Enttäuschung. Im Anschluss ging es noch nach Electronic Town, das ist ein Bereich der Stadt namens Nipponbashi, welcher sich durch eine immense Anzahl an verkramten Computerläden auszeichnet. Der Stadtteil soll mit Akihabara in Tokyo vergleichbar sein und es stimmt. Ich gehe sogar noch weiter, der Stadtteil ist mit Akihabara vor zehn Jahren zu vergleichen, als es noch kein In-Gebiet war, sondern richtig schön verkramt. Ich war auf jedem Fall im Paradies!

Im Anschluss gab es dann noch einen Vergleichstest: Seit Jahren kann sich keiner vorstellen, warum die Hiroshima-Variante des Okonomiyaki mir lieber ist, als die in Japan weiter verbreitete Version aus Osaka. Um endlich dieser Frage nachzukommen, was besser ist, habe ich Orsolya mitgenommen und in einem überfüllten Restaurant, welches laut Aussage der Gäste zu einem der Besten in Osaka gehört, endlich mal echtes Osaka-Okonomiyaki gegessen. Was soll ich sagen, Hiroshima hat geschmacklich um Weiten gewonnen, obwohl die Osaka-Variante eigentlich ok war. Besonders Orsolya zeigte sich dabei begeistert, wie viel besser die Hiroshima-Variante dabei war.

Insgesamt hat mich aber der erste Tag in meinen Beobachtungen nur bestätigt. Wenn ich in der Zukunft zwischen Hiroshima und Osaka die Wahl habe, meine Entscheidung steht fest: Osaka ist halt kein Hiroshima. Bevor ich aber diesem Gedanken nachgehen konnte, musste ich noch einmal Retter in der Not spielen. Am Hotel haben wir eine U-Bahn-Station, welche eine leicht beschwipste Dame in hohen Lackleder-Highheals entlang marschieren wollte. Wir hatten sie schon vorher gesehen und gerade festgestellt, dass sie eher aussah, als ob sie gerade in einem der örtlichen Lovehotels gearbeitet hat, als dass sie eine Geschäftsfrau ist, als wir plötzlich ein lautes Klatschen hörten. Japaner sammelten sich sofort an der Treppe, um zu beobachten, wie die Frau der Länge nach auf den Stufen lag und auch nicht wieder hoch kam. Anstelle zu helfen, ging man aber lieber weiter, so dass ich schnell hineilte und der Dame aufhalf. Kurzerhand brachte ich sie zu einem U-Bahn-Angestellten, den ich instruierte, sich um sie zu kümmern. Ich konnte es gar nicht weiter, da sie mich nur ungläubig anstarrte, als sie endlich bemerkte, dass ich kein Japaner bin. Ich glaube, in dem Moment, wo sie dies merkte, da sah sie so aus, als ob sie dachte, sie hätte Wahnvorstellungen. So schlimm sehe ich ja nun auch nicht aus! Im Endeffekt hat sie aber hoffentlich alles gut überstanden und ich habe meine gute Tat des Tages vollbracht, was will man mehr.

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Auf zum Essen!

2015 01 03_01Es ist soweit. Der 2015 01 03_02Urlaub meiner Eltern ist zu Ende. Dementsprechend ging es erst einmal zum Flughafen, um sie gebührend zu verabschieden. Um den Abschied leichter zu gestalten, gab es noch ein paar Sushis und dann sollte es eigentlich für sie losgehen. Aus unserer Sicht war die Sache klar, meine Eltern müssen sich ranhalten. Sie sind relativ spät durch die Kontrolle durch und das Gate ist ein paar Meter entfernt. Trotzdem sollte es kein Problem darstellen, wenn sie zügig gehen. Aus diesem Grund verließen wir auch den Flughafen, um uns auf den nächsten Teil der Reise zu begeben. Was wir dabei verpassten, wurde mir etwas später berichtet: Eigentlich wollten meine Eltern noch ein kleines Sakefass kaufen, welches sie vorher schon einmal gesehen, aber nicht gekauft hatten. Kurzerhand ging es also in den Duty-Free Shop um noch solch ein Fass zu kaufen. Dieser Besuch zog sich aber hin und als man sich für ein Fass entschieden hatte, hatten die Verkäuferin und meine Eltern kommunikative Probleme. Es kam, wie es kommen musste: Die Zeit lief ab, wodurch meine Eltern das Fass stehen lassen mussten, als sie auf die Uhr schauten und zum Gate sprinten durften, welches sie als einer der Letzten doch noch rechtzeitig erreichten. Das wäre noch etwas geworden, hätten sie den Flieger verpasst! Zum Glück funktionierte aber alles und ich kann nur hoffen, dass sie etwas Spaß hier hatten. Ich hatte ihn auf jeden Fall!

Im Anschluss an den Besuch meiner Eltern hieß es für mich aber erst einmal Urlaub machen. Wo könnte man da besser hinfahren, als nach Hiroshima, meiner zweiten Lieblingsstadt in Japan. Wer hat das bitte noch nicht gemacht, einmal quer durch Deutschland zu fahren, nur weil es an dem anderen Ort gutes Essen gibt? So ging es also über vier Stunden durch Japan, wobei ein Novum passierte, denn der Zug hatte Verspätung. Die Bahnmitarbeiter waren sichtlich geschockt, hatten aber in Anbetracht der Wetterbedingungen keine Wahl. Schnee in den Bergen verhinderte das Fahren bei normaler Geschwindigkeit. Trotzdem erreichten wir Hiroshima und ich fühlte mich gleich zu Hause. Kurzerhand wurde der Abend damit verbracht, etwas durch die Stadt zu gehen und natürlich um mein Lieblingsessen, Okonomiyaki, zu essen. Dazu ging es in die Okonomiyaki-Republik, wo es auf drei Etagen eine Vielzahl kleiner Restaurants gibt, welche das beste Essen Japans anbieten. Meine Wahl fiel dabei auf ein Restaurant, welches ich vom letzten Besuch noch kannte. Es wird von Fußballfans geführt. Diese erkannten mich auch gleich wieder. Neben mir saß ein Japaner, welcher natürlich auch noch Deutsch konnte. von ihm habe ich nun eine Einladung erhalten, um eine Vorlesung an der Uni von Hiroshima zu halten und habe auch noch einiges über die Stadt gelernt. Es ist eigentlich spannend zu sehen, wie offen und herzlich die Leute in Hiroshima auf einen zugehen, wenn man ihnen auch nur2015 01 03_04 2015 01 03_03gleichermaßen entgegentritt. In anderen Städten Japans habe ich das noch nicht erlebt. Das Essen war zudem auch genial und alleine dafür hat sich die Fahrt gelohnt.

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Eisenbahnmuseum

2015 01 02_02Am letzten vollständigen Tag ihres Aufenthaltes, wollten meine Eltern noch einmal etwas Besonderes sehen. Nein, zur Abwechslung handelte es sich dabei nicht um eine Pagode, auch wenn man so langsam der Meinung sein könnte. Nein, vielmehr ging es ins Eisenbahnmuseum in Saitama. Dieses Museum ist in Japan sehr bekannt und vor allem Familien mit Kindern schwärmen extrem davon. Unsere Erwartungen an diesen Besuch waren also hoch und sie sollten auch nicht enttäuscht werden. Schon am Eingang merkte man dem Museum an, dass es sich zu verkaufen weiß. Der Weg von der Bahnstation zum Museum wurde mit den ersten Attraktionen wie einem offen begehbaren Zugabteil oder einer dampfausstoßenden Dampflok versehen und erzeugten bei jedem Besucher schon gewisse Erwartungen, besonders natürlich bei den Jüngeren. Auch das Museum selber wusste zu überzeugen. Der erste Abschnitt 2015 01 02_01umfasste eine Erkundung der Eisenbahngeschichte Japans zum Anfassen. Züge quer durch die Geschichte wurden dazu in einer großen Halle ausgestellt und dazu dazwischen waren jeweils kleine Bahnhofsbereiche aneinandergereiht, welche mehr über die zu sehenden und betretbaren Züge berichteten. Der Besucher bekam Wissen also in gezielten Dosen ab, was dazu führte, dass sich niemand langweilte. Der eigentliche Geschichtsteil mit trockener Theorie fand dagegen erst in der zweiten Etage statt. Aber auch dort wurde an die Kinder gedacht, welche per Knopfdruck Modellzüge starten konnten, währen die Erwachsenen lesen. Im Anschluss wurde das Museum noch interaktiver und Klein und Groß hatten die Möglichkeit, diverse Simulatoren auszuprobieren, welche wohl auch zum Lokführertraining genutzt werden. Für die Kleineren gab es dazu noch einen spielerischen Entdeckungsbereich, in dem die Kinder spielerisch und pädagogisch wertvoll alles um das Zugfahren selber herausfinden konnten und eine Parkeisenbahn, mit der sie selber einen kleinen Zug fahren konnten. Das Museum hatte auf jeden Fall alles, was ein gutes Museum haben muss. Ohne es zu merken, lernte man Neues kennen und 2015 01 02_03die Zeit verging sehr kurzweilig. Gerade für Kinder, welche ja gerne mal die trockenen Museen kritisieren, wurde hier viel geboten. Ich bleibe dabei, wieso Deutschland sich so schwer tut, die eingefahrenen Wege bei Museen zu beseitigen und mehr auf die Wünsche einzugehen, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Hier in Japan haben das selbst kleine Museen um einiges besser im Griff.

2015 01 02_04Nach dem gelungenen Museumsbesuch ging es dann weiter nach Ōmiya. Eigentlich wollten wir dort nur einen Kaffee trinken. Da ich aber noch den Fanshop der „mächtigen Eichhörnchen“, dem örtlichen Fußballverein, besuchen wollte, ging es noch einmal kurz durch die Stadt. Leider war der Laden zu, dafür gab es aber eine lange Straße, welche zum örtlichen Tempel führte und mit Essensständen gefüllt war. Dies konnten wir uns natürlich nicht entgehen 2015 01 02_05lassen und so ging es zum Tempel, nicht ohne auf dem Weg wenigstens ein paar der lokalen Köstlichkeiten zu probieren. Der Tempel war überlaufen und besonders die pure Anzahl an schlechten Zukunftsvorhersagen war beeindruckend. Eine der Vorhersagen kostet 100 Yen und wenn diese schlecht ist, hängt man sie an einen Baum, wo sie später von den Tempeldienern verbrannt werden und somit nicht in Erfüllung gehen sollen. Hier in diesem Tempel waren mehrere Meter vollgehängt mit diesen Zetteln. Grob geschätzt handelte es sich hier um mehrere 2015 01 02_06tausend Euro an Vorhersagen, welche nicht in Erfüllung gehen sollten. Japaner nehmen diese Vorhersagen also wirklich ernst. Wir hielten uns da lieber raus, besuchten noch mal kurz für den Stadionpunkt das örtliche Fußballstadion und fuhren dann nach Tokyo. Dort machten wir noch ein paar Bilder der renovierten Tokyo Station, die am 23. Dezember 2014 ihren 100. Geburtstag feierte. Dann gingen wir sehr gut Sushi essen.

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Neujahr 2015

01_01_15_03Wo hast du Neujahr verbracht? In Tokyo! Und wo da? In der U-Bahn-Station. Ok, die Geschichte fängt schon man nicht so besonders an, aber es entspricht den Tatsachen. Punkt Mitternacht befanden sich meine Familie und ich gerade in einer U-Bahn-Station und trotzdem sollte es sehr lustig werden. Nach dem guten Essen waren wir etwas spät dran und schafften es erst 5 Minuten nach Mitternacht zu unserem Ziel, dem Tempel zu Füßen des Tokyo Towers. Aber vielleicht war es auch besser so, denn der Tempel war doch wahrlich überlaufen. Countdowns und Feuerwerk gibt es in Japan nicht und so war das einzige visuelle Highlight die Jahresanzeige auf dem Turm.

01_01_15_01Der Tempel hatte die Tore geöffnet und es bestand zum einzigsten Mal im Jahr die Gelegenheit, das Tempelinnere zu besuchen. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen, nur eine hunderte Meter lange Schlange stand zwischen uns und unserem Ziel. Dazu muss man wissen, dass es vom Tempeleingang bis zum Tempel meistens eine längere Fußstrecke mit Treppen gibt. Auf dem Weg war fast kein Vorankommen und alle 10 Minuten wurden ungefähr 300 Menschen in den Tempel gelassen. Dabei lief alles japanisch geordnet ab, in Deutschland hätte die Polizei wohl schwere Geschütze auffahren müssen. Nur, wer möchte so ewig warten? Ich nicht, schließlich wird man nicht jünger. So nutzte ich meine Fußballerfahrung und schlängelte uns an den ganzen Kamerahaltern, welche anstelle nach vorne zu gehen lieber noch einmal schnell fotografierten, vorbei und innerhalb von insgesamt einer Stunde und dabei etwa 15 Minuten direkter Wartezeit vor dem Tempel, hatten wir das Tempelinnere erreicht. Das Innere war den Aufwand auch wert, leider war ich aber etwas abgelenkt, denn es ging um Leben und Tod. Die Menschenmasse war aus meinen Augen viel zu groß und wenn jemand gefallen wäre, er wäre wohl einfach übertrampelt worden. Besonders die Ausländer benahmen sich auch dementsprechend und man kann von Glück reden, dass keine Panik entstand. Da vor mir eine Japanerin im Gardemaß von 1,50 m stand, hatte diese einen besonders schweren Stand und 01_01_15_02konnte kaum atmen. Im Endeffekt nutzte ich meinen Körpervorteil aus und sorgte dafür, das sowohl Orsolya als auch die Japanerin nicht komplett eingequetscht wurden. Im Anschluss quittierte die Japanerin diese Tat auch mit einer sehr tiefen Verbeugung und Dankesworten, da sie echt Sorge um ihre Gesundheit hatte. So fange ich das Jahr gerne an – mit einer guten Tat.

01_01_15_05Der 1. Januar selber ist noch problematischer als der 31. Dezember. Eigentlich ist fast gar nichts offen und die Leute drängeln sich in den Tempeln. Da können wir aber nicht fehlen. Mit dem Zug ging es nach Ikegami, einem kleinen Ort zwischen Kawasaki und Tokyo. Nach langer Recherche hatten wir rausgefunden, dass es dort auch eine Pagode gibt und der Tempel sehr01_01_15_06 ansehnlich ist. Was lag also näher, als meinem Vater eine Freude zu machen? Der Tempel war auch schön, aber natürlich ziemlich überlaufen. Zum Glück wollten wir aber keine Zukunftsvorhersagen, die uns wohl ein 01_01_15_07einstündiges Anstehen eingebracht hätten, sondern ein einfaches Fotografieren reichte uns. Unterstrichen wurde das Ganze noch mit japanischem Festivalessen, welches wirklich schmackhaft ist, wie meine Eltern jetzt auch bestätigen können.

01_01_15_08Im Anschluss daran ging es noch nach Toyko, wo wir uns den Verkauf von Neujahrstaschen, welche zufällige Inhalte haben und ein beliebtes Spiel von Japanern sind, anschauten und Fotos von der großen Kreuzung in Shibuya machten. Leider fanden wir keine Tasche, welcher wir wirklich trauten. Es hätte mich schon sehr gereizt. Der Gedanke, dass man eine zufälligen Gegenstand erhält, welcher mehr wert ist, als der eigentliche Preis der Glückstasche, ist sehr reizbar. Leider ist aber auch die Gefahr der Enttäuschung groß, welche ich nicht unbedingt brauche. Da gehe ich doch lieber anständig essen, als mein Geld in Glücksspiele zu investieren. Dementsprechend wurde der 1. Januar dann auch noch mit schmackhaftem Fisch abgerundet. Und damit beschlossen wir den Tag ganz nach der Art der Japaner, sehr ruhig und besinnlich.

Ich wünsche allen Lesern auf jeden Fall ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2015!

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Spontane Reisen

31_12_14_05Urlaub in Freiburg machen und einfach mal kurz einen Abstecher nach Berlin einlegen? In Deutschland wäre das wohl zumindest ungewöhnlich, hier in Japan dagegen verbrachten wir den letzten Tag des Jahres genau so. Am Morgen stand die Frage auf dem Plan, was wir heute machen. Silvester ist zu vergleichen mit dem deutschen Weihnachten. Die Familien treffen sich und viele Geschäfte und Orte schließen. Das ist natürlich für Urlauber zumindest unpraktisch. Im Endeffekt entschieden wir uns, ins in der Nähe von Nagoya gelegene Hamamatsu zu fahren, wo man einen schönen Blick aufs Meer haben soll. Dank Shinkansen mit seinen 300 km/h ist das alles31_12_14_04 kein Problem. Problematischer war da schon das Besorgen der Tickets, denn in Tokyo stand eine Stadtflucht an. Nur die wenigsten Tokyoter stammen ursprünglich aus der Stadt, so dass eine große Bewegung aus der Stadt heraus stattfand. Neben ewigem Anstehen am Ticketschalter war deshalb auch ein reservierter Platz ein Ding der Unmöglichkeit.

Im Endeffekt schafften wir es aber nach Hamamatsu und es gefiel uns ziemlich gut. Ok, die Touristeninformation konnte nicht viel mit uns anfangen, denn weshalb würde man bitte an einem 31. Dezember die Stadt besuchen. Wir bekamen aber ein paar Hinweise und schafften es zum Ozean, wo wir mithilfe einer Seilbahn die Berge erklommen und die Aussicht auf die Bucht genossen. Eigentlich war es schade, dass wir wieder fahren mussten, für die erste Sonne des Jahres wäre die Lage 31_12_14_06ideal gewesen. Im Anschluss an den Berg gab es dann noch eine Portion der örtlichen Spezialität, Aal, zu essen. Der gegrillte Aal, Unagi, schmeckt wahrlich anders als in Europa, ist aber wohl nicht für jeden so schmackhaft. Nach ganzen vier Stunden ging es dann auch schon zurück nach Tokyo, welches uns aufgrund der wenigen Menschen wie eine Geisterstadt vorkam.

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Problematisch wurde nun das Abendbrot. Ohne Reservierung ist es fast unmöglich, erfolgreich irgendwo einen Platz in einem Restaurant zu finden, aber wir hatten sehr viel Glück und fanden ein kleines Fleischrestaurant. Kann ich noch einmal betonen, dass ich kein Fleisch esse? Egal, den anderen schmeckte es und das ist die Hauptsache! Insgesamt war es wirklich spitze. Die Kellner waren freundlich und sprachen viel mit den Gästen und das Essen war sehr gut. Am interessantesten war es wohl, dass jedes Mal, wenn man besonders gutes Fleisch bestellte, der ganze Laden vom Kellner durch einen lauten Ausruf informiert wurde und dann sämtliche Gäste mitriefen und klatschten. Wobei, wirklich gelöst waren die Kellner bei uns erst, nachdem wir unser Japanisch herausholten. Den Stein, der in diesem Moment von den Kellnern abgefallen war, konnte man wohl bis nach Deutschland hören und ihr erleichtertes Ausatmen war schon fast peinlich. Trotzdem, den Laden können wir empfehlen und unser Silvesteressen war genial.

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So konnte das eigentliche Highlight der Nacht später kommen, wir waren gestärkt.

PS: Als Nachtrag ein kleines Video:

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Eine neue Pagode

30_12_14_01Wie viele von diesen Pagoden gibt es denn noch? Ich glaube, ich muss meinem Vater bei Gelegenheit einen Pagodenführer für Japan besorgen, nachdem es heute früh schon wieder in Richtung einer Pagode außerhalb Tokyos ging. Der Tempel, den wir dabei besuchten, war ziemlich schick, aber leider auch im völligen Chaos, aufgrund des anstehenden Neujahrsfestes. Diese Gefahr ist natürlich immer gegeben. Apropos Neujahrsfest. In Japan begeht man dieses traditionell mit einer Soba- oder Udonsuppe und natürlich stehen an jeder Ecke Menschen, w30_12_14_07elche für diesen Zweck frische Nudeln anbieten wollen. Schon bei der Ankunft am Tempel musste mein Vater etwas warten, was eine Rentnerin ausnutzte, um ihm die Vorzüge ihrer Udon zu erklären. Leider verstand er kein Wort und floh im Endeffekt lieber. Nachdem aber Orsolya und ich eintrafen, konnten wir das Missverständnis klären und sie konnte uns sogar von der Schmackhaftigkeit überzeugen. Jetzt müssen wir nur herausbekommen, wie wir die frischen Nudeln morgen mit unserem 30_12_14_02einzigen Hilfsmittel, einem Wasserkocher, zubereiten. Hoffentlich wirken die Udon auch, wenn wir sie erst später essen können! Wobei, manchmal frage ich mich, ob nach deutschem Recht so einfach auf der Straße ungekühlte frische Pasta verkauft werden dürfte, oder aber ob das Ordnungsamt eingreifen würde? Im Endeffekt ist es aber egal, wir sind in Japan und hier ticken die Uhren anders!

30_12_14_03Im Anschluss ging es für uns nach Akihabara, wo mein Vater sich über die neusten Techniktrends informieren konnte. Interessant war dabei der Besuch einer Brücke in der Nähe von Akihabara. Diese Br30_12_14_04ücke ermöglicht einen Einblick in die anschließende U-Bahn-Station sowie auf eine weitere Bahnstrecke und im Hintergrund hat man den Blick auf die Neonschilder der Elektronikstadt Akihabara. das ist wahrlich ein perfekter Fotoplatz!

30_12_14_08Nachdem es dunkel war, aber eigentlich noch sehr früh, entschieden wir uns für einen kurzen Abstecher ins Amüsierviertel Ikebukuro. Dieser Tokyoter Stadtteil besteht hauptsächlich aus vielen Liebeshotels und Bars, aber man kann hier auch sehr gut Essen. Zu diesem Zweck gab es erst einmal Okonomiyaki. Das wurde aber auch Zeit! Nachdem ich tagelang die ganzen Fleischrestaurants besuchen musste und mich mit den Beilagen bemühte, gab es endlich mein Lieblingsessen und dabei noch in einem der besten Restaurants, welches ich kenne. Nach dem Essen ging es dann30_12_14_06 weiter in die Sunshine City. Das ist ein Einkaufsparadies, welches auch über ein Aquarium und einen der größten Türme Tokyos verfügt. Zu diesem Zweck kann man per Fahrstuhl den Turm zum Observatorium in Höchstgeschwindigkeit herauffahren, welcher für Jahre der höchste Punkt Toykos war. Tokyo sieht bei Nacht natürlich sehr beeindruckend aus, so dass der Besuch sehr lohnt. Aber warum man das halbe Observatorium nutzte, um Werbung für einen japanischen Comic zu machen, erschließt sich mir nicht wirklich. Wer geht bitte extra in ein Observatorium mit Eintritt, nur um dann nachgemachte Trikots von der Serie und ein paar Bilder 30_12_14_05der Serie zu sehen? Nun, mein Problem war es nicht und wir haben jetzt schicke Nachtbilder von Tokyo, was will man mehr. Jetzt heißt es nur zu schauen, was morgen los ist. In Anbetracht des Silvestertages könnte alles zu sein, aber wir finden schon eine Beschäftigung. Falls wir uns vorher nicht mehr lesen, wünsche ich allen Lesern auf alle Fälle schon einmal einen guten Rutsch ins neue Jahr!

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Wo geht es hier zum Hotel?

Es ist soweit! Nach einigen Tagen in Sendai steht ein Umzug an. Zu diesem Zweck geht es mit gepackten Koffern durch Sendai. Besonders beeindruckend ist dabei das Ende des Sternenlichtfestes. War gestern die ganze Hauptstraße noch mit tausenden kleinen Lampen beleuchtet, so haben es die Japaner in einer Nacht-und-Nebel-Aktion geschafft, alles abzubauen und um 9.30 Uhr konnte man nur erahnen, was vor 10 Stunden noch auf der Straße los war.

Die Fahrt nach Tokyo verlief überraschend entspannt. Nach kurzer Fahrt erreichten wir unseren Hotelstandort Shimbashi. Die Frage war nur: Wo ist das Hotel? Der Erste verortete es kurzerhand zum Tokyoter Hauptbahnhof, was zwei Stationen entfernt war. Die zweite Person hatte erst 29_12_14_03gar keinen Plan und Nummer Drei und Vier unserer kleinen Reisegruppe hatten unterschiedliche Orte auf dem Navigationsgerät im Handy gefunden. Nun war guter Rat teuer. Plötzlich erschien ein Japaner und fragte, ob er denn helfen könne. Da lassen wir uns nicht zweimal bitten und schon standen wir verwirrt an einer Karte und er suchte die Adresse. Die Rettung kam in Form eines Polizeiautos. Kurzerhand sprang der Japaner vor dieses und fragte die verdutzten Polizisten nach dem Weg. Zum Glück ist die Polizei dein Freund und Helfer. So standen vier Europäer auf der Straße, während zwei Polizisten im Navi ihres Autos suchten und ein Japaner mit einem dazugekommenen weiteren Japaner über den Weg stritt. Das ist halt Japan wie es leibt und lebt! Im Endeffekt hatte einer der Handynutzer aber recht und wir fanden sehr schnell das Hotel.

29_12_14_04Nun wurde es Zeit, uns zu trennen. Während Orsolya und ich nach Odaiba fuhren, machten meine Eltern die Umgebung unsicher. Dabei ging es für sie auf den Tokyo-Tower. Zwar war das Wetter nicht so toll, aber die Aussicht ist jeden Besuch wert. Wir machten dagegen in Odaiba eine Convention unsicher, wo Japaner selbstgeschaffene Kunstwerke anbieten können. Diese Ausstellung war schon interessant, besonders da es sich um meinen dritten Besuch handelte und ich langsam die Mechanismen verstehe. Das Einzige, was ich nicht verstehe, sind einige 29_12_14_05der Besucher. Wie verzweifelt muss man sein, um sich wegen den teilweise kunstvoll verkleideten Cosplayern, also als Buch- oder Filmcharakter verkleidete Personen, so zu entwürdigen, um ein Foto von unter dem Rock zu erhaschen? Das Schlimme ist, das waren nicht nur Einzelne. Nein, das waren Massen, welche die Cosplayer nicht wirklich wertschätzten.

Nach der Erfahrung der Convention ging es zurück, um meine Eltern zu treffen. Zusammen ging es29_12_14_01 dann nach Yokohama in die China Town. Dieser Abschnitt von Yokohama ist seit über hundert Jahren vollkommen in chinesischer Hand. Als ersten geöffneter Hafen war Yokohama schon immer die Stadt, in der besonders viele Ausländer zu Hause waren, welche sich wiederum in Enklaven zusammentaten. China Town ist davon die bekannteste und bis heute mit unzähligen chinesischen Restaurants und Läden gefüllt. Besonders in der Nacht kommen diese bei der farbenfreudigen Beleuchtung natürlich besonders gut zur Geltung. Obwohl wir ja eigentlich Urlauber in Japan zu Gast haben, entschieden wir einstimmig, eines der Lokale hier aufzusuchen und einmal die chinesische Küche zu probieren. Dabei gab es Tausendjährige Eier, welche P1230292schlimmer aussehen, als sie schmecken und zwei kochende Soßen, in die unsere Fleischesser rohe Sachen schmeißen konnten, um diese damit fertig zu garen. Das war ein großer Spaß, welchen man in Deutschland und besonders außerhalb der Großstädte so rein gar nicht finden würde. Eigentlich ist das schade, denn es schmeckte. Trotzdem bleibe ich dem japanischen Essen treu, welches für mich dem chinesischen Essen trotzdem noch weit überlegen ist!

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